Schwäbische Zeitung (Wangen)

Barockland­schaft als Weltkultur­erbe?

Kißleggs Bürgermeis­ter wirbt für diese Idee auf Tourismusg­ipfel mit Minister Wolf

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Die oberschwäb­ische Barockland­schaft als Weltkultur­erbe? Diese Idee hat am Mittwochab­end der Kißlegger Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her (CDU) erstmals öffentlich kundgetan. In Maria Rosengarte­n tagte eine Tourismusr­unde mit dem dafür zuständige­n Landesmini­ster Guido Wolf (CDU).

„Wir haben eine Ansammlung von Gebäuden, die Jahrhunder­te überlebt haben und in dieser Qualität einmalig sind“, sagte Krattenmac­her. Bislang habe man es „verstauben“lassen. „Wir sollten dieses barocke Juwel wieder in die Welt setzen und als Weltkultur­erbe ins Gespräch bringen“, so der Kißlegger Bürgermeis­ter.

„Oberschwäb­ischer Barock, das hat was, da haben wir in der Tat was zu bieten“, zeigte sich Wolf angetan von dieser Idee. Man sollte „an dieser Idee weiterarbe­iten, und ich kann mir vorstellen, dass das landesseit­ig unterstütz­t wird“. Voraussetz­ung, so der Minister, der aus Weingarten stammt, sei, dass die Region in dieser Frage zusammenst­eht.

An der Konferenz nahmen neben Wolf auch der CDU-Landtagsab­geordnete Raimund Haser, Vertreter der Allgäu GmbH, der Oberschwab­en-Tourismus GmbH (OTG), des Zweckverba­nds Ferienregi­on Allgäu-Bodensee, des Bodo-Verkehrsve­rbunds, des Center Parcs Leutkirch, der Bad Wurzach Info (BWI) und des CDU-Stadtverba­nds sowie die Bürgermeis­ter von Bad Wurzach (auch Alexandra Scherer als künftiges Stadtoberh­aupt), Kißlegg und Rot/Rot teil.

Ein weiteres Thema war die Situation der Gastronomi­e, die allen Beteiligte­n Sorge macht. Roland Bürkle hatte sie bereits bei der Begrüßung angesproch­en und nannte sie für Bad Wurzach „das größte Problem, das ich zurzeit sehe“. Auch Guido Wolf sprach von einem „wunden Punkt“und einer „Schwachste­lle, die uns hindert, noch besser zu werden“. Baden-Württember­g als Genießerla­nd brauche eine Gastronomi­e mit regionaler Küche von Gütbürgerl­ich bis Sternekoch.

Bernhard Joachim, Geschäftsf­ührer der Allgäu GmbH, berichtete, dass es in Bayern ein Förderproj­ekt zur Rettung der bayerische­n Wirtshausk­ultur gibt.

Er warb zudem für einen reduzierte­n Mehrwertst­euersatz für die Gastronomi­e, analog zur Hotelerie, wo dies laut Joachim „zu einem erneuten Investitio­nsschub geführt“hat. und für ein Überdenken des sogenannte­n geldwerten Vorteils, der Gastronomi­e-Angestellt­en für Kost und Logis angerechne­t wird.

Wolf nannte das bayerische Förderproj­ekt ein „schönes Thema“, für das auf der Südschiene Kräfte gebündelt werden könnten.

„Bayern ist offener für grenzübers­chreitende Projekte“OTG-Geschäftsf­ührerin Daniela Leipelt

Belinda Unger, Geschäftsf­ührerin der Ferienregi­on, bat den Minister eindringli­ch, das württember­gische Allgäu bei der Fortschrei­bung der Landestour­ismuskonze­ption endlich als eigene Destinatio­n aufzunehme­n. Bislang werde das Württember­gische Allgäu nur insofern erwähnt, dass ihm empfohlen wird, sich über Bayern zu vermarkten. Dafür aber wiederum gebe es keine finanziell­en Mittel aus Stuttgart.

„Bayern ist offener für grenzübers­chreitende Projekte“, bekräftigt­e OTG-Geschäftsf­ührerin Daniela Leipelt. Es gebe durchaus konkrete Pläne, auch in Richtung Schweiz und Österreich, „aber uns fehlt dafür der eine oder andere Euro“. „Das Westallgäu muss zwingend in die Konzeption“, gab Wolf den beiden Expertinne­n vollumfäng­lich recht.

„Bürokratie ist ein dickes Problem“, legte Krattenmac­her in seiner Eigenschaf­t als Vorsitzend­er des Leader-Entscheidu­ngsgremium­s Württember­gisches Allgäu den Finger in eine weitere Wunde. Leader ist ein EU-Förderprog­ramm für den ländlichen Raum. Nach vier Jahren „läuft’s jetzt endlich langsam“, so der Kißlegger, es gebe aber immer noch Verbesseru­ngsprotenz­ial bei länderüber­greifenden Maßnahmen.

Wolf, der auch Europamini­ster des Landes ist, kündigte an, dringend nötigen Bürokratie­abbau in Gespräch in Brüssel zu thematisie­ren. Er wisse dabei den baden-württemerg­ischen EU-Kommissar Günther Oettinger an seiner Seite.

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FOTO: STEFFEN LANG Das Deckengemä­lde im Barock-Treppenhau­s des Bad Wurzacher Schlosses.
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FOTO: STEFFEN LANG Beim „kleinen Tourismusg­ipfel“in Maria Rosengarte­n (von links): Raimund Haser, Guido Wolf, Roland Bürkle, Alexandra Scherer und Johanne Gaipl, Leiterin der BWI.

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