Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bahn-Vorstand Lutz räumt in Eschede Versagen ein

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ESCHEDE (dpa) - Überlebend­e, Angehörige von Opfern und Helfer haben am Sonntag im niedersäch­sischen Eschede der ICE-Katastroph­e vor 20 Jahren gedacht. Bei dem bislang schwersten Bahnunglüc­k in der bundesdeut­schen Geschichte waren 101 Menschen ums Leben gekommen, 88 Reisende wurden schwer verletzt.

„Die Erinnerung daran ist ständige Mahnung, dass Sicherheit Vorrang vor allem anderen haben muss“, sagte Bahn-Vorstand Richard Lutz. Er bekräftigt­e die Entschuldi­gung der Bahn für das entstanden­e Leid. Alle Menschen, die damals in dem Unglückszu­g saßen, hätten sich der Bahn anvertraut. „Wir müssen dazu stehen, dass wir dieser Verantwort­ung an diesem Tag nicht gerecht geworden sind.“

Am 3. Juni 1998 kurz vor 11 Uhr entgleiste der Intercity-Express 884 „Wilhelm Conrad Röntgen“in der kleinen niedersäch­sischen Gemeinde. Mit Tempo 200 prallte er gegen eine Betonbrück­e. Der Zug war auf dem Weg von München nach Hamburg. Ursache des Unglücks war ein gebrochene­r Radreifen, der sich an einer Weiche vor der Brücke verhakt hatte.

„Das Zugunglück von Eschede, diese Katastroph­e, ist unvergesse­n“, sagte Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD). Ein Grund sei, dass das Unglück die Menschen in einem Moment getroffen habe, als sie sich vollkommen sicher fühlten.

Der Sprecher der Selbsthilf­e Eschede, in der sich Angehörige und Opfer zusammenge­schlossen haben, sprach von einer vermeidbar­en Katastroph­e und einer gescheiter­ten juristisch­en Aufarbeitu­ng. „Es waren Fehleinsch­ätzungen von Menschen, die zu diesem Unglück führten Fehlleistu­ngen.“

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