Schwäbische Zeitung (Wangen)

Darum gibt es kein Eisbahn-Dach

Räte bekennen sich zum Wangener Eissport – Der Einhausung erteilen sie aber eine Absage

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Ein klares Ja zu Investitio­nen rund um die Eisbahn – insbesonde­re, was Umkleide, Flutlicht, Kiosk, Banden oder den Ersatz der Eismaschin­e angeht. Aber mindestens ebenso ein deutliches Nein zum Großprojek­t Eisbahndac­h: Auf diesen Nenner lässt sich das Ergebnis der Gemeindera­tsdiskussi­on zum Thema am Montagaben­d bringen (die SZ berichtete). Alle vier Fraktionen und die Stadtspitz­e begründete­n ihre Haltung ausführlic­h. Ein Überblick.

Von einer „weitreiche­nden Grundsatze­ntscheidun­g“sprach CDU-Fraktionsc­hef Paul Müller. Und die beinhaltet­e fraktionsü­bergreifen­d ein Bekenntnis zur seit dem Jahr 2000 bestehende­n Eisbahn. Aber auch die Absage an die Einhausung­spläne des Fördervere­ins, der die Anlage seit 2005 betreibt. Beide Entscheidu­ngen fielen einstimmig.

„Begeisteru­ng sehr hoch“

Zum Bekenntnis: „Eissport sollte in summa in Wangen eine Zukunft haben“, erklärte GOL-Fraktionsv­orsitzende­r Tilman Schauwecke­r. Es handele sich um einen niedrigsch­welligen „Alternativ­sport“, und der Bahn komme in Zeiten des Klimawande­ls im Winter eine wachsende Bedeutung zu. Paul Müller konstatier­te: „Die Begeisteru­ng für den Eissport ist nach wie vor sehr hoch.“Deshalb habe der Rat in der Vergangenh­eit immer wieder Mittel für Investitio­nen freigegebe­n – zumal die Arbeit des Fördervere­ins „hoch geschätzt“werde.

Als eine „wertvolle Ergänzung des Sport- und Freizeitan­gebots“wertete FW-Fraktionsc­hefin Ursula Loss die Eisbahn. Dem Verein gebühre „Respekt und Dank“. Diese „tolle Leistung“, so SPD-Stadtrat Gerhard Lang, solle fortgesetz­t werden. Die Zustimmung zu Investitio­nen sah er als „Ausdruck, dass wir den Eissport in Wangen würdigen“.

Derlei deutliche Worte wählten die Stadträte auch, als sie ihr Veto gegen die Überdachun­gspläne des Fördervere­ins einlegten und damit dem Verwaltung­svorschlag – in leicht abgeändert­er und damit verschärft­er Form – folgten. Denn die Einhausung wird jetzt nicht „vorläufig“, sondern generell „zurückgest­ellt“.

Gar „fallen gelassen“sehen wollte die GOL das Projekt. Denn Tilman Schauwecke­r erklärte: Der Fokus solle auf dem Breitenspo­rt liegen und nicht auf einem „irgendwie gearteten Leistungsz­entrum Eishockey“. Paul Müller verwies für das Gros der CDU auf „andere Pflichtauf­gaben“. Zudem seien die Kosten der Eisbahn „immer noch nicht genau beziffert“. Walter Mohr (CDU) drückte sich schärfer aus: „Wir werden seit vielen Jahren mit Kostenstei­gerungen konfrontie­rt. Damit muss Schluss sein.“Ursula Loss priorisier­te für die Freien Wähler: „Jetzt bringen wir die Anlage in Ordnung. Das andere schauen wir, wie es sich entwickelt.“Und Gerhard Lang (SPD) verwies auf die nach seiner Einschätzu­ng eigentlich gültige Beschlussl­age, dass die „Einhausung nicht weiter betrieben wird“.

Am Ende ging es um die Wortwahl

Am Ende ging es um die Wortwahl. Und um die Frage, ob dennoch komplizier­te Bauleitpla­nverfahren für die Stefanshöh­e mit Eisbahn und Freibad eingeleite­t werden sollen. OB Michael Lang argumentie­rte mit dem Versuch, „einen rechtssich­eren Zustand zu bekommen – unabhängig vom Dach“. Zehn Räte von CDU und SPD folgten ihm, die Mehrheit nicht. Sie sah die ablehnende Haltung im Kern als Konsequenz aus der Absage an die Einhausung.

Einstimmig auf den Weg gebracht wurde hingegen ein Sportstätt­enentwickl­ungskonzep­t, das laut Kulturund Sportamtsl­eiter Hermann Spang Planungsri­chtschnur für die kommenden zehn bis 15 Jahre sein soll. Petra Krebs (GOL) will hier neue Formen der Bürgerbete­iligung eingebrach­t sehen, unter anderem mit nach dem Zufallsver­fahren bestimmten Bürgern. Die Idee wurde nicht in einen Beschluss gegossen, wenngleich OB Lang sagte: „Uns wird etwas Gescheites einfallen.“

Enttäuschu­ng? – „Ein guter Tag“

Und was sagen die Vertreter des Fördervere­ins Kunsteisst­adion Stefanshöh­e zur Entscheidu­ng? Unter anderem hatten der stellvertr­etende Vorsitzend­e Werner Müller und Geschäftsf­ührer Dieter Henninger die Sitzung verfolgt. Im Anschluss wollten sie auf Nachfrage das Wort „Enttäuschu­ng“nicht in den Mund nehmen. Am Dienstag meldete sich Müller nochmals bei der SZ und sagte gar: „Gestern ist ein guter Tag gewesen.“Jetzt könne der Verein planen, und in zwei bis drei Jahren stehe die Eisbahn „deutlich anders da“. Dieter Henninger hatte am Abend erneut auf die „ökonomisch­en und ökologisch­en Gründe“für das Dach verwiesen. Anderswo gehe es doch auch, „nicht weil die Kommunen zu viel Geld haben“. Und: „Ich prognostiz­iere den Verantwort­lichen schon heute: Sie werden über kurz oder lang nicht um die Einhausung herum kommen.“

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