Alle Vorübergehenden sollen gesegnet sein
In Niederwangen-Lachen wurde der sanierte Bildstock der Familie Biggel eingeweiht
NIEDERWANGEN - Die Sanierung des Bildstocks der Familie Monika und Alfred Biggel in NiederwangenLachen ist abgeschlossen. Familienmitglieder, Nachbarn und Freunde haben die Wiederherstellung und Segnung dieses aus dem 19. Jahrhundert stammenden religiösen Wahrzeichens gefeiert.
Das Kleinod mit der in einer Nische befindlichen Pieta und dem Kreuz als Bekrönung darüber steht am Wegesrand von Niederwangen nach Brententann und lädt Wanderer und Radfahrer ein, für eine Weile innezuhalten und vielleicht auch ein Gebet zu sprechen. So wie es seit Jahrhunderten Menschen getan haben, die Gott für Wald, Feld und Flur dankten und um eine gute Ernte baten. Oder wie im Fall von Lachen offensichtlich an einen Schicksalsschlag erinnerten: „Schmerzhafte Muttergottes, bitt für uns!“
60 Menschen versammelt
Am Freitag war es hingegen ein freudiges Ereignis, das 60 Menschen rund um den Bildstock der Familie Biggel zusammenführte. „Wir sind 1951durch einen sogenannten DreierTausch zu zwei Morgen Land und zu dem Feldkreuz gekommen“, erzählte Alfred Biggel und sprach die Vermutung aus: „Es gibt zwar keine Unterlagen, aber es muss so um 1880 herum entstanden sein.“Wie er angab, dass er vor der Restauration gar nicht gewusst habe, dass das zum Hof gehörende Wahrzeichen aus rötlichem Sandstein gefertigt wurde. So verwittert sei es gewesen.
„Herr Biggel kam auf mich zu, weil er den Bildstock aus Dankbarkeit für viel Positives in seinem Leben sanieren lassen wollte“, informierte Ortsvorsteher Berthold Riether die Gäste. Er, der zusammen mit dem damaligen Ortsheimatpfleger Anton Hoh 33 solcher Objekte in einen Katalog aufgenommen hatte, zeigte sich allen jenen gegenüber dankbar, die an der 3000 Euro teuren Sanierung ihren Beitrag geleistet haben: Stadtverwaltung, Landkreis, Kreissparkasse und Heimatverein Niederwangen.
Wie Riether, so ging auch Pfarrer i.R. Ludwig Endraß auf die Tatsache ein, dass Menschen an den Bildstöcken stehen blieben, „um sich auf die eigene Person und die Familie zu besinnen“. Auf die Bedeutung von Wegkreuzen eingehend, sagte Endraß: „Das Kreuz erinnert nicht nur an Christi Tod, sondern auch an seine Auferstehung. Es ist ein Symbol für vielfältigen Segen.“Nachdem der Geistliche auch auf das Vesperbild als eine Nachbildung der in St. Peter in Rom verehrten Pieta von Michelangelo verwiesen hatte, weihte er den Bildstock und sprach den Wunsch aus: „Alle, die hier vorübergehen, sollen gesegnet sein!“
Beim anschließenden Umtrunk war es Restauratorin Steffi Schneider, die die einzelnen Schritte der von der Werkstatt Wiesenmayer in Opfenbach ausgeführten Arbeiten erklärte. Der Bildstock wurde gereinigt, lose Teile verdübelt, abgeplatzte Stellen mit Ergänzungsmörtel angetragen, Fugen geschlossen. Der Schrein bekam eine neue Scheibe mit Hinterlüftungsöffnungen, der Heiland einen neuen Arm aus Gips. Das Metallkreuz wurde sandgestrahlt, farblich gefasst und Korpus wie Ornamente vergoldet. Was noch fehlt, das ist der Schriftzug, der eine neue graue Farbe erhalten soll.