Bodenseefischer klagen über ihre schwierige Lage
Beim schwäbischen Fischereitag in Wasserburg sind geringe Erträge Thema – Peter und Roland Stohr bekommen Auszeichnung
WASSERBURG (hin) - Die Kulisse hätte nicht schöner sein können für den Schwäbischen Fischereitag, der am Samstag in Wasserburg über die Bühne ging: strahlender Sonnenschein und eine gigantische Sicht auf den See und die Berge. In der Sumserhalle allerdings war beim großen Forum der Fischer Schwabens nicht alles eitel Sonnenschein: Schwerpunktmäßig ging es um die „sehr schwere Lage der Bodenseefischer“, wie nicht nur Landrat Elmar Stegmann in seiner Begrüßungsansprache sagte. Dabei sei der Fischfang „ein Markenzeichen der Region“.
Aus Sicht der Berufsfischer gibt es gleich mehrere Gründe zu klagen, wie Roland Stohr, erster Vorsitzender Genossenschaft der bayerischen Bodenseeberufsfischer, deutlich machte: Seit einigen Jahren bewegten sich die Fangerträge „auf niedrigstem Niveau“. Noch im Zeitraum 1988 bis 1997 habe ein Berufsfischer pro Jahr zehn Tonnen Felchen gefangen – die Felchenerträge machen seinen Angaben zufolge 60 bis 70 Prozent des Gesamtfangs eines Fischers aus – 2014 bis 2017 waren es nur noch 1,5 Tonnen. „Die Maßnahmen der Behörden zielen aus unserer Sicht leider völlig in die falsche Richtung“, so Stohr. „Bis ins Jahr 2020 müssen laut Beschluss der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) insgesamt ein Drittel aller Fischereirechte der Berufsfischer eingezogen werden.“Das Bayerische Staatsministerium habe dabei angedroht, diesbezüglich Kriterien zum Patententzug aufzustellen, falls nicht freiwillig einige Fischer auf ihr Fischereirecht verzichten. Roland Stohr: „Dieser Entscheidung sehen wir mit großer Sorge, aber auch großem Unmut entgegen und hoffen hier auf die Unterstützung der Fischereiverbände.“
Fischer wollen Phosphorgehalt noch immer erhöhen
Nach wie vor halten die Berufsfischer an einer Erhöhung des Phosphorgehalts im Bodensee auf zehn bis 15 Milligramm pro Kubikmeter fest – einen Mangel an diesem Nährstoff machen sie für den Rückgang der Fangerträge verantwortlich. „Der See ist nicht zu sauber, sondern zu nährstoffarm. Phosphat ist kein Schadstoff, sondern ein lebenswichtiges Mineral, ohne das kein Leben möglich ist“, sagt Roland Stohr. „Unter den derzeitigen Zuständen leidet dauerhaft der gesamte Lebensraum Bodensee- die Wasservögel, die Fischbestände, die gesamte Vegetation. Wir brauchen wieder einen produktionstüchtigen See.“
Auch Landtagsabgeordneter Eberhard Rotter, sein Kollege Eric Beißwenger und der Wasserburger Bürgermeister Thomas Kleinschmidt wissen um die schwierige Situation der Fischer. Den „einzigen Weg“, der seiner Meinung nach weiterhelfen könnte, sieht Eberhard Rotter in der Einstufung des Bodensees.
„Wir haben einen Antrag in den Bayerischen Landtag eingebracht, der hinterfragt, ob der Bodensee als Alpensee tatsächlich richtig qualifiziert ist oder ob er ein Voralpensee ist.“Einem Alpensee dürfe kein Phosphor zugeführt werden, für einen Voralpensee gelten andere Bestimmungen. Eine Freude gab es am Samstag dann doch für Roland Stohr und seien Vater Peter: Die beiden Wasserburger wurden unter großem Beifall für ihr Engagement für die Fischerei und die Fische ausgezeichnet. Immer, auch in schwierigen Situationen, hieß es in der Laudatio, seien sie gesprächsbereit gewesen. Eine Eigenschaft, die sie auch künftig brauchen werden.