Ein Garten für alle Sinne
In den Kräuterbeeten von Renate Tschöll in Eglofs lernt man heimische Pflanzen kennen
Draußen unterwegs zwischen Allgäuer Kräutern und Pflanzen in Eglofs.
ARGENBÜHL - Bei Kopfschmerzen hilft ein Sud aus Weidenrinde, dem natürlichen Vorbild für die Acetylsaliclysäure in gängigen Schmerztabletten. Wer Halsschmerzen hat, kann sich einen Tee aus Hirtentäschel aufbrühen. Und die rosafarben bis pinken Kuckucksblumen – die sehen einfach nur schön aus. All diese Pflanzen findet man im Wald, am Wegesrand – und in Renate Tschölls Garten in Eglofs. Seit 18 Jahren betreibt sie einen Kräutergarten, der Besuchern offen steht und typische heimische Pflanzen zeigt, an denen man sonst vielleicht vorbeiwandert.
Doch nicht nur menschliche Besucher sind im Garten willkommen: Besonders bei den Margeriten, am hoch aufgeschossenen Engelwurz und bei den violetten Geranien im hinteren Teil des Kräutergartens summt und brummt es. „Der Garten ist eine Oase für Insekten“, erklärt Renate Tschöll. Also gibt es in den Beeten und entlang des Barfußpfades nicht nur Pflanzen, sondern auch Käfer, Hummeln und Bienen zu entdecken. Entstanden ist die Idee für den Kräutergarten, als Renate Tschöll noch geführte Wanderungen durch Wald und Wiese für das Gästeamt Argenbühl anbot. Doch die Wege, um die heimischen Pflanzen zu erkunden, waren weit. „Darum dachte ich mir: Warum nicht an einem Ort Pflanzen und Kräuter zusammenfassen?“, erklärt die Pflanzenkennerin. Ihr Wissen über Kräuter, Blüten und Bäume hat sich Renate Tschöll selbst mit Hilfe von Büchern angeeignet.
Unterstützung habe sie beim Aufbau des Gartens von Anfang von der Gemeinde sowie durch das landesweite Projekt „Plenum“erhalten, das den Naturund Artenschutz in Baden-Württemberg fördert. Der ideale Platz am Hof in Eglofs-Zellers war auch schnell gefunden: Eine Wiese, auf die von morgens bis abends die Sonne scheint. Nach und nach entstand auf gut 1000 Quadratmetern an dieser Stelle der Kräutergarten auf kiesigem Grund und Erde, mit verschiedenen Beeten und Themenschwerpunkten: Heilpflanzen, Küchenkräuter sowie Pflanzen, die in der Bibel vorkommen und symbolische Muttergottespflanzen wie etwa die Pfingstrose.
Verweilen und ausruhen
„Die Menschen sollen hier im Garten zur Ruhe kommen“, sagt Renate Tschöll. Darum habe sie mit Kräutern und Pflanzen versucht, ein Erlebnis für alle Sinne zu schaffen. Die Blüten von Mohn, Margeriten und Rosen für die Augen, ein Beet mit besonders duftenden Kräutern für die Nase und der Barfußpark für die tastende Erkundung des Gartens ohne Schuhe. Immer wieder laden Ruhebänke zum Verweilen ein. Auf Schildern an den Pfaden entlang der Beete sind Heilpflanzen und seltene Blumen erklärt.
Ganz besonders stolz ist Renate Tschöll auf ihre Königskerzen: „Die Blüten Anfang August sind immer besonders bunt und prächtig.“Auch der beinahe zwei Meter hoch gewachsene Engelwurz, auch als Angelikawurzel bekannt, ist eine besondere Pflanze im Themenbeet „Heilpflanzen“. Beim Wandern kann man sie auf bis zu 3000 Meter Höhe in lichten, feuchten Wäldern antreffen. In Renate Tschölls Garten ist sie eine der Lieblingspflanzen für Insekten und ein Hingucker im Blumenbeet.
Besuchern steht der Garten zum Erkunden, Spazieren und Verweilen täglich von Mai bis September zwischen 10 und 20 Uhr offen.
Wie sieht wilder Meerrettich aus und haben Sie schon einmal Klebriges Labkraut gesehen? Testen Sie Ihr Pflanzenwissen unter www.schwäbische.de/ kräutergarten. Alle Berichte zur Serie „ Draußen unterwegs“gibt es im Internet in unserem Dossier www.schwäbische.de/draussenunterwegs.