Schäden am Kamin der Kulturfabrik
Frost lässt Steine abplatzten – Lindenberg sucht Lösung – Denkmalschutz beachten
LINDENBERG - Was hat es mit dieser Holzkonstruktion am Eingang zum Kesselhaus in Lindenberg auf sich, die vom Stil her so gar nicht zum Charme des ehemaligen Fabrikgebäudes passt? Ein Unterstand für Raucher? Von wegen: Das Dach soll die Besucher der Gastronomie vor herunterfallenden Klinkersteinen schützen. Denn seit dem Winter sind in regelmäßigen Abständen Teile des historischen Kamins abgeplatzt.
Die Stadt erarbeitet derzeit eine Lösung. Einfach wird die aber nicht: „Es ist ein Spezialthema“, sagt Stadtbaumeisterin Marlen Walser. Auch deshalb, weil der Kamin ebenso wie das Kesselhaus unter Denkmalschutz steht. Eine enge Abstimmung mit der Behörde ist erforderlich.
Der 28 Meter hohe Kamin ist ein Überbleibsel der Hutfabrik Reich. Er wurde 1923 errichtet. Als die Stadt das heutige Hutmuseum gebaut hat, blieb er als Wahrzeichen stehen. Allerdings mussten einzelne Steine saniert oder ausgetauscht werden. Das hat rund 125 000 Euro gekostet. Nun hat sich herausgestellt, dass die damals verwendeten Klinkersteine (darunter versteht man hart gebrannten Ziegel) eine schlechte Qualität haben. Sie nehmen zu viel Wasser auf. Das hat Frostschäden nach sich gezogen, einzelne Teile sind aus mehreren Metern Höhe auf den Boden gefallen. „Es hat uns wirklich überrascht diesen Winter. Drei Jahre lang war nichts“, sagt Walser.
Auch im Inneren des Kamins hat sich Feuchtigkeit angesammelt. Vermutlich deshalb, weil er nicht mehr beheizt wird, das Material aber eigentlich für durchgängig hohe Temperaturen ausgelegt ist. „Der Ziegel ist dauerhaft geschädigt“, sagt Walser, wobei nicht alle Steine betroffen seien. In erster Linie gelte das für die äußere Reihe. Die Ziegel sind etwa zehn Zentimeter tief – und an manchen Stellen ist etwa ein Zentimeter davon abgeplatzt. Das könne man in etwa mit einer Fliese vergleichen, sagt die Stadtbaumeisterin. Wenn die aus 15 Metern herunterfalle, sei es aber dennoch gefährlich.
Mittels der Drehleiter der Feuerwehr haben der Bauhof und die damals beauftragte Fachfirma den Kamin im Frühjahr inspiziert, schadhaftes Material heruntergeklopft und entfernt. „Im Moment fällt nichts runter“, sagt Walser und schiebt hinterher: „Die Sicherheit der Passanten ist am wichtigsten.“Deshalb wurde ein Bauzaun aufgestellt und auch die Holzkonstruktion am Eingang.
„Wir kennen den Ist-Zustand, die Ursache und das Schadensbild“, sagt Walser. Allerdings gibt es derzeit noch keine Lösung, wie das Problem dauerhaft behoben werden kann. Die damals verwendete Methode scheidet wohl aus – es bestünde das Risiko, dass in drei, vier Jahren erneut etwas zu flicken wäre.
Die Stadt prüft deshalb verschiedene Varianten. Dabei steht sie in Absprache mit dem Denkmalamt – und hofft auch, von dortigen Fachleuten mögliche Lösungsvorschläge zu bekommen, die in vergleichbaren Fällen andernorts geholfen haben. „Wir sind noch nicht am Ende der Weisheit“, räumt Walser ein. Demnächst soll sich der Stadtrat auch öffentlich mit dem Thema befassen.
In Lindenberg stehen derzeit nur noch zwei imposante Schornsteine: an der Kulturfabrik und beim Käsehersteller Schreiber & Rupp, welcher noch aktiv ist. Die Firma Mayser hatte ihren vor zwei Jahren aus Sicherheitsgründen abbauen lassen. Mit 58 Metern war er damals das höchste Bauwerk der Stadt gewesen.
„Es hat uns wirklich überrascht diesen Winter. Drei Jahre lang war nichts.“ Stadtbaumeisterin Marlen Walser