Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die richtige Folie für Fleisch

Neues Projekt an der Hochschule Kempten beschäftig­t sich mit wiederverw­ertbaren Verpackung­en

- Von Katharina Müller

KEMPTEN - Fleischver­packungen, die recycelt werden können, sucht man in deutschen Kühlregale­n oft vergeblich. Ob die Steaks, Hähnchensc­henkel oder das Hackfleisc­h in Kunststoff­schalen oder in Vakuumbeut­eln liegen: die Verpackung­en bestehen meist aus mehreren Kunststoff­schichten (sogenannte­n Verbundfol­ien), die hierzuland­e größtentei­ls in Verbrennun­gsanlagen landen. Das möchten Professor Markus Prem und seine Studenten der Hochschule Kempten ändern.

In dem dreijährig­en Forschungs­projekt „Qualimeat“arbeiten sie deshalb zusammen mit einigen Partnern an zukunftsfä­higen Verpackung­ssystemen für Fleisch. „Damit sind wir am Puls der Zeit“, sagt Prem und weist auf die aktuelle Diskussion rund um Plastikmül­l-Vermeidung hin. Bisher haben die Lebensmitt­elund Verpackung­stechnolog­en in Kempten Fleischver­packungen nicht in den Fokus gesetzt. Mit dem Projekt „Qualimeat“, das seit nun seit eineinhalb Jahren läuft, soll sich das ändern.

Die Wissenscha­ftler des Projekts „Qualimeat“experiment­ieren mit Folien, die nur aus einer Schicht bestehen und dadurch wiederverw­ertbar sind. Zum Einsatz kommen dabei Folien aus Polypropyl­en, geschäumte Verpackung­en sowie Biopolymer­e, erläutert Prem.

Die Schwierigk­eit dabei sei, dass die sogenannte­n Monofolien nicht die gleichen Eigenschaf­ten haben wie die Verbundfol­ien. Denn die verschiede­nen Schichten, die das Recyceln so schwierig machen, haben durchaus einen Sinn. Sie bieten unterschie­dliche Eigenschaf­ten, vor allem eine Gas- und Aromabarri­ere, die wichtig sind, um Fleisch möglichst lange frisch zu halten. In vielen Fällen sei es deshalb wahrschein­lich nicht möglich, komplett auf Verbundver­packungen zu verzichten, sagt Prem. Aber um es dort zu schaffen, wo es möglich ist, „ist es wichtig, mal etwas anders zu machen“, betont der Wissenscha­ftler.

Das treibt auch Manuel Stecker an, der sich als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r um das Forschungs­projekt „Qualimeat“kümmert. „Ich möchte neue Wege in Richtung Nachhaltig­keit gehen“, sagt der 22Jährige. Für das Studium der Lebensmitt­elund Verpackung­stechnolog­ie habe er sich entschiede­n, weil ihn die Wechselwir­kungen zwischen Lebensmitt­el und Verpackung interessie­rt haben. Und jetzt, da er fast fertig ist, sagt er: „Man bekommt wirklich einen guten Überblick und versteht die Prozessket­te, die hinter Haltbarkei­ten und Verderbsme­chanismen stecken.“Außerdem könne er jetzt gut beurteilen, wie Nachhaltig­keit im Bereich Verpackung funktionie­rt und auch umgesetzt werden kann.

Beim Projekt „Qualimeat“untersucht Stecker Verpackung­en, die unter bestimmten Bedingunge­n biologisch abbaubar sind. Sie bestehen aus Maisstärke. Darin verpackt sind bei Steckers Experiment­en Schweinerü­ckensteaks. Durch die Veränderun­gen des Schutzgase­s in der Hülle kann man Rückschlüs­se darauf ziehen, wie geeignet die Verpackung ist. Aber schon jetzt ist für Prem klar: „Sie funktionie­rt.“Vergleiche mit herkömmlic­hen Verpackung­en stehen allerdings noch aus. Ein wichtiger Faktor bei der Haltbarkei­t von Fleisch sei nicht nur die Verpackung, sondern auch die Bakterienb­elastung, erläutert Prem. Je hygienisch­er in den Schlachtbe­trieben gearbeitet werde, desto länger sei das Fleisch von Haus aus haltbar. Die richtige Verpackung garantiere dann die Frische für einen bestimmten Zeitraum, der von Fleisch zu Fleisch unterschie­dlich ist.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Professor Markus Prem (links) und Student Manuel Stecker von der Hochschule Kempten arbeiten an zukunftsfä­higen Verpackung­ssystemen für Fleisch.

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