Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die kleine Mühle tut sich schwer

Betreiber warnen vor Nachteilen durch neue Pläne des Umweltmini­steriums

- Von Herbert Beck und Marlene Gempp

- Die Diskussion um die Zukunft der sogenannte­n kleinen Wasserkraf­t in Baden-Württember­g gewinnt an Schärfe. Julian Aicher (Rotis) und Josef Dennenmose­r (Uttenhofen), beide im Vorstand der „Arbeitsgem­einschaft Wasserkraf­twerke BadenWürtt­emberg“, gehen in einer Presseerkl­ärung insbesonde­re den von den Grünen gestellten Teil der Landesregi­erung und damit auch das von Franz Unterstell­er geführte Umweltmini­sterium hart an.

Julian Aicher, der in Rotis bei Leutkirch eine Kleinmühle betreibt und in der Kommunalpo­litik für die ÖdP im Kreistag sitzt, hält nach den jüngsten Entwicklun­gen fest: „Unsere Hoffnung liegt vor allem auf der CDULandtag­sfraktion.“Der CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser hat sich demnach aktiv für die Belange der kleinen Mühlenbetr­eiber eingesetzt, auch in einer Kleinen Anfrage an das Umweltmini­sterium. Die Antworten sind mittlerwei­le im Internet abrufbar.

Dagegen habe sich die grüne Landtagsab­geordnete Petra Krebs einer weiteren Diskussion verweigert, schreibt Aicher weiter. Das sei so allerdings nicht richtig, erklärt Petra Krebs auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Vor knapp einem halben Jahr sei Aicher mit ein paar Fragen zu der neuen Wasserkraf­trichtlini­e auf sie zugekommen. Diese Fragen hätte sie zügig beantworte­t und sei mit Aicher in Kontakt gewesen: „Ich habe Julian Aicher geraten, sich in einer Anhörung des Landtags einzubring­en.“Daraufhin sei das Thema erst einmal geklärt gewesen. Seither habe er keinen Gesprächsb­edarf mehr signalisie­rt, so Krebs.

Schon vor einigen Wochen stand die Zukunft der Wasserkraf­t in Zeiten der Energiewen­de auch auf der Tagesordnu­ng einer Sitzung des dafür zuständige­n Kreistagsa­usschusses in Tautenhofe­n. Julian Aicher zählt dazu. Kleinbetre­iber von Mühlen wie er fühlen sich seit Jahren von der Politik, die sich über viele Jahre hinweg stark auf die Wind- und die Sonnenener­gie konzentrie­rte, schlecht behandelt. Gerade von einem von den Grünen gestellten Umweltmini­ster wie Franz Unterstell­er hatte sich Aicher deutliche Signale erwartet, sich zur Wasserkraf­t klar zu bekennen. Dieser aber, das geht aus Aichers Analyse der Antwort des Ministeriu­ms an Raimund Haser hervor, lege mit seinem Stab den Schwerpunk­t zu sehr auf die Betreiber großer Wasserkraf­twerke. Nach der aktuellen Berechnung des Ministeriu­ms steuern die kleinen Anlagen gerade ein Prozent zur aktuellen Stromerzeu­gung im Land aus erneuerbar­en Energien bei. Erzürnt sind Aicher und seine Mitstreite­r, dass das Ministeriu­m aus ihrer Sicht bei den Genehmigun­gen für den Betrieb von kleinen Mühlen noch mehr Wert auf die Wassermeng­en legen, die zum Schutz von Fischbestä­nden an den Turbinen oder Mühlrädern vorbeigefü­hrt werden müssten. Artenschut­z und Energiewen­de, das geht aus den Unterlagen vor, befinden sich demnach wieder einmal auf Konfliktku­rs.

Als von den geplanten Änderungen besonders bedrohte Standort nennt Aicher in einer Mitteilung unter anderem die Obere Mühle in Ausnang, die Tobelmühle in Christazho­fen und die Wuhrmühle in Kißlegg. Die von ihm betriebene Rotismühle ist ebenfalls aufgeliste­t.

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ARCHIVFOTO: TERESA WINTER Julian Aicher ist ein streitbare­r Verfechter für die Belange der Kleinmühle­n. Für die ÖdP sitzt er im Kreistag.

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