Neue Berlinale-Leitung steht
Mariette Rissenbeek übernimmt gemeinsam mit Carlo Chatrian die Leitung der Filmfestspiele
BERLIN - Es war eine Überraschung, noch mehr aber war es ein Kuriosum: Die Niederländerin Mariette Rissenbeek wird die neue alleinhaftende Berlinale-Geschäftsführerin, und als solche in juristischem Sinn Nachfolgerin von Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. Das Programm der Berlinale verantwortet allerdings in Zukunft, wie bereits gemeldet, der Italiener Carlo Chatrian als künstlerischer Direktor. Er war bisher Leiter des Festivals von Locarno. Beider Verträge beginnen mit der Vorbereitung für die Berlinale 2020 und gelten für fünf Jahre.
Kurios an dieser Entscheidung ist, das Rissenbeek selbst jener Findungskommission angehörte, die eigentlich Vorschläge für die KosslickNachfolge ausarbeiten sollte. Sie hat sich also gewissermaßen selbst gefunden.
Es soll eine gleichberechtigte Doppelspitze werden, wie sie auch in den meisten anderen internationalen Festivals üblich ist. Theoretisch wird allerdings Rissenbeek das letzte Wort haben. Wie beide dann in der Praxis zusammenarbeiten werden, wird man sehen. Man kann sich gut vorstellen, dass es eine harmonische Konstellation werden wird, denn beide sind konziliante Charaktere. Man sollte aber auch beider Zähigkeit nicht unterschätzen. Bislang war Rissenbeek Lobbyistin der deutschen Filmindustrie und als solche eine treue Dienerin der deutschen Filmförderer, zeigte aber auch ihr Talent darin zwischen diesen Interessen und innerhalb so selbstbewußter wie lautstarker Männerbünde zu vermitteln.