Barocklandschaft als Weltkulturerbe?
Kißleggs Bürgermeister wirbt für diese Idee auf Tourismusgipfel mit Minister Wolf
BAD WURZACH - Die oberschwäbische Barocklandschaft als Weltkulturerbe? Diese Idee hat am Mittwochabend der Kißlegger Bürgermeister Dieter Krattenmacher (CDU) erstmals öffentlich kundgetan. In Maria Rosengarten tagte eine Tourismusrunde mit dem dafür zuständigen Landesminister Guido Wolf (CDU).
„Wir haben eine Ansammlung von Gebäuden, die Jahrhunderte überlebt haben und in dieser Qualität einmalig sind“, sagte Krattenmacher. Bislang habe man es „verstauben“lassen. „Wir sollten dieses barocke Juwel wieder in die Welt setzen und als Weltkulturerbe ins Gespräch bringen“, so der Kißlegger Bürgermeister.
„Oberschwäbischer Barock, das hat was, da haben wir in der Tat was zu bieten“, zeigte sich Wolf angetan von dieser Idee. Man sollte „an dieser Idee weiterarbeiten, und ich kann mir vorstellen, dass das landesseitig unterstützt wird“. Voraussetzung, so der Minister, der aus Weingarten stammt, sei, dass die Region in dieser Frage zusammensteht.
An der Konferenz nahmen neben Wolf auch der CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser, Vertreter der Allgäu GmbH, der Oberschwaben-Tourismus GmbH (OTG), des Zweckverbands Ferienregion Allgäu-Bodensee, des Bodo-Verkehrsverbunds, des Center Parcs Leutkirch, der Bad Wurzach Info (BWI) und des CDU-Stadtverbands sowie die Bürgermeister von Bad Wurzach (auch Alexandra Scherer als künftiges Stadtoberhaupt), Kißlegg und Rot/Rot teil.
Ein weiteres Thema war die Situation der Gastronomie, die allen Beteiligten Sorge macht. Roland Bürkle hatte sie bereits bei der Begrüßung angesprochen und nannte sie für Bad Wurzach „das größte Problem, das ich zurzeit sehe“. Auch Guido Wolf sprach von einem „wunden Punkt“und einer „Schwachstelle, die uns hindert, noch besser zu werden“. Baden-Württemberg als Genießerland brauche eine Gastronomie mit regionaler Küche von Gütbürgerlich bis Sternekoch.
Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, berichtete, dass es in Bayern ein Förderprojekt zur Rettung der bayerischen Wirtshauskultur gibt.
Er warb zudem für einen reduzierten Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie, analog zur Hotelerie, wo dies laut Joachim „zu einem erneuten Investitionsschub geführt“hat. und für ein Überdenken des sogenannten geldwerten Vorteils, der Gastronomie-Angestellten für Kost und Logis angerechnet wird.
Wolf nannte das bayerische Förderprojekt ein „schönes Thema“, für das auf der Südschiene Kräfte gebündelt werden könnten.
„Bayern ist offener für grenzüberschreitende Projekte“OTG-Geschäftsführerin Daniela Leipelt
Belinda Unger, Geschäftsführerin der Ferienregion, bat den Minister eindringlich, das württembergische Allgäu bei der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption endlich als eigene Destination aufzunehmen. Bislang werde das Württembergische Allgäu nur insofern erwähnt, dass ihm empfohlen wird, sich über Bayern zu vermarkten. Dafür aber wiederum gebe es keine finanziellen Mittel aus Stuttgart.
„Bayern ist offener für grenzüberschreitende Projekte“, bekräftigte OTG-Geschäftsführerin Daniela Leipelt. Es gebe durchaus konkrete Pläne, auch in Richtung Schweiz und Österreich, „aber uns fehlt dafür der eine oder andere Euro“. „Das Westallgäu muss zwingend in die Konzeption“, gab Wolf den beiden Expertinnen vollumfänglich recht.
„Bürokratie ist ein dickes Problem“, legte Krattenmacher in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Leader-Entscheidungsgremiums Württembergisches Allgäu den Finger in eine weitere Wunde. Leader ist ein EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum. Nach vier Jahren „läuft’s jetzt endlich langsam“, so der Kißlegger, es gebe aber immer noch Verbesserungsprotenzial bei länderübergreifenden Maßnahmen.
Wolf, der auch Europaminister des Landes ist, kündigte an, dringend nötigen Bürokratieabbau in Gespräch in Brüssel zu thematisieren. Er wisse dabei den baden-württemergischen EU-Kommissar Günther Oettinger an seiner Seite.