Boehringer legt Grundstein für die Zukunft
230-Millionen-Euro-Projekt in Biberach stärkt die Biopharmazieforschung
BIBERACH - Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim hat am Freitag in Biberach eine große Zukunftsinvestition auf den Weg gebracht. Im Beisein der baden-württembergischen Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) wurde der Grundstein für ein neues Entwicklungszentrum für biopharmazeutische Medikamente gelegt. 230 Millionen Euro kostet das Gebäude, in dem ab 2021 rund 500 Mitarbeiter tätig sein werden. 100 dieser Arbeitsplätze entstehen neu.
„Das neue Entwicklungszentrum wird den Standort Biberach auf Jahre prägen und in der Topliga der weltweiten Forschungsstandorte etablieren“, war sich die Ministerin bei er Grundsteinlegung am Freitagmorgen sicher. Sie dankte Boehringer Ingelheim für das Bekenntnis zu Biberach, der Region und zu Baden-Württemberg. Dass nun auch dieser Meilenstein in Bi- berach stattfinde, sei für sie eine logische Konsequenz, sagte Hoffmeister-Kraut. Sie erinnerte an den Bau des Biotechnikums 1986 – damals die erste biopharmazeutische Produktion in Deutschland; außerdem an den Bau der damals größten biotechnologischen Produktionsanlage Europas 2003.
Katrin Maag, gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSUFraktion im Bundestag, wies auf die manchmal schwierigen Diskussionen zwischen Gesundheitspolitik und Pharmawirtschaft hin. „Die Biopharmazie beschäftigt uns dabei massiv.“Man werde aber weiter daran arbeiten, einen Ausgleich zwischen Bezahlbarkeit der Medikamente für den Patienten und einer fairen Preisgestaltung für die Unternehmen zu finden.
Basis der Unabhängigkeit
Christian Boehringer, Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Boehringer Ingelheim, lobte den früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth, der sich bereits in den 80er-Jahren für den Biotechnologiestandort Biberach stark gemacht habe. Das Unternehmen habe hier engagierte Mitarbeiter, eine hohe Produktivität und stabile Rahmenbedingungen. Ziel sei, mit dem neuen Entwicklungszentrum führend in der biotechnologischen Produktion zu sein und gleichzeitig möglichst viele eigene biologische Wirkstoffe zu entwickeln. Vor allem der letzte Punkt sei die Basis der Unabhängigkeit von Boehringer Ingelheim.
Für das Unternehmen sei das Gebäude am Standort Biberach ein „Befreiungsschlag“, sagte Fridtjof Traulsen, Corporate Senior Vice President Development. Die neuen Labor- und Produktionsflächen würden dringend gebraucht. Vor zwei Jahren sei die Entscheidung für diese „große Lösung“gefallen, die nach nur einem Jahr Planung nun in die Umsetzung geht.
Mit dem Grundstein werde symbolisch auch das Fundament für die Zukunft von Boehringer Ingelheim gelegt, sagte Ralf Schumacher, im Unternehmen für die biopharmazeutische Entwicklung verantwortlich. Er selbst werde nach der Fertigstellung in dem neuen Entwicklungszentrum arbeiten. „Acht der zehn umsatzstärksten Medikamen- te sind heute schon biotechnologisch hergestellt“, sagte Schumacher und verdeutlichte die Wichtigkeit dieses Unternehmensbereichs.
In den Grundstein wurde im Anschluss eine Metallkapsel eingemauert, in die die Ehrengäste verschiedene Unterlagen und Gegenstände legten: darunter ein Bauplan des neuen Gebäudes, eine Landesfahne, Münzen und auch die aktuelle Ausgabe der „Schwäbischen Zeitung“.
Boehringer Ingelheim ist mit derzeit rund 6000 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber in Biberach. Das Unternehmen befindet sich seit seiner Gründung im Jahr 1885 noch immer im Familienbesitz. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete esinsgesamt knapp 18,1 Milliarden Euro Umsatzerlös.
Ein Video von der Grundsteinlegung gibt es unter www.schwäbische.de/ grundstein- boehringer