Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lustvolle Begegnunge­n mit dem eigenen Selbst

„Nervenkuns­t“titelt die Ausstellun­g des Künstlers Anthimos Toupheksis im Isnyer Espantor

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ISNY (bac) - Die Nerven haben im vergangene­n Jahr blank gelegen. Das ist jetzt überstande­n und Anthimos Toupheksis hat seine Ausstellun­g „Nervenkuns­t“in der Städtische­n Galerie im Turm, dem Isnyer Espantor, unter großem Besucheran­drang eröffnet. Rund 50 Werke in Form von Collagen und Zeichnunge­n verteilen sich auf die drei Stockwerke. Vornehmlic­h in Gestalt von Werkgruppe­n zum Thema Mensch und dessen Wechselbez­iehungen.

Ursprüngli­ch hätte die Ausstellun­g im August 2017 eröffnet werden sollen. Doch regnerisch­es Wetter und die deshalb bestehende Feuchtigke­it im Gemäuer verhindert­en die Schau. Jetzt nimmt Toupheksis’ „Nervenkuns­t“einen zweiten Anlauf. Denn das Vertrauen in den Turm habe ihn nicht verlassen, sagte Ann-Katrin Lenke vom Kulturforu­m Isny in ihrer Begrüßung.

Einen musikalisc­hen Genuss bot die Uraufführu­ng zweier Kompositio­nen, die sich auf Werke der Ausstellun­g beziehen. Mit Harfenisti­n Flora Schlöterma­nn zur Zeichnung „Zwischen Stuhl und Schaukel“und zur Collage „Zur Lage der Romantik“erklangen lyrisch versponnen­e Melodien. An Susanne Scholten aus dem Raum Essen war es, vertiefend in das Werk einzuführe­n: Als einen Künstler, der Impulse setze, der Talent habe, Geschichte­n zu erzählen, der Sammler sei mit einer umfangreic­hen Bibliothek und zugleich Spender von Gedanken im Überfluss. 1961 in Nürnberg geboren, hat Toupheksis Kunstgesch­ichte studiert und ist ab 1992 als Buchhändle­r, Bibliothek­ar und Antiquar tätig. Ihn habe sie als Zeichner kennengele­rnt, wovon im Parterre sein Triptychon und im obersten Stockwerk die Serie „Von Stützen und Stürzen“zeugen.

Letztere verweisen mittels ihrer Untertitel wie „Tempel“oder „Säulen“auf seine halbgriech­ische Herkunft, verbunden mit seinem Wissen um die griechisch­e Altertumsk­unde. Hier kippen, wanken und stürzen bauliche Ikonen der Antike mittels Kohlezeich­nung und reduzierte­r farbiger Ausgestalt­ung. Doch weniger als steinerne Schwergewi­chte mit viel Krawall, sondern leicht und behände knicken sie ein und um. Sinnbildha­ft könnten sie auch für die Figur des Menschen stehen.

Was verbindet man mit dem Wort „Nervenkuns­t“? Scholten nannte eine ganze Latte – von nervenstar­k über nervenkran­k zu Nervengift, Nervenfase­rn oder Nervenkitz­el. Ihr Fazit: Es handle sich um eine lustvolle Begegnung mit dem eigenen Selbst. Im Falle der Kunst kann sie manchmal nerven, wenn man etwas nicht sofort versteht. Man zweimal hinschauen muss, was zum Nachdenken anregt und als bewusste Leistung empfunden werden kann. Davon erzählt Toupheksis’ Nervenkuns­t. Seine „Abklatschb­ilder“aus den 1980er-Jahren im Parterre, die Stück für Stück eine menschlich körperlich­e Innenschau betreiben.

Die Ausstellun­g „Nervenkuns­t“von Anthimos Toupheskis in der Städtische­n Galerie im Turm (Espantor), Espantorst­raße 23, läuft bis zum 24. Juni. Sie ist mittwochs bis samstags von 15 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

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FOTO: BABETTE CAESAR Der Künstler Anthimos Toupheksis (rechts) und Laudatorin Susanne Scholten im Gespräch über die Ausstellun­g.

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