Darum gibt es kein Eisbahn-Dach
Räte bekennen sich zum Wangener Eissport – Der Einhausung erteilen sie aber eine Absage
WANGEN - Ein klares Ja zu Investitionen rund um die Eisbahn – insbesondere, was Umkleide, Flutlicht, Kiosk, Banden oder den Ersatz der Eismaschine angeht. Aber mindestens ebenso ein deutliches Nein zum Großprojekt Eisbahndach: Auf diesen Nenner lässt sich das Ergebnis der Gemeinderatsdiskussion zum Thema am Montagabend bringen (die SZ berichtete). Alle vier Fraktionen und die Stadtspitze begründeten ihre Haltung ausführlich. Ein Überblick.
Von einer „weitreichenden Grundsatzentscheidung“sprach CDU-Fraktionschef Paul Müller. Und die beinhaltete fraktionsübergreifend ein Bekenntnis zur seit dem Jahr 2000 bestehenden Eisbahn. Aber auch die Absage an die Einhausungspläne des Fördervereins, der die Anlage seit 2005 betreibt. Beide Entscheidungen fielen einstimmig.
„Begeisterung sehr hoch“
Zum Bekenntnis: „Eissport sollte in summa in Wangen eine Zukunft haben“, erklärte GOL-Fraktionsvorsitzender Tilman Schauwecker. Es handele sich um einen niedrigschwelligen „Alternativsport“, und der Bahn komme in Zeiten des Klimawandels im Winter eine wachsende Bedeutung zu. Paul Müller konstatierte: „Die Begeisterung für den Eissport ist nach wie vor sehr hoch.“Deshalb habe der Rat in der Vergangenheit immer wieder Mittel für Investitionen freigegeben – zumal die Arbeit des Fördervereins „hoch geschätzt“werde.
Als eine „wertvolle Ergänzung des Sport- und Freizeitangebots“wertete FW-Fraktionschefin Ursula Loss die Eisbahn. Dem Verein gebühre „Respekt und Dank“. Diese „tolle Leistung“, so SPD-Stadtrat Gerhard Lang, solle fortgesetzt werden. Die Zustimmung zu Investitionen sah er als „Ausdruck, dass wir den Eissport in Wangen würdigen“.
Derlei deutliche Worte wählten die Stadträte auch, als sie ihr Veto gegen die Überdachungspläne des Fördervereins einlegten und damit dem Verwaltungsvorschlag – in leicht abgeänderter und damit verschärfter Form – folgten. Denn die Einhausung wird jetzt nicht „vorläufig“, sondern generell „zurückgestellt“.
Gar „fallen gelassen“sehen wollte die GOL das Projekt. Denn Tilman Schauwecker erklärte: Der Fokus solle auf dem Breitensport liegen und nicht auf einem „irgendwie gearteten Leistungszentrum Eishockey“. Paul Müller verwies für das Gros der CDU auf „andere Pflichtaufgaben“. Zudem seien die Kosten der Eisbahn „immer noch nicht genau beziffert“. Walter Mohr (CDU) drückte sich schärfer aus: „Wir werden seit vielen Jahren mit Kostensteigerungen konfrontiert. Damit muss Schluss sein.“Ursula Loss priorisierte für die Freien Wähler: „Jetzt bringen wir die Anlage in Ordnung. Das andere schauen wir, wie es sich entwickelt.“Und Gerhard Lang (SPD) verwies auf die nach seiner Einschätzung eigentlich gültige Beschlusslage, dass die „Einhausung nicht weiter betrieben wird“.
Am Ende ging es um die Wortwahl
Am Ende ging es um die Wortwahl. Und um die Frage, ob dennoch komplizierte Bauleitplanverfahren für die Stefanshöhe mit Eisbahn und Freibad eingeleitet werden sollen. OB Michael Lang argumentierte mit dem Versuch, „einen rechtssicheren Zustand zu bekommen – unabhängig vom Dach“. Zehn Räte von CDU und SPD folgten ihm, die Mehrheit nicht. Sie sah die ablehnende Haltung im Kern als Konsequenz aus der Absage an die Einhausung.
Einstimmig auf den Weg gebracht wurde hingegen ein Sportstättenentwicklungskonzept, das laut Kulturund Sportamtsleiter Hermann Spang Planungsrichtschnur für die kommenden zehn bis 15 Jahre sein soll. Petra Krebs (GOL) will hier neue Formen der Bürgerbeteiligung eingebracht sehen, unter anderem mit nach dem Zufallsverfahren bestimmten Bürgern. Die Idee wurde nicht in einen Beschluss gegossen, wenngleich OB Lang sagte: „Uns wird etwas Gescheites einfallen.“
Enttäuschung? – „Ein guter Tag“
Und was sagen die Vertreter des Fördervereins Kunsteisstadion Stefanshöhe zur Entscheidung? Unter anderem hatten der stellvertretende Vorsitzende Werner Müller und Geschäftsführer Dieter Henninger die Sitzung verfolgt. Im Anschluss wollten sie auf Nachfrage das Wort „Enttäuschung“nicht in den Mund nehmen. Am Dienstag meldete sich Müller nochmals bei der SZ und sagte gar: „Gestern ist ein guter Tag gewesen.“Jetzt könne der Verein planen, und in zwei bis drei Jahren stehe die Eisbahn „deutlich anders da“. Dieter Henninger hatte am Abend erneut auf die „ökonomischen und ökologischen Gründe“für das Dach verwiesen. Anderswo gehe es doch auch, „nicht weil die Kommunen zu viel Geld haben“. Und: „Ich prognostiziere den Verantwortlichen schon heute: Sie werden über kurz oder lang nicht um die Einhausung herum kommen.“