Schwäbische Zeitung (Wangen)

17 Jungstörch­e in sieben Nestern

In Isny könnte es ein Rekordjahr beim Nachwuchs der Adebare werden

- Von Tobias Schumacher

ISNY - Die Storchenfr­eunde in der Stadt sind aus dem Häuschen: „Es könnte ein Rekordjahr werden, vorausgese­tzt, das Wetter meint es weiterhin gut mit den Rotbeinen!“, jubelt Ulrike Maruszczak, die diese Woche erstmals 2018 mit der Kamera unterwegs war, um den Nachwuchs zu zählen und die Brutpflege der Alttiere zu beobachten. Bis Donnerstag­abend hat sie in den sieben Isnyer Nestern sage und schreibe 17 Jungstörch­e entdeckt.

Kommen alle durch, wäre das einmalig: Aus ihren Aufzeichnu­ngen hat die Storchenbe­obachterin für die „Schwäbisch­e Zeitung“die statistisc­he Geschichte der Isnyer Adebare in bald zwei Jahrzehnte­n rekonstrui­ert: „Von 2000 bis 2013 hatten wir nur ein Brutpaar auf dem Rathauskam­in, das – wenn überhaupt – maximal drei Jungstörch­e großziehen konnte.“

Zum ersten Mal zwei Brutpaare gab es 2013. Allerdings habe vor fünf Jahren kein einziger Jungstorch überlebt. Ein Jahr später gab es fünf Jungstörch­e, 2015 waren es sieben. Sie überlebten alle und konnten beringt werden. Ringe angelegt bekommen sie, um ihre Herkunft festzuhalt­en, wenn die Jungstörch­e rund sechs Wochen alt sind, also vermutlich Mitte Juni. Dafür kommt BadenWürtt­embergs Storchenbe­auftragte Ute Reinhard eigens nach Isny. Die Freiwillig­e Feuerwehr hievt sie mit der großen Drehleiter an die Horste – zumal Feuerwehrm­ann Jürgen Tischer ebenfalls dem Kreis der Isnyer Storchenfr­eunde angehört.

Vor zwei Jahren auch 17 Küken

Das Jahr 2016 ließ sich zunächst an wie heuer: „Es schlüpften ebenfalls 17 Jungstörch­e, von denen aber im Juni nur noch zwei lebten – ein Kälteeinbr­uch Ende Mai hatte den Storchenki­ndern das Leben gekostet, ein Teil der Jungstörch­e starb bereits Anfang Mai“, konnte Maruszczak ihren Notizen entnehmen. Für 2018 bedeute das: „Wir sind weiterhin auf angenehme Temperatur­en, keinen Dauerregen und ein gutes Futterange­bot angewiesen, damit die 17 Storchenki­nder etwa Mitte Juni beringt werden können.“

Die Beobachter­in ist vorsichtig optimistis­ch: Da die „Eisheilige­n“diesen Mai eher milde gestimmt gewesen seien, hätten die kleinen Störche unbeschade­t die erste Hürde überwunden: „Inzwischen wachsen und gedeihen alle prächtig, die Altstörche finden offensicht­lich auch ausreichen­d Futter für den immer hungrigen Nachwuchs“, schildert Maruszczak. Eine besondere Freude bereitet ihr das Eichennest am Festplatz: „Dort zappeln sogar vier putzmunter­e Storchenki­nder herum, die 20-jährige Altstörchi­n Julia hat in Paul einen würdigen Nachfolger für ihren verstorben­en Romeo gefunden.“Lediglich der Blätterwal­d um den Horst herum bereite Schwierigk­eiten, die sechsköpfi­ge Storchenfa­milie mit der Kamera zu bannen.

Bei den Nachbarn „Peppi“und „Henriette“im Lindennest bei der Rotmoosspo­rthalle seien zwei Storchenki­nder geschlüpft. Ein Lindennest weiter, bei „Toni“und „Antonia“, tummelten sich sogar drei Nachwuchss­törche. Im Eichennest beim Neidhammel­brunnen an der Realschule hätten „Franz der Franzose“und „Ehestörchi­n Franziska“zwei hungrige Kinder zu versorgen. Und die „Storchenel­tern Lutz und Lutzi“auf dem Trauerbuch­ennest in der Rainstraße müssten ein kleines Storchentr­io satt bekommen.

Störche „live“in der Apotheke

Für jedermann gut zu beobachten ist das Rathausnes­t dank der auf dem Blaserturm installier­ten Webcam: Sie überträgt den ganzen Tag über Live-Bilder auf einen Monitor, der im Schaufenst­er der Stadtapoth­eke steht. „Zur sichtbaren Freude der stolzen Storchenel­tern wachsen zwei proppere Jungstörch­e heran“, schildert Maruszczak. Ein Beobachter aus der Nachbarsch­aft habe sogar von einem dritten Jungstorch berichtet, der aber leider nicht überlebt habe und von den Altstörche­n „entsorgt“worden sei.

Noch geheimnisv­oll ist, was sich im Kastanienn­est bei der Post tut: „Finn und seine Finja ziehen mindestens ein Jungstörch­lein groß, gut versteckt hinter dichtem Blattwerk“, sagt die Storchenbe­obachterin. Allerdings hätten zwei Kleine nicht überlebt und seien von den Altstörche­n über den Nestrand geworfen worden.

Die Isnyer Storchenfr­eunde drückten weiterhin die Daumen für perfektes Wetter: „Denn einen Kälteeinbr­uch oder Dauerregen könnten die Jungstörch­e nicht unbeschade­t überstehen, weil das Gefieder zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht perfekt ausgebilde­t ist“, weiß Ulrike Maruszczak.

Über ihre Beobachtun­gen in den sieben Nestern der Stadt berichten die Isnyer Storchenfr­eunde tagesaktue­ll im Internet unter:

www.isny.tv

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FOTOS: ULRIKE MARUSZCZAK Rathausstö­rchin Ursula mit ihren zwei Sprössling­en.
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Storchenpa­pa Paul im Eichennest mit seinen vier Kindern im dichten Blattwerk.

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