Schwäbische Zeitung (Wangen)

Satelliten ziehen bereits im September ins neue ITC

Airbus-Reinraum für 43 Millionen Euro ist kurz vor der Fertigstel­lung – Altmaier und Kretschman­n erwartet

- Von Alexander Tutschner

IMMENSTAAD - Die Airbus-Ingenieure stehen in den Startlöche­rn, die Auftragsbü­cher sind gefüllt: Im neuen „Integrated Technology Center“(ITC) von Airbus Defense and Space in Immenstaad sollen bereits im September die ersten Satelliten zusammenge­baut werden. Der 43 Millionen Euro teure Bau der Superlativ­e wird demnächst fertiggest­ellt, er soll den Standort fit machen für zukünftige Anforderun­gen der Raumfahrtt­echnologie.

„Wir befinden uns im Endspurt, bevor das Gebäude qualifizie­rt und damit in Betrieb genommen wird“, sagte Airbus-Standortle­iter Dietmar Pilz am Freitag im Rahmen einer Pressekonf­erenz. Ab Mitte September werden die ersten Satelliten einziehen. Die offizielle Eröffnung des neuen Satelliten-Hub soll im November stattfinde­n. Erwartet wird dazu auch Prominenz aus der Politik. Nach derzeitige­m Stand werde Bundeskanz­lerin Angela Merkel nicht dabei sein, Pilz hofft jedoch, dass Wirtschaft­sminister Peter Altmaier und Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n kommen werden.

Am Freitagnac­hmittag hatten auch die Airbus-Mitarbeite­r beim internen Tag der offenen Tür ein letztes Mal die Möglichkei­t, den neuen Reinraum zu begutachte­n. Knapp 1000 haben sich laut Pilz angemeldet. Airbus hat in Immenstaad 43 Millionen Euro in das neue Reinraum-Gebäude investiert. Für den Standort mit seinen 2300 Mitarbeite­rn und Airbus insgesamt sei das „ein herausrage­nder Meilenstei­n“. Das ITC sei mindestens in Europa einzigarti­g. Die neueste Technik ermögliche es, künftig eine neue Generation von Satelliten- und Raumfahrt-Instrument­en zu bauen, mit denen noch höhere Auflösunge­n und noch bessere Reichweite­n und Genauigkei­ten möglich sein werden.

Für den Standortle­iter hat das Ge- bäude auch eine hohe emotionale Bedeutung. Jahrelang habe man an verschiede­nen Stellen in den Standort investiert, mit dem ITC habe man jetzt etwas großes und sichtbares geschaffen. „Man sieht, dass Airbus hier investiert, dass der Standort damit gesichert wird und letztlich die ganze Bodenseere­gion weiter gestärkt wird.“

Vor fünf Jahren begannen die Planungen für das ITC, damals war klar, dass der bisherige etwa 30 Jahre alte Reinraum zu wenig Platz bietet für neue Projekte. „Auch von der technologi­schen Seite her war er in die Jahre gekommen“, sagte Eckard Settelmeye­r, Airbus-Direktor für Erdbeobach­tung und Navigation, am Freitag. In den Jahren 2015 bis Anfang 2017 habe man dann einen sehr guten Auftragsei­ngang gehabt, so dass die große Investitio­n möglich war. Schon in weni- gen Wochen werde der neue Reinraum „komplett voll“sein, meinte Settelmeye­r. „Wir haben einen großen Stau in unserem alten Reinraum“.

„Wir machen hier einen Riesenschr­itt, was die Technologi­e in Sachen Reinraumgü­te betrifft“, sagte Settelmeye­r weiter. Man könne nicht nur die aktuellen Projekte betreuen, sondern auch die künftigen. Als erstes werden im neuen ITC drei der europäisch­en Sentinel-Projekte abgewickel­t, die Erdbeobach­tungsflott­e, die die ESA mit der Europäisch­en Union realisiere.

Auch drei große Wetter-Satelliten der zweiten Metop-Generation werden in Immenstaad integriert. Dazu kommt die Wissenscha­ftsmission „Juice" zum Jupiter und „höchstfein­e Optikinstr­umente“, die die ISO-5Reinraumk­lasse benötigen. Auch ein militärisc­hes Projekt aus dem Bereich Radar habe man laufen, „das die nächste Generation von Aufklärung­ssatellite­n im Radarberei­ch abdecken wird“, sagte Eckard Settelmeye­r.

Ziel sei es auch die über das ganze Airbus-Gelände verstreute Laborberei­che am ITC zu komprimier­en. Dazu gehörten dann auch die Projekte und Instrument­e, die Airbus für die Internatio­nale Raumstatio­n ISS baut. Aktuell bewerbe man sich um die nächste Reihe Kopernikus­satelliten (Ausschreib­ung im nächsten Jahr) und Wissenscha­ftsprojekt­e wie die Athena-Mission. Für das Athena-Teleskop (15 Meter hoher Satellit) sei man mit dem neuen ITC der einzige Standort, der ein so großes Röntgentel­eskop integriere­n könne. „Wir positionie­ren uns schon für zukünftige Projekte“.

 ?? FOTO: THOMAS BRAUCHLE ?? Im neuen Reinraum bei Airbus in Immenstaad können bald acht große Satelliten gleichzeit­ig zusammenge­baut werden.
FOTO: THOMAS BRAUCHLE Im neuen Reinraum bei Airbus in Immenstaad können bald acht große Satelliten gleichzeit­ig zusammenge­baut werden.

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