Sicherheit für Wertsachen und Bargeld
Nachfrage nach Schließfächern nimmt zu – Auch die Gebühren steigen – Dienstleister bieten Alternativen zu Banken
SCHONDORF - Bankenkrise, Eurokrise, Zinskrise: Das Vertrauen von Sparern und Privatanlegern in die Finanzmärkte ist strapaziert. Viele kaufen Gold oder andere Sachwerte, viele horten Bargeld. Die Nachfrage nach Schließfächern ist stark gestiegen, gleichzeitig hat sich das Filialsterben verschärft. Wie knapp sind die freien Kapazitäten? Wie groß ist die Preispanne? Und wie sieht es mit dem Versicherungsschutz aus?
Welche Geldhäuser haben freie Kapazitäten?
Wie viele Schließfächer es in Deutschland gibt, weiß niemand. Fraglich ist, wie sich das Angebot insgesamt entwickelt. Einerseits hält das Filialsterben von Banken, Sparkassen und Genossen schafts instituten an– Tresorräume verschwinden. Andererseits gehen Schließungen nicht selten mit Umbauten an anderer Stelle im Filialnetz einher, Tresor-Kapazitäten werden erweitert. Und es wächst das Angebot außerhalb der Geldhäuser. Große Goldhändler betreiben an mehreren Standorten Schließfach anlagen, sie wollen weitere eröffnen. Auch andere Anbieter wie Pfandleihhäuser stocken auf. All das zielt nicht allein darauf ab, Lücken zu schließen, die das Filialsterben reißt. Vielmehr stellen sich Anbieter auf eine höhere Nachfrage ein. Eine ganze Reihe von Geldinstituten bietet überhaupt keine Schließfächer an. Dazu gehören zum Beispiel die Postbank, Targobank, Santander Consumer Bank und Denizbank. In manch kleinen Niederlassungen von Sparkassen oder genossenschaftlichen Häusern stehendem bauliche oder andere Gründe entgegen.
Wie knapp sind die freien Kapazitäten? Bekommt man ohne Probleme ein Schließfach?
Eine stichprobenartige Umfrage ergibt ein sehr differenziertes Bild:
Sparkasse Ulm: „Die Schließfächer werden bereits seit geraumer Zeit sehr stark nachgefragt – Tendenz weiter steigend”, berichtet der Unternehmenssprecher Boris Fazzini. An 14 Standorten hat die Sparkasse Schließfachanlagen. Sie sind „ausnahmslos voll ausgelastet”. „Aus diesem Grund muss mit entsprechenden Wartelisten gearbeitet werden.”
Stuttgarter Volksbank: Von insgesamt circa 18 500 Schließfächern seien 11 500 vermietet, sagt der Pressesprecher Matthias Layher „Die Nachfrage nach Schließfächern entwickelt sich weniger dynamisch, als aufgrund der Rahmenbedingungen wie Nullzinsphase und Einbruchserien vermutbar – aber durchaus stetig”.
Deutsche Bank: Deutschlands größtes Geldhaus spricht von einer „stabilen Nachfrage”. Der überwiegende Teil der Filialen stelle Schließfächer bereit, grundsätzlich seien genug verfügbar. Falls in einer Filiale die Kapazitäten ausgeschöpft sind, werde den Kunden in nahe gelegenen Standorten ein Fach angeboten. Zahdem len zu Angebot und Auslastung nennt die Bank „grundsätzlich nicht”.
Hypovereinsbank: „Wir können unseren Kunden in der Regel noch ausreichend freie Schließfächer in unseren Filialen anbieten”, sagt Banksprecher Ralf Horak. Am stärksten nachgefragt seien kleine Fächer mit einer Höhe von knapp zehn Zentimetern.
Degussa Goldhandel: Das Interesse an Schließfächern sei „aktuell sehr hoch”, sagt Oliver Heuschuch, Leiter des Edelmetallhandels von Degussa. In München habe man noch freie Kapazitäten, auch in Hamburg. In anderen deutschen Niederlassungen sind Fächer kaum zu bekommen.
Pro Aurum: Freie Fächer sind auch bei diesem Edelmetallhändler sehr rar. „In Deutschland sind noch rund 60 Schließfächer frei”, sagt Unternehmenssprecher Benjamin Summa. In einigen Filialen würden Wartelisten geführt.
