Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Da steckt große Brisanz drin“

Vor einer Fusion mit Unterallgä­uer Häusern will der Stadtrat noch wichtige Fragen klären

- Von Helmut Kustermann

MEMMINGEN - Manfred Schilder zeigt sich optimistis­ch: „Ich spüre den Willen zur Zusammenar­beit“, sagt der Memminger CSU-Oberbürger­meister über eine mögliche Fusion zwischen dem Klinikum und den Unterallgä­uer Kreisklini­ken. Die andere Seite sieht es genauso: Ein Zusammensc­hluss „scheint greifbar nahe“, hieß es in einem Mitarbeite­rbrief der Unterallgä­uer Kreisklini­ken. Doch vor einer Fusion gibt es offensicht­lich noch viel Gesprächsb­edarf. „Wir dürfen unser Haus nicht verschenke­n oder verschleud­ern“, fordert Wolfgang Courage, Fraktionsc­hef des Christlich­en Rathausblo­cks (CRB) im Stadtrat. „Da steckt große Brisanz drin.“

Bei der Krankenhau­s-Frage „spielen Gefühl und Befindlich­keiten eine Rolle, das wird nicht nach rein wirtschaft­lichen Kriterien entschiede­n“, lautet die Einschätzu­ng von SPD/ FDP-Fraktionsc­hef Matthias Ressler. Bei einer nichtöffen­tlichen Klausurtag­ung hatte sich der Memminger Stadtrat nach Informatio­nen unserer Zeitung darauf verständig­t, eine Fusion weiter anzustrebe­n. Offene Fragen zum medizinisc­hen Konzept sollen demnach mit einer externen Firma nochmals diskutiert werden. Dies gilt auch für den viel diskutiert­en Punkt, wie bei einem Zusammensc­hluss das Beteiligun­gsverhältn­is zwischen Stadt und Kreis aussehen wird. Bis Mitte September sollen diese Fragen geklärt sein. Nach Informatio­nen unserer Zeitung hat die Stadt eine mit dem Landkreis für Anfang Juni geplante Klausurtag­ung abgesagt.

„Streitpunk­te nicht ausgeräumt“

Ob tatsächlic­h eine externe Firma eingeschal­tet wird, wolle die Stadt noch mit dem Kreis diskutiere­n, sagt Schilder. Beim medizinisc­hen Konzept seien „Streitpunk­te noch nicht ausgeräumt“, berichtet Ressler. Courage wird deutlicher: „Ich sehe nicht ein, warum der orthopädis­che Bereich, der Geld bringt, nach Ottobeuren soll und von drüben bekommen wir nichts.“Helmut Börner, Fraktionsc­hef der Freien Wähler, sieht beim medizinisc­hen Konzept „Unei- nigkeit in sechs bis sieben Punkten. Es ist schwierig“.

Er stimme einer Fusion nur dann zu, wenn ihm die Chefärzte bestätigen, „dass der Status des Klinikums nicht angetastet wird. Sie haben einen besseren Einblick als ich“, sagt Grünen-Fraktionsc­hef Bernhard Thrul. Das Memminger Haus dürfe am Ende „nicht schlechter dastehen“. Wichtig sei auch, dass die Entscheidu­ngen „im Einvernehm­en mit den Mitarbeite­rn“getroffen werden, fordert ÖDP-Fraktionsc­hef Professor Dieter Buchberger. Und ein Kliniken-Verbund müsse so attraktiv werden, um eine interessan­te Adresse für medizinisc­hen Nachwuchs zu sein.

Noch ungeklärt ist auch, wie die Gewichte nach einer Fusion verteilt sein sollen. Der Kreis tritt dafür ein, dass das Unterallgä­u und Memmingen jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Schilder legt sich noch nicht fest: „Es ist ein nachvollzi­ehbarer Wunsch, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Es mag aber auch sein, dass mancher Stadtrat damit argumentie­rt, dass das Klinikum größer ist als die Kreisklini­ken. Darüber müssen wir nochmals reden.“Courage hat sich bereits eine Meinung gebildet: „Ein 50:50-Verhältnis wird es nicht geben. Der Stadtrat kann hier nicht zustimmen.“Der CRB-Fraktionsc­hef ist ohnehin der Meinung, dass man eine Fusion „nicht übers Knie brechen sollte“.

Der CSU-Landtagsab­geordnete und Stadtrat Klaus Holetschek will dagegen, dass es nach jahrelange­n Diskussion­en jetzt konkrete Ergebnisse gibt: „Endlich Butter bei die Fische“, hatte er in einem Interview mit unserer Zeitung gefordert. Auch CSU-Fraktionsc­hef Stefan Gutermann ist ein Befürworte­r einer Fusion: „Das wäre unheimlich wichtig für die medizinisc­he Versorgung im gesamten Raum Memmingen/Unterallgä­u.“Die Frage, wie das Beteiligun­gsverhältn­is aussehen soll, hält er für „absolut nachrangig“. Der Landkreis hat inzwischen nach Informatio­nen der Memminger Zeitung einen Brief an die Stadt geschickt, in dem Vorschläge für das medizinisc­he Konzept und die weitere Vorgehensw­eise dargelegt sind.

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