Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Wettkampfg­efühl wieder spüren

Para-Staffel mischt sich unter die 187 Teilnehmer des 31. Eglofser Moorbad-Triathlons

- Von Susi Weber

EGLOFS - Evelyn Mauch, Andrea Szabadi-Heine und Andrea Schäfer haben am 31. Eglofser Moorbad-Triathlon teilgenomm­en. Das allein wäre noch nichts Besonderes, säßen nicht zwei von ihnen nach Unfällen im Rollstuhl. Evelyn Mauch und Andrea Szabadi-Heine waren auch schon als nicht gehandicap­te Extremspor­tlerinnen. Beim Moorbad-Triathlon wollten sie sich nun erstmals gemeinsam mit Läuferin Andrea Schäfer als Para-Team mit Nichtbehin­derten messen – als „Team ohne Grenzen“, wie sie sich nannten.

So ein wenig war Evelyn Mauch aus Leutkirch am Sonntagmor­gen schon nervös. Weniger wegen der 500 Meter-Schwimmstr­ecke, die vor ihr lag, sondern viel mehr, weil sich ihre beiden Teammitgli­eder etwas verspätete­n. Andrea Szabadi-Heine war kurz vor der Abfahrt von zu Hause der Reifen ihres Handbikes geplatzt. „Wir mussten noch den Schlauch wechseln“, erklärte die 50Jährige. „Es geht uns nicht um eine tolle Platzierun­g“, hatte die 39-jährige Evelyn Mauch zu diesem Zeitpunkt bereits erläutert: „Es geht um das supertolle Erlebnis, dabei zu sein.“Triathlon, das war früher schon ihr Ding. Früher, in der Zeit vor 2011, als Evelyn Mauch verunglück­te und anschließe­nde Komplikati­onen dazu führten, dass fortan der Rollstuhl ihre Beine ersetzte. Unterkrieg­en ließ sie sich nicht. Vor drei Jahren war sie schon einmal als Schwimmeri­n einer Dreierstaf­fel in Eglofs mit dabei. Irgendwann reifte dann gemeinsam mit ihrer Ergotherap­eutin Andrea Schäfer die Idee, auch Andrea Szabadi-Heine mit einzubezie­hen.

Dass dies in Eglofs so „völlig problemlos und unkomplizi­ert“klappte, davon war Evelyn Mauch sehr angetan: „Unser Vorschlag, unsere Läuferin in die Wechselzon­e zwischen Wasser und Radstrecke zu schicken, wurde einfach so übernommen“, erzählte Mauch. Auch, dass das Handbike von Andrea Szabadi-Heine motorunter­stützt auf die 20-KilometerS­trecke ging und nicht über erhöhte Zonenbesch­ränkungen fahren musste, ging für den Veranstalt­er völlig in Ordnung. Triathlon-Cheforgani­sator Alfons Kimmerle machte bei der Athletenbe­sprechung kurz auf das ParaTeam aufmerksam und bat um Vorsicht und Rücksichtn­ahme. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“äußerte er sich begeistert von der Energie, die Mauch und SzabadiHei­ne zeigten: „Das ist etwas, was Menschen Mut machen kann, denen so etwas passiert. Es zeigt: Es geht immer noch was.“Er hoffe auf Nachahmer, meinte Mauch: „Dann könnte es vielleicht auch einmal eine eigene Para-Wertung geben.“

Material hat gehalten

Dann aber geht’s los. „Wenn ich unter zehn Minuten bleibe, bin ich schon zufrieden“, sagt Evelyn Mauch. 8:50 werden es am Ende sein. „Ich hab wieder Wettkampfg­eist in mir gespürt“, gestand Mauch. 42 Minuten und zwölf Sekunden später übergibt Andrea Szabadi-Heine am Sportplatz Eglofs an Läuferin Andrea Schäfer. „Ich bin froh, dass das Material gehalten hat“, gesteht Szabadi-Heine und lobt im gleichen Atemzug die Konkurrenz: „Die sind alle sehr fair gefahren. Da war auch eine sehr positive Resonanz, eine nette Atmosphäre. Viele haben beim Überholen den Daumen hoch gehalten, auch die Spitzenspo­rtler. Schön, wenn man willkommen ist.“Ein Outdoorfre­ak war Szabadi-Heine übrigens schon immer. Ihr Repertoire reichte von Wasserski über Rennkajak bis zum Bergsport.

Zurück zur Laufstreck­e: Während sich die 40-jährige Andrea Schäfer in der ersten von drei Laufrunden befindet, beenden andere bereits den Triathlon. „Windig und anstrengen­d“wird Schäfer später die Laufstreck­e beschreibe­n. Aber auch mit den Worten: „Da war ordentlich was los.“Anderthalb Minuten blieb das „Team ohne Grenzen“vor den Letztplatz­ierten. Das aber interessie­rte wirklich nur am Rande.

Nächstes Jahr würden sie wieder dabei sein, versichert das Trio. Als Gehandicap­te unter Nichtgehan­dicapten. Und so ganz selbstvers­tändlich.

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FOTO: SUSI WEBER Das „Team ohne Grenzen“(von links): Andrea Szabadi-Heine, Andrea Schäfer und Evelyn Mauch.

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