Satelliten ziehen bereits im September ins neue ITC
Airbus-Reinraum für 43 Millionen Euro ist kurz vor der Fertigstellung – Altmaier und Kretschmann erwartet
IMMENSTAAD - Die Airbus-Ingenieure stehen in den Startlöchern, die Auftragsbücher sind gefüllt: Im neuen „Integrated Technology Center“(ITC) von Airbus Defense and Space in Immenstaad sollen bereits im September die ersten Satelliten zusammengebaut werden. Der 43 Millionen Euro teure Bau der Superlative wird demnächst fertiggestellt, er soll den Standort fit machen für zukünftige Anforderungen der Raumfahrttechnologie.
„Wir befinden uns im Endspurt, bevor das Gebäude qualifiziert und damit in Betrieb genommen wird“, sagte Airbus-Standortleiter Dietmar Pilz am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz. Ab Mitte September werden die ersten Satelliten einziehen. Die offizielle Eröffnung des neuen Satelliten-Hub soll im November stattfinden. Erwartet wird dazu auch Prominenz aus der Politik. Nach derzeitigem Stand werde Bundeskanzlerin Angela Merkel nicht dabei sein, Pilz hofft jedoch, dass Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Ministerpräsident Winfried Kretschmann kommen werden.
Am Freitagnachmittag hatten auch die Airbus-Mitarbeiter beim internen Tag der offenen Tür ein letztes Mal die Möglichkeit, den neuen Reinraum zu begutachten. Knapp 1000 haben sich laut Pilz angemeldet. Airbus hat in Immenstaad 43 Millionen Euro in das neue Reinraum-Gebäude investiert. Für den Standort mit seinen 2300 Mitarbeitern und Airbus insgesamt sei das „ein herausragender Meilenstein“. Das ITC sei mindestens in Europa einzigartig. Die neueste Technik ermögliche es, künftig eine neue Generation von Satelliten- und Raumfahrt-Instrumenten zu bauen, mit denen noch höhere Auflösungen und noch bessere Reichweiten und Genauigkeiten möglich sein werden.
Für den Standortleiter hat das Ge- bäude auch eine hohe emotionale Bedeutung. Jahrelang habe man an verschiedenen Stellen in den Standort investiert, mit dem ITC habe man jetzt etwas großes und sichtbares geschaffen. „Man sieht, dass Airbus hier investiert, dass der Standort damit gesichert wird und letztlich die ganze Bodenseeregion weiter gestärkt wird.“
Vor fünf Jahren begannen die Planungen für das ITC, damals war klar, dass der bisherige etwa 30 Jahre alte Reinraum zu wenig Platz bietet für neue Projekte. „Auch von der technologischen Seite her war er in die Jahre gekommen“, sagte Eckard Settelmeyer, Airbus-Direktor für Erdbeobachtung und Navigation, am Freitag. In den Jahren 2015 bis Anfang 2017 habe man dann einen sehr guten Auftragseingang gehabt, so dass die große Investition möglich war. Schon in weni- gen Wochen werde der neue Reinraum „komplett voll“sein, meinte Settelmeyer. „Wir haben einen großen Stau in unserem alten Reinraum“.
„Wir machen hier einen Riesenschritt, was die Technologie in Sachen Reinraumgüte betrifft“, sagte Settelmeyer weiter. Man könne nicht nur die aktuellen Projekte betreuen, sondern auch die künftigen. Als erstes werden im neuen ITC drei der europäischen Sentinel-Projekte abgewickelt, die Erdbeobachtungsflotte, die die ESA mit der Europäischen Union realisiere.
Auch drei große Wetter-Satelliten der zweiten Metop-Generation werden in Immenstaad integriert. Dazu kommt die Wissenschaftsmission „Juice" zum Jupiter und „höchstfeine Optikinstrumente“, die die ISO-5Reinraumklasse benötigen. Auch ein militärisches Projekt aus dem Bereich Radar habe man laufen, „das die nächste Generation von Aufklärungssatelliten im Radarbereich abdecken wird“, sagte Eckard Settelmeyer.
Ziel sei es auch die über das ganze Airbus-Gelände verstreute Laborbereiche am ITC zu komprimieren. Dazu gehörten dann auch die Projekte und Instrumente, die Airbus für die Internationale Raumstation ISS baut. Aktuell bewerbe man sich um die nächste Reihe Kopernikussatelliten (Ausschreibung im nächsten Jahr) und Wissenschaftsprojekte wie die Athena-Mission. Für das Athena-Teleskop (15 Meter hoher Satellit) sei man mit dem neuen ITC der einzige Standort, der ein so großes Röntgenteleskop integrieren könne. „Wir positionieren uns schon für zukünftige Projekte“.