Wie groß sind die Schließfächer und was kosten sie?
Schließfach-Angebote lassen sich miteinander nicht so leicht vergleichen. Denn der Mietpreis hängt davon ab, wie groß das Fach ist, und die Fachgrößen sind nicht normiert. Auch die Staffelung variiert. Kleinere Fächer haben Volumen von etwa 3,5 bis zehn Litern. Die Volumen der größten beginnen bei ungefähr 30 Litern und reichen teils weit darüber hinaus. Was den Vergleich außer- erschwert, ist die Frage des Versicherungsschutzes. Es gibt Anbieter, bei denen eine Versicherung im Mietpreis enthalten ist. Die Versicherungssummen unterscheiden sich jedoch teils deutlich. Unterschiedlich geregelt ist überdies, in welchen Fällen die Police greift. Die Commerzbank beispielsweise deckt Schäden bis zu einer Höhe bis zu 26 000 Euro. Bei einem Großteil der Geldhäuser ist kein solcher Basisschutz in der Miete eingeschlossen. Alle bieten zusätzlich Assekuranzen an.
Die Preise für kleinere Schließfächer bei Sparkassen und Banken reichen in München und der Region nach einer stichprobenartigen Umfrage von rund 40 bis 90 Euro Jahresmiete. Zum Teil sind sie deutlich teurer geworden. Bei der Stadtsparkasse München kosteten sie 2011 laut Stiftung Warentest 37 Euro. Jetzt sind es 70 Euro. Die größten verteuerten sich von 302 auf 360 Euro. Die Commerzbank erhöhte in der gleichen Zeit den Preis für ihre kleinsten Fächer von 65 auf 89 Euro, der für die größten stieg von 400 auf 449 Euro. Bei der Deutschen Bank liegen die Preise seit Jahren zwischen 60 Euro (neun Liter Volumen) und 476 Euro (mehr als 144 Liter Volumen).
So viele Anbieter es gibt, die Mehrzahl der Sparkassen und Banken haben eines gemein, das ist ein Ausschlusskriterium: Sie setzen voraus, dass man bereits Kunde ist. Häufig ist die Vermietung eines Schließfachs an ein Girokonto geknüpft. Ist man kein Kunde, sind dann etwas höhere Mietpreise sowie mögliche Wartezeiten nicht unüblich. Die Sparkasse
Bodensee vermietet Schließfächer vorzugsweise an Kunden. Der Preis liegt bei 79,90 Euro im Jahr. Der Inhalt ist bis zu 6000 Euro versichert. Um ein Vielfaches höhere Preise als Geldhäuser nehmen große Edelmetallhändler wie Pro Aurum und Degussa. Pro Aurum verlangt für das kleinste Fach am Standort in München 286 Euro (6,3 Liter Volumen) Miete im Jahr, Degussa 297 Euro (10 Liter Volumen). Die größten Fächer kosten 714 Euro (156,6 Liter Volumen) beziehungsweise 595 Euro (40 Liter Volumen). Höher als bei Geldhäusern ist dafür aber der Versicherungsschutz, der in der Grundmiete eingeschlossen ist. Was die Preisunterschiede angeht, weist der Händler Pro Aurum nicht zuletzt auf seine im Vergleich zu Banken längeren Öffnungszeiten.
Neben Banken und Edelmetallhändlern stellen zahlreiche Pfandleihhäuser Schließfächer zur Verfügung. Das eine oder andere zeigt sich dabei innovativ. Beispiel: Die Safelounge, Schwesterfirma eines Auktions- und Pfandhauses in Stuttgart, bietet bundesweit Schließfächer online zur Miete an. Verbraucher können per EMail die Abholung ihrer Wertgegenstände in Auftrag geben. Auf dem gleichen Weg erhalten sie den Mietvertrag und einen Frachtbrief. Ein Werttransporter bringt einen „SafeBag“, darin werden die Gegenstände in den Tresorraum der Safelounge gebracht. Die Monatsmiete beträgt 19,90 Euro, pro Transport fallen zusätzlich 35 Euro an.
Wie kann man Wertsachen versichern?
