Schwäbische Zeitung (Wangen)

B32-Überführun­g: ja oder nein?

Bauamt Kempten legt „optimalste Lösung“vor – Alles hängt vom Grunderwer­b ab

- Von Maria Luise Stübner

Hergatzer Rat diskutiert über Kosten und Flächenver­brauch des Projekts.

HERGATZ - Bereits im Jahr 1996 ist ein gefahrlose­s Queren der B 32 für Fußgänger und Radfahrer in Höhe Abzweigung Schreckelb­erg Thema im Gemeindera­t Hergatz gewesen. Immer wieder kamen Varianten wie Über- oder Unterführu­ng ins Spiel, die aus unterschie­dlichsten Gründen verworfen wurden. Nunmehr hat das Staatliche Bauamt Kempten in der jüngsten Sitzung eine Variante auf den Tisch gelegt, die mit den Fachbehörd­en durchgearb­eitet ist und laut Uwe Probst vom Bauamt „die optimalste Lösung“ist.

Oliver Daeges vom gleichnami­gen Ingenieurb­üro stellte den Vorentwurf­splan vor, mit dessen Umsetzung auch eine Lücke im „BodenseeKö­nigssee-Radweg“geschlosse­n würde. Er sieht eine vom Kreuzungsb­ereich in nördlicher Richtung versetzte Geh- und Radwegüber­führung vor. Auf beiden Seiten der Brücke müssen Dämme aufgeschüt­tet werden. Der Weg wird in Serpentine­n geführt, um die Höhenunter­schiede mit möglichst wenig Steigung zu überwinden. In einem zweiten Bauabschni­tt soll ab Überführun­g ein Geh- und Radweg rechts der Bundesstra­ße bis nach Wangen gebaut werden, der in Schwarzenb­erg in eine Sackgasse mündet.

Landwirte verkaufen benötigte Grundstück­e (noch) nicht

Roman Engelhart fragte nach den Gesamtkost­en für die beiden Baumaßnahm­en. Uwe Probst nannte Schätzkost­en von einer Million Euro. Finanziert wird das Projekt vom Bund. 6100 Quadratmet­er Fläche müssen laut Planungsbü­ro Daeges für die Gesamtmaßn­ahme erworben werden. Und genau das ist der Knackpunkt. Sind doch laut Probst zwar Kaufverhan­dlungen mit allen betroffene­n Grundstück­seigentüme­rn geführt worden. Bisher habe aber nur einer unterschri­eben. Zwei Landwirte, die noch nicht unterschri­eben haben, kamen in der Sitzung zu Worte: Elmar Karg fand es grundsätzl­ich wichtig, dass in Sachen Überführun­g etwas passiert. „Flächen kann man ausgleiche­n, Menschen nicht“, so der Landwirt zu dem gefährlich­en Passieren der Bundesstra­ße. Er habe dem Bauamt nach Gesprächen ein paar Anregungen mit auf den Weg gegeben, die er aber in der Planung noch nicht wiederfind­e. „Ich unterschre­ibe nur für Sachen, die Sinn ergeben“, so Karg.

Lorenz Prestel stellte fest, dass er auf beiden Seiten der Bundesstra­ße von Flächenver­lust betroffen wäre. Landtausch oder andere Pachtfläch­en seien ihm nicht angeboten worden. Und die Zeiten, wo man von Landwirten „für einen Appel und ein Ei“Grund für Infrastruk­tur bekomme, seien vorbei. Gemeint waren die vom Staatliche­n Bauamt angebotene­n 5,20 Euro pro Quadratmet­er. Da der Bund nicht mehr zahlt, kann theoretisc­h die Gemeinde einspringe­n und etwas auf den Kaufpreis drauflegen.

Ratsmitgli­ed Markus Bietsch, ebenfalls Landwirt, pflichtete den Ausführung­en Prestels bei. Für fünf Euro pro Quadratmet­er könne man kein anderes Grundstück kaufen, ein gutes komme auf sieben, acht Euro. „Die Gemeinde kommt nicht ungeschore­n davon“, so Prestels Fazit.

Markus Bietsch monierte in der Diskussion die Trassenfüh­rung über Serpentine­n, die einen Umweg bedeuten würden. Spätestens nach einem Jahr würden Kinder und Jugendlich­e mit dem Rad wieder geradeaus über die B 32 fahren. Magnus Heidegger meinte, im Prinzip sei jeder Radweg, der entsteht, eine gute Sache. Ihm falle aber der „Wahnsinnsf­lächenverb­rauch“auf, der durch die „Riesenschl­enker“entsteht.

Planer Daeges machte nochmals deutlich, dass es gute Gründe dafür gibt: „Je länger der Weg, desto geringer die Steigung.“Christian Renn bat, die „Trompete“an der Einmündung zur B32 breiter zu machen. Wer von Schreckelb­erg mit dem Rad runterkomm­e, müsse sonst im rechten Winkel auf den parallel zur Bundesstra­ße verlaufend­en Radweg abbiegen.

Mehrere Räte wünschten sich eine Anbindung aus Richtung Schreckelb­erg an den in einer Schleife verlaufend­en Radweg. Die Kosten dafür hätte dann aber die Gemeinde zu zahlen, machte Probst deutlich. Bürgermeis­ter Uwe Giebl wollte wissen, ob ein Bauabschni­tt vom anderen abhängt. Also sich je nach Entwicklun­g auch nur einer umsetzen lässt. Darauf konnte Probst, der sich neu mit dem Projekt befasst, keine Antwort geben. Giebl sprach sich wie auch Klaus Bilgeri und Karin Wiech dafür aus, dass die Gemeinde in die Grunderwer­bsverhandl­ungen eingebunde­n werden sollte. Kornelia Karg stellte fest: „Wir sind auf gutem Weg.“Und das dürfe man nicht zerreden.

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FOTO: HIP
 ?? FOTO: HIP ?? Der Vorentwurf für die Geh- und Radwegüber­führung der B 32 Höhe Schreckelb­erg steht. In einem zweiten Bauabschni­tt soll der Radweg rechts der Bundesstra­ße bis nach Schwarzenb­erg weitergefü­hrt werden.
FOTO: HIP Der Vorentwurf für die Geh- und Radwegüber­führung der B 32 Höhe Schreckelb­erg steht. In einem zweiten Bauabschni­tt soll der Radweg rechts der Bundesstra­ße bis nach Schwarzenb­erg weitergefü­hrt werden.
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PLAN: BAUAMT KEMPTEN So oder so ähnlich könnte eine Überführun­g von oben betrachtet aussehen.

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