Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer Fußball schauen will, muss zahlen

Künftig werden Champions-League-Spiele nur noch auf Bezahlkanä­len angeboten

- Von Michael Rossmann und Manuel Schwarz

MÜNCHEN/MAINZ (dpa) - Die Fußballfan­s müssen sich in der kommenden Saison umstellen, wenn sie die Champions League sehen wollen. Das Zweite verabschie­det sich mit der Übertragun­g aus Kiew – danach wird es unübersich­tlich und teuer.

Zum letzten Mal läuft die Champions League an diesem Samstag im ZDF. Das Endspiel in Kiew ist nicht nur für den öffentlich-rechtliche­n Fernsehsen­der ein Abschied, sondern auch für die deutschen Fußballfan­s. Von der kommenden Saison an müssen sie für alle Live-Übertragun­gen des wichtigste­n Vereinswet­tbewerbs zahlen – und das zweimal.

Der Pay-TV-Sender Sky hat sich im Verbund mit dem ebenfalls kostenpfli­chtigen Streamingp­ortal DAZN die Rechte gesichert. ZDF-Intendant Thomas Bellut bezeichnet­e das vor einem knappen Jahr unterzeich­nete Vertragswe­rk mit der UEFA als „schlechte Nachricht“für die Fußballanh­änger. Das gilt aber auch für seinen Sender.

Sechs Jahre lang durfte sich das ZDF als Nachfolger von Sat.1 über die attraktive­n Fußballübe­rtragungen freuen. 17 Spiele pro Saison mit Durchschni­ttswerten von mehr als sechs Millionen Zuschauern und Marktantei­len von über 20 Prozent sorgten für Quoten-Freude in Mainz.

Die erfolgreic­hste Übertragun­g der nun endenden ZDF-Ära war das deutsche Finale im Mai 2013. Beim Endspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München saßen 21,61 Millionen Deutsche vor dem TV-Schirm und sorgten nach ZDFAngaben für einen Marktantei­l von 61,7 Prozent. Diesen Rekordwert wird das Finale am Samstag in Kiew trotz deutscher Note mit Real-Spieler Toni Kroos und Liverpool-Trainer Jürgen Klopp wohl kaum toppen.

In der kommenden Saison ist das ZDF nicht mehr dabei – und der Fußballfan muss in jedem Fall zahlen. An Sky oder DAZN oder an beide, wenn er nichts verpassen will. Nur in einem Fall gäbe es ein ChampionsL­eague-Spiel ohne zusätzlich­e Bezahlung: wenn ein deutscher Verein im Endspiel steht. Das regelt der Rundfunk-Staatsvert­rag.

Der neue TV-Vertrag mit der UEFA dürfte auch für viele Sky-Kunden ein Ärgernis sein. Denn deutlich mehr Live-Spiele zeigt der Streamingd­ienst DAZN, der eine sogenannte Sub-Lizenz von Sky erworben hat. Abonnenten, die – wie in dieser Saison letztmals – die freie Champions-League-Auswahl haben wollen, benötigen neben dem SkyVertrag zusätzlich ein DAZN-Abo.

„Wir konzentrie­ren uns auf das Beste, unser Partner auf die Breite“, sagte Sky-Boss Carsten Schmidt. Aufgeteilt werden die Spiele zwischen den Partnern nach einem schwer verständli­chen Schlüssel. Der Pay-TV-Sender setzt vor allem auf die Attraktivi­tät der bei den Kunden beliebten Konferenze­n. 40 werden es in der kommenden Saison sein. Reduzieren wird Sky hingegen sein Angebot an Live-Partien auf – im Normalfall – 34 der insgesamt 138 Spiele pro Saison.

Es seien „mehr Einzelspie­le mit deutscher Beteiligun­g“als bei DAZN, verspricht Sky. Der Streamingd­ienst zeigt pro Serie rund 110 Partien. Schon in der Gruppenpha­se werden einige Partien der vier deutschen Mannschaft­en (Bayern, Schalke, BVB und Hoffenheim) exklusiv nur bei DAZN zu sehen sein.

Wie unübersich­tlich das Vertragswe­rk der beiden Bezahl-Anbieter für den Fußballfan ist, zeigt sich bereits an den zwölf Spieltagen der Gruppenpha­se: Neunmal darf Sky sich eine Begegnung aussuchen und exklusiv zeigen. Dreimal besitzt DAZN dieses Vorrecht.

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FOTO: AFP Werbung fürs Champions League Finale in Kiew.

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