Zentimeterdicke Tresorwände allein reichen nicht, um auf der sicheren Seite zu sein. Wann immer Wertsachen gestohlen oder zerstört werden, erhebt sich die Frage: Wer kommt für den Schaden auf?
Im Fall eines Diebstahls haftet die Bank nur, wenn sie ihre Obhuts- und Aufklärungspflichten verletzt. Das hat das Berliner Kammergericht in einem exemplarischen Fall klargestellt. In dem Verfahren ging es um einen Dieb, der mit gefälschtem Ausweis ein Schließfach angemietet hatte. Noch am Tag der Anmietung war der Mann wieder in die Bank gekommen, diesmal mit einer großen Sporttasche und zwei Begleitern. Ein Bankangestellter hatte die drei Männer in den Tresorraum gebracht und dort schließlich allein gelassen. Die Richter betonten, dass die Bank den Ausweis hätte genauer überprüfen und die Sporttasche kontrollieren müssen. Ferner wurde die Alarmanlage als unzureichend angesehen. Erfüllt das Geldhaus seine Pflichten, bleiben Kunden auf einem Schaden sitzen, wenn der Schließfachinhalt nicht versichert ist. Ohne Versicherung haben sie auch bei Wasser- oder Feuerschaden das Nachsehen.
Wenn die Miete keine Versicherung enthält, sollten Verbraucher prüfen, ob ihre Hausratversicherung im Ernstfall einspringt. Umfassende Policen diverser Anbieter erstrecken sich auch auf Schließfächer, in manchen Vertragsbedingungen ist das unter „Außenversicherung” aufgeführt. Eine spezielle Schließfachpolice, vermittelt über die Bank, erübrigt sich dann.
Wer eine Police benötigt, sollte nicht nur auf eine ausreichend hohe Versicherungssumme achten. Auch die Leistungsmerkmale gilt es zu hinterfragen. Wie sieht es bei Elementarschäden aus? Ein Knackpunkt: Viele schließen den Ersatz von Bargeld aus. Wer Bargeld einlagern will, sollte fragen, ob eine entsprechende zusätzliche Versicherung möglich ist.
Sind Tresore in der eigenen Wohnung die bessere Alternative?
Auf Nummer sicher gehen kann man auch zu Hause. Tresore gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, Größen und Sicherheitsstufen. Eine Variante sind Wandtresore. Sie eignen sich eher für Hauseigentümer. Denn die Montage setzt einigermaßen dicke Wände voraus, es muss ein Loch geschlagen werden. In Mietwohnungen kommen in erster Linie Möbeltresore in Betracht. Sie werden in der Ecke von Schränken verschraubt. Die Preise für einen guten Tresor beginnen bei einigen Hundert Euro, hinzu kommen die Kosten für den Einbau. Den sollte unbedingt ein Fachmann erledigen. Von Schnäppchen, wie sie im Internet oder Baumärkten beworben werden, raten Verbraucherschützer ab. Tests zeigen, dass sich viele solcher Tresore im Handumdrehen knacken lassen. Wichtig ist die Sicherheitsstufe. Das Prüfungsinstitut VdS Schadenverhütung in Köln, eine Tochter des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GdV), empfiehlt Verbrauchern die Stufen „N”, „I” oder „II”. Höchste Stufe ist „VI”, es handelt sich dann um massive Panzerschränke mit elektronischer Sicherung.
Eine blaue Plakette innen an der Tresortür zeigt an, dass er von einem unabhängigen Institut zertifiziert wurde. Individuell mit der Versicherung zu klären sei, in welchem Safe welche Werte versichert werden, betont der Verband. Ausschlaggebend für die Sicherheit ist nicht zuletzt das Verschlusssystem. Zur Auswahl stehen mechanische und elektronische Verschlüsse, die sich per Drehknopf oder Tastatur mit Buchstaben- oder Zahlenreihen öffnen lassen. Daneben gibt es Schlösser mit Schlüssel. Diese gelten unter Fachleuten als die unsicherste Lösung. Knackpunkt bei Tresoren mit Drehknopf: Es existieren Listen mit Basiscodes – sie kursieren auch in Gaunerkreisen. Am sichersten sollen elektronische Code-Schlösser sein.