„Tempo 80 ist schon ein ziemlicher Eingriff auf der Autobahn“
Landesverkehrsminister Winfried Hermann über Tempolimits, Bahnübergang und Fahrverbote
WANGEN (bee) - Bei seinem jüngsten Besuch in der Region hat Landesverkehrsminister Winfried Hermann nicht nur die Firma SET Power Systems im Waltersbühl besucht (wir berichteten), sondern hat sich auch zu regionalen Verkehrsthemen geäußert. Konkret zu den Dauerbrennern B-32-Bahnübergang und A-96-Tempolimit.
Der B 32-Bahnübergang in Wangen soll spätestens bis zur Landesgartenschau 2024 beseitigt sein. Wie realistisch ist dieser Zeitplan?
Die Landesgartenschau ist der Punkt, da muss man fertig sein. Aus anderen Städten mit Landesgartenschauen weiß man, dass solche festen Termine dazu führen, dass alle termintreu sind und es am Ende auch klappt. Wir haben die Verpflichtung, dass wir es bis dahin schaffen müssen, das wissen auch alle Beteiligten, und das Land wird alles tun, damit wir diesen Termin einhalten können. Wenn es schneller geht, ist es auch gut.
Hat das Land maßgeblichen Einfluss, wenn die Unterlagen aus Berlin zurückkommen? Können Sie da Druck machen beim Planfeststellungsverfahren und beim Bauen?
Der Zeitplan ist ja vorgegeben. Es ist schon so, dass wir da auch hinterher sind und nachfragen, dass es vorangeht und nicht unbearbeitet bleibt. Das Projekt ist ja schon älter, das gibt es ja nicht erst seit gestern. Ich denke, wir haben da jetzt auch Zeit, das hinzukriegen.
Anderes Dauerthema in der Region Wangen: Sehen Sie noch Chancen für ein generelles Tempolimit auf der A 96?
Vielleicht nochmal zur Geschichte: Der Landtag hat mich damals einstimmig aufgefordert, den Modellversuch zu machen. Als ich da Ernst machen wollte, haben sich die meisten Abgeordneten nicht mehr daran erinnert. Der Bund wollte das nicht, und deswegen sind uns als Land die Hände gebunden, wir konnten so nicht auf einer großen Strecke den Modellversuch testen. Somit können wir hier nur noch unsere Kompetenz ausüben, und das heißt Tempolimit nur, wenn bei einer Strecke beispielsweise aus Lärmschutzgründen die Grenzwerte überschritten werden oder aus Gründen der Verkehrssicherheit. Was wir auf der A 96 festgestellt haben, ist, dass es bei Nässe eine Gefährdung gibt, deshalb haben wir dort jetzt eine relativ strenge Auflage, denn Tempo 80 ist schon ein ziemlicher Eingriff auf der Autobahn. Auf die konkrete Frage „Haben wir noch eine Chance?“mag ich eigentlich nicht gerne antworten, denn die Chance bestünde darin, dass mehr Unfälle passieren, und das will man ja nicht. Das hoffen wir auch nicht. So lange keine überdurchschnittlichen Unfallzahlen da sind, wird sich daran auch nichts ändern.
Auch wenn viele Anlieger weiter für ein generelles Tempolimit plädieren und sagen, dass sich die Lärmbelastung im Vergleich zu den damals gemessenen Werten stark erhöht hat...
Wenn man Tempo 120 fährt, ist der Lärm trotzdem da und der Unterschied zu schneller fahrenden Fahrzeugen nicht so hoch. Wenn die Lärmgrenze es hergegeben hätte, dann hätten wir eine Begrenzung ja gemacht. Übrigens, wenn man bei Nässe 140 oder 80 fährt, das macht schon einen ziemlichen Lärmunterschied. Ich glaube, das müsste man auch hören.
Wangens Oberbürgermeister glaubt, dass die Diskussion um Fahrverbote auch den ländlichen Raum erreichen wird. Sehen Sie das auch so?
Bei kleineren Städten, die vergleichsweise knapp über den Grenzwerten liegen, kann man schon davon ausgehen, dass mit der Modernisierung der Flotte – weil doch viele Dieselfahrer jetzt merken, dass es gefährlich werden könnte – , dass also die Städte im ländlichen Raum um Fahrverbote herumkommen. Schwieriger wird es in Großstädten wie Stuttgart.