Schwäbische Zeitung (Wangen)

Post plant offenbar Erhöhung des Portos

Tarif für Briefe könnte auf 80 Cent steigen – Zahl der Beschwerde­n steigt massiv an

- Von Andreas Herholz und unseren Agenturen

BERLIN - Nach steigenden Preisen für Bücher- und Warensendu­ngen müssen sich die Kunden der Post wohl auch auf höhere Portogebüh­ren für klassische Briefe einstellen. Laut „Bild am Sonntag“gibt es bei der Deutschen Post Erwägungen, das Porto für den Standardbr­ief 2019 um zehn auf 80 Cent anzuheben. Prompt gab es Kritik seitens der Opposition und von Verbrauche­rschützern.

Ein Sprecher der Deutschen Post sprach am Sonntag von Spekulatio­nen. Zunächst müsse die Bundesnetz­agentur ein neues Verfahren zur Bestimmung der Briefpreis­e festlegen. Sobald das feststehe, werde die Post auf dieser Grundlage entscheide­n, ob Preise verändert werden und wenn ja – in welchen Bereichen und in welcher Höhe, sagte der Sprecher.

Das Porto für den Standardbr­ief ist staatlich reguliert. Die Bundesnetz­agentur hatte nach der letzten Erhöhung 2016, als das Porto für den Standardbr­ief von 0,62 Euro auf 0,70 Euro angehoben wurde, die Preise für drei Jahre eingefrore­n. Der nächstmögl­iche Termin für eine Erhöhung ist der 1. Januar 2019.

Zugleich zeichnet sich ab, dass die Beschwerde­n über die Deutsche Post bei der Bundesnetz­agentur 2018 einen Rekord erreichen könnten. Schon bisher sind bereits mehr als zwei Drittel des Vorjahresw­ertes eingegange­n. Bis Ende Mai sind rund 4100 Beschwerde­n gezählt worden. Im Gesamtjahr 2017 waren es 6100, ein Anstieg von wiederum 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die meisten Beschwerde­n betreffen laut Netzagentu­r Probleme bei der Zustellung. Über die Hälfte entfällt auf das lizenzpfli­chtige Brief-, ein Drittel auf das Paketgesch­äft. Die absolute Zahl sei insgesamt aber weiter auf einem niedrigen Niveau. Der steigende Onlinehand­el führt vor allem in Städten zu Zustellung­sfehlern.

Kritik an der geplanten Portoerhöh­ung kam von Klaus Müller vom Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen (vzbv). Eine 14-prozentige Preiserhöh­ung für Briefe auf 80 Cent und gleichzeit­ig eine Rekordzahl an Beschwerde­n – „das ist eine Frechheit“, schrieb er beim Online-Kurznachri­chtendiens­t Twitter.

Die Grünen forderten die Regierung am Sonntag auf, entspreche­nde Anträge der Post genau zu prüfen. Seit 2012 sei das Porto für Standardbr­iefe bereits um rund 30 Prozent gestiegen, sagte Fraktionsv­ize Oliver Krischer der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Eine weitere Erhöhung ist kritisch zu sehen, gerade wenn dies in einem Bereich geschieht, in dem die Post einen hohen Marktantei­l hat.“Leider schaue die genehmigen­de Bundesnetz­agentur bei der Post nicht allzu genau hin, kritisiert­e Krischer. Die Post habe im vergangene­n Jahr einen Gewinn von mehr als vier Milliarden Euro erwirtscha­ftet. „Die Post sollte lieber die hohen Dividenden kürzen, als das Porto zu erhöhen“, sagte Krischer. LEITARTIKE­L

Newspapers in German

Newspapers from Germany