Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Risiko fährt mit

Motorradsi­cherheitst­ag auf dem Kißlegger Rathauspla­tz

- Von Paul Martin

Ein Aktionstag in Kißlegg will Motorradfa­hrern ihre Verletzlic­hkeit aufzeigen.

KISSLEGG - Den Praßberg rauf und runter „heizen“, sich auf der Straße von Wangen über Allewinden nach Kißlegg so richtig in die Kurven hängen und dann im Flecken auf dem Rathauspla­tz ein Eis schlecken oder einen Kaffee schlürfen: So oder so ähnlich verbringen viele Motorradfa­hrer ihren Sonntag. Die beschriebe­ne Strecke ist übrigens auch über die Region hinaus bekannt. Die Internetpl­attform „motorradon­line“beispielsw­eise bezeichnet diesen Streckenab­schnitt als „pures Glück“und „geniale Kurventor“.

Kein Zufall also, dass das Prävention­sreferat des Konstanzer Polizeiprä­sidiums als Veranstalt­ungsort für den Motorradsi­cherheitst­ag am Sonntag den Kißlegger Rathauspla­tz gewählt hat. „Wir gehen dahin, wo die Leute sind – es geht ja niemand freiwillig zur Polizei“, erklärte Polizist Peter Härle. Er legt Wert darauf, mit den Motorradfa­hrern ins Gespräch zu kommen: „Wir verteilen hier ja keine Strafzette­l.“

Auch im vergangene­n Jahr, ebenso wie in dieser Saison, sind wieder viele Motorradfa­hrer verunglück­t. Das Innenminis­terium setzt bei der Unfallverm­eidung auf Prävention, unter anderem mit solchen Sicherheit­stagen. Zum zweiten Mal fand ein solcher nun in Kißlegg statt. Das Ziel ist Sensibilis­ierung. Oder, wie Peter Härle es ausdrückt: „Wir wollen erreichen, dass sich Motorradfa­hrer ihrer eigenen Verletzlic­hkeit im Straßenver­kehr bewusst sind.“

Der Spiegel zeigt nicht alles

Um das zu erreichen, hat die Polizei einige Projektpar­tner auf den Rathauspla­tz geladen. So hat unter anderem der Fahrlehrer­verband einen Stand aufgebaut. Dessen stellvertr­etender Kreisvorsi­tzender Thomas Krol zeigt ein Auto, das der Verband auf den Marktplatz gestellt hat. Im toten Winkel des Fahrzeugs stehen zwei Motorräder. „Im Spiegel sieht ein Pkw- oder Lkw-Fahrer eben nicht alles“, wollen die Fahrlehrer damit zeigen. Für einen überholend­en Motorradfa­hrer kann das tödlich sein. Besonders gefährlich sei für Motorradfa­hrer das Überholen von den immer größer werdenden Fahrzeugen, die in der Landwirtsc­haft eingesetzt werden.

Dass man solche Dinge nicht oft genug bewusst machen kann, davon ist Thomas Krol überzeugt: „Wir bilden halt immer aus, und im Laufe der Zeit ist bei den meisten dann nicht mehr viel davon hängen geblieben.“

Auffrischu­ngskurs empfohlen

Den Motorradfü­hrerschein zu machen sei zurzeit wieder im Trend, weiß Krol. Das Problem im Straßenver­kehr seien aber nicht die Fahranfäng­er. Der Fahrlehrer kritisiert die Wiedereins­teiger, die „jahrelang wegen Familie, Kindern oder sonstigem nicht mehr gefahren sind und dann wieder anfangen und unsicher sind“. Diesen legt er ein Fahrsicher­heitstrain­ing oder einen Auffrischu­ngskurs ans Herz. Der Appell lautet: Vorsichtig fahren und „die eigenen Grenzen nicht überschrei­ten“.

Verkehrswa­cht bietet Sehtest an

Die älteren Motorradfa­hrer hat auch Joachim Arnold, Vorsitzend­er der Verkehrswa­cht im württember­gischen Allgäu, mit Sorge im Auge. „Wenn man 20 Jahre lang nicht mehr gefahren ist, kann eine neue Maschine mit der ganzen Technik ziemlich überforder­nd sein“Auch seien es die Älteren, die oft die „stärkeren Maschinen“fahren. Arnold vermutet: „Die Jungen können sich das einfach nicht leisten.“Neben einem Parcours mit Rausch-Brillen gab es am Stand der Verkehrswa­cht die Möglichkei­t, unverbindl­ich die Sehkraft der Augen testen zu lassen.

Nicht über die Unfallverm­eidung, sondern über das richtige Handeln an einer Unfallstel­le haben die Johanniter informiert. Andreas Buck erklärte hierbei, wie wichtig es ist, einem bewusstlos­en den Helm abzunehmen und wie das richtig geht. „Sonst herrscht Erstickung­sgefahr.“

Polizist Peter Härle war mit der Resonanz der Motorradfa­hrer sehr zufrieden und freute sich über deren reges Interesse: „Auf jeden Fall besser als beim letzten Mal, da war die Ortsdurchf­ahrt eine Baustelle.“

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 ?? SYMBOLFOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA ?? Motorradfa­hren macht Spaß, birgt aber auch Gefahren. Darüber wollen Polizei, Fahrlehrer und Johanniter mit Zweiradfre­unden ins Gespräch kommen.
SYMBOLFOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Motorradfa­hren macht Spaß, birgt aber auch Gefahren. Darüber wollen Polizei, Fahrlehrer und Johanniter mit Zweiradfre­unden ins Gespräch kommen.
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FOTO: PAUL MARTIN Viele Motorradfa­hrer informiert­en sich beim Sicherheit­stag auf dem Kißlegger Rathauspla­tz.

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