Festlich-virtuose Klänge erfüllen das Gotteshaus
Nach längerer Pause wird die von Josef Fleschhut begründete Konzertreihe in Kißlegg fortgesetzt
KISSLEGG - Auf Einladung der katholischen Erwachsenenbildung Kißlegg haben die Trompeter Hermann Ulmschneider und Tobias Zinser sowie Organist Gregor Simon am Samstagabend in der Kißlegger Pfarrkirche St. Gallus und Ulrich ein viel beachtetes Konzert gegeben. Mehr als eine Stunde lang erklang Barockmusik vom Feinsten.
Was gibt es Feierlicheres und Leuchtenderes als Musik von der Königin der Instrumente, der Orgel? Dies im Zusammenklang mit zwei Piccolo-Trompeten, die ebenso wie die Orgel von Meisterhand gespielt wird? Und wenn dann noch Musikwerke und Gotteshaus aus derselben Zeit stammen und somit eine Verbindung eingehen, dann kann die Freude über das Geschenk zum Ende der Pfingstwoche nicht größer sein.
In seiner Begrüßung hatte Pfarrer Robert Hertel von einem erlesenen und abwechslungsreichen Programm gesprochen, das die 60 Zuhörer erwarten könnten. Hertel rief auch in Erinnerung, dass man eine Konzertreihe nach nunmehr zehn Jahren wieder aufgegriffen habe, die ursprünglich vom 2016 verstorbenen Diözesanmusikdirektor Josef Fleschhut begründet worden sei.
Beliebte Kombination
Eingedenk der Tatsache, dass die Instrumente Orgel und Trompete erst recht spät zueinander gefunden haben, wurde am Samstagabend das deutlich, was seither gilt: Sie zählen zu den beliebten Kombinationen von „Orgel plus Instrument“überhaupt. Allerdings gibt es hierfür nicht viele Originalwerke aus der Zeit des Barock.
So wurden Stücke von anderen Instrumenten adaptiert.
Eingestimmt wurde das Publikum von Gregor Simon, Hermann Ulmschneider und Tobias Zinser mit Antonio Vivaldis „Konzert in C-Dur“. Schon in dessen einzigen, festlichen Glanz ausstrahlenden Zwei-Trompetenkonzert wurde alles gezeigt, was die Bezeichnung „Facettenreichtum“verdient. Zudem stellten ausgiebige Imitationen, signalartige Staccati und unterschiedlich dynamische Kontraste für die Trompeter eine absolute Herausforderung dar.
Andreas Gabrielis Musik gehört ohne Zweifel zum Prachtvollsten, was auf der Orgel gespielt werden kann. Mit dem „Ricercar Primo del Tono“bot der studierte Kirchenmusiker Gregor Simon ein beglückendes Solo. Augen schließen und genießen hieß es ebenfalls beim „Concerto A Cinque“von Tomaso Albinoni und erst recht bei dem Orgelsolo Magnificat“von Jean-Francois Dandrieu: Maria stimmt den Lobgesang mit den Worten „Meine Seele preist die Größe des Herrn“an.
Nachdem die aus vier Sätzen bestehende und wunderschöne „Sonate in D-Dur für zwei Trompeten und Orgel“von Petronio Franceschini verklungen war, lieferte Gregor Simon sein Glanzstück ab: eine freie Orgel-Improvisation zum Lied Nr. 812 aus dem Gotteslob. 1669 in Augsburg komponiert und die erste Strophe von Wilhelm Nakatemus Mitte des 17. Jahrhundert getextet, wird der Heilige Geist angerufen: „Hauch uns deine Weisheit ein, dass wir suchen Gott allein.“
Zum Schluss kam der Großmeister Georg Friedrich Händel zu Gehör. Noch einmal konnten die Zuhörer mit der zur „Wassermusik“gehörenden Suite in D-Dur in edelster Barockmusik schwelgen. Anlass für diese bekannte und beliebte Schöpfung Händels war eine Bootsfahrt auf der Themse, die der aus der Dynastie der Welfen stammende König Georg I. am 17. Juli 1717 veranstaltete. Er hatte Händel zunächst nach Hannover geholt und mit nach England genommen. Alljährlich erklingt zur Illumination des Großen Gartens von Herrenhausen Händelsche Wassermusik.