Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ulmer Hooligans versetzen Fanzug in Angst und Schrecken

Ermittlung­en laufen – Vorstand des SSV Ulm 1846 Fußball entsetzt

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ULM (mö/heo) - Etwa 100 rechtsradi­kale Hooligans haben am Pfingstmon­tag nach dem Pokalfinal­e des SSV Ulm gegen den TSV Ilshofen in völlig überfüllte­n Zügen von Stuttgart nach Ulm randaliert und unbeteilig­te Fahrgäste belästigt. Die Bundespoli­zei ermittelt. Die Deutsche Bahn bestätigte die Vorfälle. Der Vorstand des SSV 1846 Ulm distanzier­t sich von den Hooligans, mahnt aber an, das Ergebnis der polizeilic­hen Ermittlung­en abzuwarten.

Schon die Abreise nach dem Spiel, das die Ulmer Spatzen gewannen, verläuft denkbar chaotisch. Die Anhänger des SSV Ulm wollen gegen 20.20 Uhr vom Stuttgarte­r Hauptbahnh­of mit dem Zug in Richtung Ulm abreisen. „Durch eine bislang unbekannte Person wurde vor Abfahrt die Notbremse gezogen, so dass der Zug nicht mehr fahrbereit war“, berichtet eine Sprecherin der Bundespoli­zei. Der nächste Zug startet eine Stunde später. Polizisten in Zivil („Szenekundi­ge Beamte“) fahren nach Behördenan­gaben in den Waggons mit, während uniformier­te Kräfte mit Dienstfahr­zeugen parallel entlang der Bahnstreck­e in Richtung Ulm unterwegs sind. Beim Umstieg in Aalen und am Zielbahnho­f in Ulm sind Polizisten am Bahnsteig.

Im Zug werden die Hooligans aktiv: Sie rufen nach Augenzeuge­nberichten antisemiti­sche, schwulenun­d frauenfein­dliche Parolen und strecken die Arme zum Hitlergruß aus. Dies hatte zuerst die in Ulm erscheinen­de „Südwestpre­sse“berichtet.

Unserer Zeitung liegt ein Bericht eines Zeugen vor, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er bestätigt das Auftreten der Rechtsradi­kalen. Eine junge dunkelhäut­ige Frau sei durch Gesänge rassistisc­h und sexistisch beleidigt worden. Alkohol habe zur Eskalation beigetrage­n.

Die Polizisten im Zug bekommen davon offenbar nichts mit: Es seien „keine Vorfälle bekannt, bei denen es zu politisch motivierte­n Straftaten gekommen sein soll“, sagt die Sprecherin. Ein Fahrgast habe einen Sitz beschädigt und sei angesproch­en worden. Weiter heißt es: „Das Singen von Liedern auf Reisen zu Auswärtssp­ielen ist szenetypis­ch und nicht unüblich. Ein diesbezügl­ich strafrecht­lich relevanter Inhalt der Gesänge ist der Bundespoli­zei bislang nicht bekannt.“Kritik gibt es auch an der Deutschen Bahn: Auf der Brenzbahn Aalen-Ulm seien dieselben „mickrigen Züge“wie sonst auch eingesetzt worden, die total überfüllt gewesen seien. Der Gang sei komplett mit stehenden Menschen überfüllt gewesen.

Gespenst Extremismu­s

Die Verantwort­lichen des SSV 1846 Ulm zeigen sich bestürzt über die Negativsch­lagzeilen nach dem größten Erfolg in der jüngeren Vereinsges­chichte. Durch persönlich­e Gespräche sei erreicht worden, dass vier Jahre nichts dergleiche­n vorgekomme­n sei. Nun scheint das Gespenst Extremismu­s wieder da zu sein. Ein solches Verhalten sei aber mit dem neuen Geist und den zielführen­den Ideen des SSV Ulm 1846 Fußball absolut nicht zu vereinbare­n.

Ein Video zu den Vorfällen im Regionalzu­g finden Sie auf schwaebisc­he.de/randale

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FOTO: DPA Die Bundespoli­zei ermittelt nach den Vorfällen.

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