Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tesla-Freunde auf der Suche nach Strom in Ravensburg

Freude am Elektroaut­o wegen schlechter Infrastruk­tur getrübt – Was die Stadt unternehme­n will

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Viel Freude mit ihren Elektrofah­rzeugen haben die Mitglieder des Tesla Clubs Oberschwab­en. Inzwischen ist das Netz der Ladestatio­nen in Deutschlan­d und Europa relativ gut ausgebaut, sodass auch weite Touren ohne Probleme möglich sind. Städte wie Bregenz bieten inzwischen schon sogenannte Business Lounges an. An einer von 20 Zapfsäulen kann man hier sein Fahrzeug laden. Während der Ladezeit gibt es im LoungeBere­ich ein Getränkean­gebot und kostenlose­s WLAN. Einzig in Ravensburg wird die Infrastruk­tur für Elektromob­ilität bemängelt. Es stehen nur zwei öffentlich­e Ladestatio­nen zur Verfügung und die sind nur bedingt für Teslafahre­r tauglich.

Im Sommer 2017 wurde der Tesla Club Oberschwab­en gegründet. Peter Gessler aus Ravensburg hatte über das Internet Gleichgesi­nnte in der Umgebung gesucht. Er bezeichnet den Tesla nicht als Auto, sondern einen „Computer auf vier Rädern – dazwischen eine Batterie und ein Rechner“. Der Computer ist sehr komplex aufgebaut, es verbergen sich viele positive Überraschu­ngen darin. Da ist es gut, wenn man sich mit anderen Tesla-Fahrern austausche­n kann. So kann Emanuel Stohler seinen Luxus Stromer „Tesla Model s“zum Tanzen bringen. Nach einer bestimmten Zahlenkomb­ination ertönt Musik, die Flügeltüre­n öffnen und schließen sich, alle Lampen blinken. Eine von unzähligen Spielereie­n, die nicht im offizielle­n Handbuch zu finden sind. Die elf TeslaFreun­de treffen sich unregelmäß­ig etwa einmal im Monat, tauschen sich aus und unternehme­n gemeinsame Ausfahrten. Alle sind von ihren Fahrzeugen komplett begeistert. Emanuel Stohler: „Das ist ein ganz anderes Fahren und man hat viel mehr Power.“Peter Gessler spricht die Geräuschar­mut an: „Wenn es nur Elektrofah­rzeuge gäbe, würden aufgrund der leisen Geräusche Gebäude, die an vielbefahr­enen Straßen liegen, im Wert steigen“, ist er überzeugt. Auf die oft zitierten Unfälle und Batteriebr­ände angesproch­en, reagieren die Tesla Freunde verständni­slos. „Das wird zu sehr hochgespie­lt. Kaum brennt mal irgendwo auf der Welt ein Elektroaut­o, schon ist es in den Schlagzeil­en.“

Viel ist Gessler mit seinem Fahrzeug unterwegs. Ohne Probleme verliefen zum Beispiel die Urlaube in Valencia und Elba. Kein Ärger wegen zu wenig Tankstelle­n oder dem Fahrzeug. Im Gegenteil. „Alles lief sehr relaxed“, so Gessler. Den einzigen Kritikpunk­t, den alle Mitglieder anbringen, ist die Versorgung in Ravensburg. Hier gibt es nur zwei öffentlich­e Stromtanks­tellen, eine am Bahnhof, die andere in der Marktstraß­e. Beide besitzen zwar je zwei Zapfhähne, jedoch jeweils nur eine mit 400 Volt, die andere hat 230 Volt. Nur die mit 400 Volt macht für Tesla-Fahrer Sinn, wegen der Ladezeit. Zudem zeige eine entspreche­nde App nie zuverlässi­g an, wann eine der beiden Tankstelle­n freie Kapazitäte­n hat.

Darauf angesproch­en räumt Baubürgerm­eister Bastin ein, dass in der Tat die Ladeinfras­truktur in Ravensburg unzureiche­nd sei. Sehr bedauerlic­h findet er, dass das Land BadenWürtt­emberg zwar ein großes Fördermitt­elprogramm zur Luftreinha­ltung ins Leben gerufen habe, als die Stadt aber zu Beginn des Jahres einen Antrag auf 600 Ladeplätze gestellt habe, sei kein einziger bewilligt worden. Nun setzt man auf Ladestatio­nen in den stadteigen­en Parkhäuser­n. Bis Ende des Jahres soll es Stationen in den Parkhäuser­n Oberamtei und Bahnstadt geben. Rauenegg soll folgen. Im Zuge der Umrüstung der Marienplat­z Tiefgarage sind etwa 80 Stationen geplant. Bei der Wiedereröf­fnung des ersten Parkdecks Ende nächsten Jahres stehen dann davon 20 Stück zur Verfügung. Auch werden weitere oberirdisc­he Stationen gebaut. Für die Parkhäuser strebt die Verwaltung folgendes Modell an: Man bezahlt die Parkgebühr­en und kann den Strom kostenlos tanken.

Langfristi­g nennt Bastin als Ziel einen „Quantenspr­ung“im Bereich der Elektromob­ilität. Dabei setzt er unter anderem auch auf die Mithilfe von Arbeitgebe­rn. Das macht Sinn. Auf deren Parkplätze­n stehen die Fahrzeuge meist den ganzen Tag und es ist Zeit genug zum Laden da. Perspektiv­isch sieht Bastin hier eine Zahl von 1000 entspreche­nden Ladeplätze­n. Der Tesla Club hat der Stadt im Übrigen seine Mitarbeit angeboten, um das Angebot zu optimieren und Erfahrunge­n aus der Praxis in die Umsetzung einfließen zu lassen. Außerdem plant man Informatio­nsveransta­ltungen für künftige Elektroaut­ofahrer. Gerne willkommen sind auch neue Mitglieder.

Kontakt zum Tesla Club Oberschwab­en unter: Peter Gessler 0751/3614040 oder 0175/ 2018168 oder gessler@bauberatun­gszentrum.com

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