Ausgewackelt
Petersen und Co. können Chance nicht nutzen – Neuer gibt grünes Licht für die WM
EPPAN (SID/dpa/falx) - Es hätte alles so einfach sein können: Ein gutes Spiel gegen Österreich, nur ein paar schöne Aktionen und schon hätte aus einem Wackelkandidaten ein WM-Fahrer werden können. Doch nach der ersten Niederlage der DFBElf gegen Österreich nach 32 Jahren am Samstag Abend (1:2) scheint nur eines sicher: Die Wackelkandidaten im vorläufigen WM-Kader konnten ihre Chancen nicht nutzen. Sie haben ausgewackelt.
Joachim Löw verbrachte am Sonntag die Wartezeit auf den hohen Besuch also höchstens leicht grübelnd über seinem Kaderpuzzle. Bevor Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Südtirol einschwebte, traf der Bundestrainer nach der ernüchternden 1:2 (1:0)-Niederlage in Österreich, die vor allem in der zweiten Halbzeit eklatante Schwächen offenbarte, seine Personalentscheidungen. In einem Punkt hatte er die lange ersehnte Gewissheit: Kapitän Manuel Neuer ist nach dem bestandenen Härtetest bereit für die Mission Titelverteidigung in Russland.
Nach 259 Tagen Verletzungspause spielte der Torhüter, als sei er nie weg gewesen. „Er hat in einigen Situationen sehr gut reagiert, er war präsent und reaktionsschnell. Man hat ihm die Pause nicht angemerkt“, stellte Löw zufrieden fest. Vor einer Woche hatte er klargestellt, dass Neuer nur als Nummer 1 mit nach Russland reisen werde. Auch eine Kontrolluntersuchung des linken Fußes in Bozen hat Neuer bestanden, so Nationalmannschafts-Sprecher Jens Grittner und erklärte: „Aus medizinischer Sicht ist alles bestens.“
Vier Akteure müssen bis 12 Uhr am heutigen Montag aus dem vorläufigen WM-Aufgebot gestrichen werden – Werbung für die definitive Nominierung machten nur wenige. „Alle“, ärgerte sich Löw, „waren von ihren Möglichkeiten ein bisschen entfernt. Wenn wir so spielen, haben wir in Russland keine Chance.“Wer am Montag seine Koffer packen könnte:
Torhüter: Manuel Neuer
Da fit ist, wird sich wohl PSG-Ersatzkeeper verabschieden müssen. hat größere Chancen, die Nummer 3 zu sein.
Kevin Trapp Bernd Leno Abwehr: Jonathan Tah,
der keine eine Minute Spielzeit erhielt, dürfte es ebenfalls erwischen. Auch weil (Aufbautraining
Jérôme Boateng
nach Muskelverletzung) keinen Zweifel an seiner WM-Teilnahme lässt. „Im Moment kann ich versprechen, dass ich dabei bin“, sagte der Innenverteidiger der „Bild“, „es sieht wirklich sehr gut aus.“Herthas
saß gegen Österreich ebenfalls nur auf der Bank, darf sich aber als Back-up für Außenverteidiger Jonas Hector berechtigte Hoffnungen auf eine definitive Nominierung machen. Das gleiche gilt für der ebenso außen spielen kann..
Plattenhardt Antonio Rüdiger, Mittelfeld: Sebastian Rudy
muss nach seinem enttäuschenden Auftritt gegen Österreich mehr denn je zittern. Als der Bayernspieler zur Halbzeit für Sami Khedira im defensiven Mittelfeld kam, verlor das deutsche Spiel seine Statik.
Flügel: Julian Brandt Marvin
war der einzige Spieler aus der zweiten Reihe, der sich etwas in den Vordergrund spielen konnte. Der Leverkusener zeigte sein Können in einigen Offensivaktionen. Vor der EM 2016 hatte es Rudy und Brandt im letzten Moment erwischt – zumindest Brandt kann sich jedoch nach Samstag wieder Hoffnung machen. könnte der Überraschungsaussortierte werden. In der Premier League
Leroy Sané
gehörte der 22 Jahre alte Flügelspieler zu den besten Profis der vergangenen Saison. Im Nationalteam blieb er zuletzt weit hinter den Erwartungen zurück. Auch gegen Österreich enttäuschte der Jungstar auf der ganzen Linie. So müsste er sich nicht wundern, wenn ihn Löw überraschend streichen würde.
Nils Petersen
hätte sich bei seinem Debüt mehr Glanzmomente gewünscht, fand aber nicht wirklich ins Spiel. „Natürlich hätte ich gerne ein Tor gemacht oder ein paar gute Aktionen gehabt, um den Bundestrainer noch mehr zu überzeugen“, resümierte der Freiburger. Und weiter: „Jetzt muss ich hoffen. Es sind ein paar Spieler, die als Wackelkandidaten auf der Liste sind. Ich weiß, dass ich als Neuling einer davon bin. So gut ich alle anderen leiden kann: Ich hoffe, dass es vier andere trifft.“