Das Risiko fährt mit
Motorradsicherheitstag auf dem Kißlegger Rathausplatz
Ein Aktionstag in Kißlegg will Motorradfahrern ihre Verletzlichkeit aufzeigen.
KISSLEGG - Den Praßberg rauf und runter „heizen“, sich auf der Straße von Wangen über Allewinden nach Kißlegg so richtig in die Kurven hängen und dann im Flecken auf dem Rathausplatz ein Eis schlecken oder einen Kaffee schlürfen: So oder so ähnlich verbringen viele Motorradfahrer ihren Sonntag. Die beschriebene Strecke ist übrigens auch über die Region hinaus bekannt. Die Internetplattform „motorradonline“beispielsweise bezeichnet diesen Streckenabschnitt als „pures Glück“und „geniale Kurventor“.
Kein Zufall also, dass das Präventionsreferat des Konstanzer Polizeipräsidiums als Veranstaltungsort für den Motorradsicherheitstag am Sonntag den Kißlegger Rathausplatz gewählt hat. „Wir gehen dahin, wo die Leute sind – es geht ja niemand freiwillig zur Polizei“, erklärte Polizist Peter Härle. Er legt Wert darauf, mit den Motorradfahrern ins Gespräch zu kommen: „Wir verteilen hier ja keine Strafzettel.“
Auch im vergangenen Jahr, ebenso wie in dieser Saison, sind wieder viele Motorradfahrer verunglückt. Das Innenministerium setzt bei der Unfallvermeidung auf Prävention, unter anderem mit solchen Sicherheitstagen. Zum zweiten Mal fand ein solcher nun in Kißlegg statt. Das Ziel ist Sensibilisierung. Oder, wie Peter Härle es ausdrückt: „Wir wollen erreichen, dass sich Motorradfahrer ihrer eigenen Verletzlichkeit im Straßenverkehr bewusst sind.“
Der Spiegel zeigt nicht alles
Um das zu erreichen, hat die Polizei einige Projektpartner auf den Rathausplatz geladen. So hat unter anderem der Fahrlehrerverband einen Stand aufgebaut. Dessen stellvertretender Kreisvorsitzender Thomas Krol zeigt ein Auto, das der Verband auf den Marktplatz gestellt hat. Im toten Winkel des Fahrzeugs stehen zwei Motorräder. „Im Spiegel sieht ein Pkw- oder Lkw-Fahrer eben nicht alles“, wollen die Fahrlehrer damit zeigen. Für einen überholenden Motorradfahrer kann das tödlich sein. Besonders gefährlich sei für Motorradfahrer das Überholen von den immer größer werdenden Fahrzeugen, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden.
Dass man solche Dinge nicht oft genug bewusst machen kann, davon ist Thomas Krol überzeugt: „Wir bilden halt immer aus, und im Laufe der Zeit ist bei den meisten dann nicht mehr viel davon hängen geblieben.“
Auffrischungskurs empfohlen
Den Motorradführerschein zu machen sei zurzeit wieder im Trend, weiß Krol. Das Problem im Straßenverkehr seien aber nicht die Fahranfänger. Der Fahrlehrer kritisiert die Wiedereinsteiger, die „jahrelang wegen Familie, Kindern oder sonstigem nicht mehr gefahren sind und dann wieder anfangen und unsicher sind“. Diesen legt er ein Fahrsicherheitstraining oder einen Auffrischungskurs ans Herz. Der Appell lautet: Vorsichtig fahren und „die eigenen Grenzen nicht überschreiten“.
Verkehrswacht bietet Sehtest an
Die älteren Motorradfahrer hat auch Joachim Arnold, Vorsitzender der Verkehrswacht im württembergischen Allgäu, mit Sorge im Auge. „Wenn man 20 Jahre lang nicht mehr gefahren ist, kann eine neue Maschine mit der ganzen Technik ziemlich überfordernd sein“Auch seien es die Älteren, die oft die „stärkeren Maschinen“fahren. Arnold vermutet: „Die Jungen können sich das einfach nicht leisten.“Neben einem Parcours mit Rausch-Brillen gab es am Stand der Verkehrswacht die Möglichkeit, unverbindlich die Sehkraft der Augen testen zu lassen.
Nicht über die Unfallvermeidung, sondern über das richtige Handeln an einer Unfallstelle haben die Johanniter informiert. Andreas Buck erklärte hierbei, wie wichtig es ist, einem bewusstlosen den Helm abzunehmen und wie das richtig geht. „Sonst herrscht Erstickungsgefahr.“
Polizist Peter Härle war mit der Resonanz der Motorradfahrer sehr zufrieden und freute sich über deren reges Interesse: „Auf jeden Fall besser als beim letzten Mal, da war die Ortsdurchfahrt eine Baustelle.“