Eine Million Euro für Biotope im Kreis
Ravensburg, Schlier, Leutkirch und Wangen bilden Modellregion
SCHLIER - Bei den Ministerien in Stuttgart genießt der Landkreis Ravensburg offenbar einen ausgezeichneten Ruf: Erst kürzlich hat das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz ihn als Bio-Musterregion ausgewählt (die SZ berichtete). Jetzt hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft den Kreis auch noch zur Modellregion für den Biotopverbund ernannt. Modellkommunen dafür sind Ravensburg, Schlier, Leutkirch und Wangen. Am Mittwoch haben sich die Beteiligten in Schlier erstmals getroffen.
Warum Biotopverbund? Biotope sind Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Das können zum Beispiel Streuobstwiesen, Feuchtgebiete oder Weiher sein. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele solche Biotope verschwunden. An ihrer Stelle gibt es jetzt Wohngebiete oder Straßen. Auch die intensive Landwirtschaft hat große Flächen für viele Pflanzen und Tiere unbewohnbar gemacht. Die wenigen verbliebenen Rückzugsgebiete sind oft zu klein. Das führt zum Verlust biologischer Vielfalt, zum Artensterben.
Der angestrebte Biotopverbund soll in der stark zersiedelten und zerschnittenen Landschaft die verbliebenen Lebensräume miteinander vernetzen, sodass Vögel, Libellen, Frösche oder Igel hin und her wechseln können. Außerdem sollen große, noch zusammenhängende und verkehrsarme Gebiete geschützt werden. Dafür will das Umweltministerium in den Jahren 2018 und 2019 in den vier Modellkommunen im Landkreis Ravensburg rund 900 000 Euro investieren. Weitere 100 000 Euro steuert die Heinz-Sielmann-Stiftung bei.
Die Stiftung fördert bereits seit 2004 das Projekt Biotopverbund Bodensee des bekannten Vogelforschers Professor Peter Berthold, ehemaliger Leiter der Vogelwarte Radolfzell. Berthold hat vor allem Gewässer neu angelegt, Streuobstwiesen aufgewertet und extensive Weideprojekte ins Leben gerufen – bisher über 110 Einzelmaßnahmen an 36 Standorten in 16 Kommunen im Bodenseekreis sowie in Teilen der Kreise Konstanz und Sigmaringen.
Die Erfahrungen aus dem Biotopverbund Bodensee sollen nun in das Modellvorhaben im Landkreis Ravensburg einfließen. Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, kennt das Projekt noch aus seiner Zeit als Dezernent im Landratsamt des Bodenseekreises. Er sprach von „sehr guten Erfahrungen“und ermunterte die Vertreter der beteiligten Kommunen, beim Biotopverbund mitzumachen. „Da gibt es eine breite Palette an Möglichkeiten“, sagte Franke. „Da findet jeder etwas.“
Wie nun die vorhandenen Biotope in Ravensburg, Schlier, Leutkirch und Wangen besser vernetzt und aufgewertet werden können, das soll das Landschaftsplanungsbüro „Planstatt Senner“aus Überlingen herausfinden. Aus den Vorschlägen der Planer sollen dann einzelne Maßnahmen ausgewählt und umgesetzt werden, erklärt Sindy Bublitz von der HeinzSielmann-Stiftung. Dafür sollen in den Modellkommunen Arbeitsgruppen gebildet werden. Auch die Bürger, die Umweltverbände BUND und Nabu sowie der Landschaftserhaltungsverband Landkreis Ravensburg sollen mit eingebunden werden, kündigt Bublitz an.
Bürger und Grundbesitzer, die sich am Modellprojekt Biotopverbund beteiligen oder Flächen einbringen wollen, wenden sich an die HeinzSielmann-Stiftung, Projektbüro Biotopverbund Bodensee, Sindy Bublitz im Amt für Landwirtschaft, Winterspürer Straße 25, 78333 Stockach, Telefon: 07771/ 8798377, E-Mail: sindy.bublitz@sielmann-stiftung.de.