Unzumutbaren Rindertransport gestoppt: Tierschutz-Preis
Oberallgäuer Amtstierärztin und Leiterin des Rechtsamtes Kempten geehrt – Fall landete vor Europäischem Gerichtshof
KEMPTEN/OBERALLGÄU (kam) Ein Transporter, beladen mit Zuchtrindern, sollte 2012 von Kempten aus 7000 Kilometer nach Usbekistan fahren. Nach Überqueren der EU-Grenze plante der Exporteur, die Tiere sechs Tage lang nicht mehr abzuladen. „Das ist nicht tierschutzwürdig“, waren sich die Oberallgäuer Amtstierärztin Dr. Gabriele Fuchs und die Leiterin des Rechtsamtes Kempten, Nadine Briechle, damals einig und stoppten den Transport. Ihre Entscheidung zog einen langen Rechtsstreit nach sich, der bis vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) ging. 2017 fand der Fall zudem Erwähnung in der 37 Grad-Dokumentation „Geheimsache Tiertransporte“des ZDF. Jetzt wurden Briechle und Fuchs für ihr Engagement vom Tierschutzbund mit dem „TiBu“ausgezeichnet.
„Die Auszeichnung war schon eine Überraschung für uns – immerhin liegt das Urteil drei Jahre zurück“, erzählt Briechle. Die Transportfirma hatte 2012 geklagt und argumentiert, dass die Befugnisse der deutschen Amtstierärztin an der EU-Außengrenze ende. Innerhalb der EU gilt die Regelung, dass Tiere nach 28 Stunden Fahrt für 24 Stunden abgeladen werden müssen, um ihnen eine Pause zu gönnen, erklärt Briechle.
Letztlich entschied das EuGH, dass die Vorgaben der EU-Gesetzgebung bis zur Ankunft des Tiertransports im Zielland einzuhalten seien – auch wenn es außerhalb der EU liege. „Das war ein richtungsweisendes Urteil“, mit dem der Schutz von Tieren auf Langzeittransporten gestärkt wurde, sagt Briechle.
Über die Auszeichnung freue sie sich auch deshalb, weil das Thema Tiertransporte dadurch wieder in den Fokus rücke: „Es ist zu hoffen, dass das klare Werteverständnis auch in der Praxis umgesetzt wird und Tiere nicht nur auf dem Papier geschützt werden. Dafür ist ein beständiges Interesse der Öffentlichkeit von großer Bedeutung.“