Und wieder gibt es 36 600 Euro zugunsten von Ärzte ohne Grenzen
Minister Manfred Lucha erstmals beim Zwölf-Stunden-Lauf dabei – Knapp 400 Teilnehmer erlaufen in Amtzell 2299 Runden und 4368 Kilometer
AMTZELL - Ob Sozialminister oder Schüler, ob ambitionierter Läufer oder gemütlicher Jakobspilger – der 13. Zwölf-Stunden-Lauf der Lauffreunde Amtzell am vergangenen Samstag einte auch in diesem Jahr wieder eine große Schar, die sich einen halben Tag lang für die gute Sache bewegte. Zum dritten Mal in Folge verdoppelte ein anonymer Gönner das Ergebnis der Sponsoren von 32 Teams und anderen Spenden und sorgte damit für ein Endergebnis in Höhe von 36 600 Euro. Darüber durfte sich erneut die Organisation Ärzte ohne Grenzen freuen.
Zwei Euro kostet die MeningitisBehandlung für ein Kind, zehn Euro eine Geburt. Mit 48 Euro können 3000 Menschen eine Woche lang versorgt werden. 5360 Euro bezahlt Ärzte ohne Grenzen für ein so genanntes Chirurgiekit zur chirurgischen Versorgung von 150 Verletzten, 9000 Euro für ein Cholerakit für 500 Patienten.
Bäcker, Handwerker und Feuerwehr mit dabei
Es sind Zahlen wie diese, die auch die Läufer bewegen, wenn Amy Neumann-Volmer, seit gut einem Jahr auch Vorstandsmitglied von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, von ihnen erzählt. Die Verbindung, nein, die Liebe zu ihrer Heimat tut die Amtzeller Ärztin im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“kund, wenn das Thema auf den Zwölf-Stunden-Lauf kommt: „Hier macht einfach das ganze Dorf mit, vom Bäcker, der das Brot liefert über verschiedene Handwerker bis zur Feuerwehr, die uns das Zelt aufbaut.“36 600 Euro werden es dieses Mal sein, die sie für ihre Organisation mitnehmen kann. Eine unfassbar hohe Summe für so ein kleines Dorf. Beim Berlin-Marathon wurden vor zwei Monaten 52 000 Euro gesammelt. Es ist aber nicht nur die hohe Spende, die Amy Neumann-Volmer erfreut. Für sie ist es auch wichtig, die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen vorzustellen und bekannt(er) zu machen.
Amy Neumann-Volmer und ihr Mann Klaus gehörten vor zwölf, 13, 14 Jahren mit zu jener Amtzeller Laufgruppe, die sich an Läufen in der Nachbarschaft beteiligten: „Irgendwann kam uns die Idee, das könnten wir doch auch in Amtzell und für Ärzte ohne Grenzen machen.“Margit und Andreas Müller setzten die Idee als Hauptorganisatoren gemeinsam mit anderen um. Seither sind nun mehr als 193 000 Euro zusammengekommen. Nora Volmer-Berte, Tochter des Ehepaars Volmer, war es, die Sozial- und Integrationsminister
Manfred Lucha in diesem
Jahr dazu bewegte, als Sponsor und Läufer mitzumachen. „Wir sind seit
30 Jahren mit dem Ehepaar Volmer befreundet“, erklärte Lucha. Und: „In diesem Jahr konnte ich es zeitlich endlich einmal einrichten, dabei zu sein.“„Dabei“waren unter anderem auch Lucha-Ehefrau Ulrike, Tochter Isabelle oder der zehnjährige Paul, Sohn von Gruppenleiterin Nora Volmer-Berte. Allesamt liefen sie gemeinsam mit anderen unter dem Gruppennamen „Welfenlurchis“, der auf den Wohnort der Luchas und Volmer-Bertes in Ravensburg gründet. „Eine Stunde werde ich walken“, erzählte Lucha, der sich im Übrigen vor rund 20 Jahren noch an Triathlons und Marathons beteiligte. Um den großen sportlichen Ehrgeiz ging es ihm in Amtzell allerdings nicht: „Ich möchte in Zeiten mit vernichtenden, politischen Ereignissen eine Initiative unterstützen, die ihren Blick auf Menschen richtet, die nicht wie wir versorgt sind.“
Das sahen auch andere so. Klaus Krug zum Beispiel. Der Teammanager des Kreissparkassenteams lief dieses Mal bei den Jakobspilgern mit. Was ihm gefällt? „Die tolle Stimmung im Läuferlager, die unvergleichliche Atmosphäre.“Der ZwölfStunden-Lauf habe etwas ganz eigenes, sagt er: „Man trifft hier jede Menge Leute. Das hat schon was.“Sowas, wie den Jubel für die Läufer, die am Läuferlager vorbeiziehen. Sowas, wie die Eggenbacher Musikanten, die nachmittags einfach mal so zwei Stunden kostenfrei unterhielten. Sowas wie Sprecher Bernd Aumann, der nicht müde wurde, „nachzurechnen“, auf welchem finanziellen Stand man denn im Laufe der Veranstaltung nun schon ist. Oder auch sowas wie die Wangener Pratoläufer, die wie Vetter Ravensburg gleich zwei Mannschaften auf den Rundkurs schickten.
Ob auch Lucha wiederkommen wird? Zeitlich und persönlich, sagte er, ließe es sich nur schwerlich auf das nächste oder übernächste Jahr vorausblicken: „Eine Mannschaft werde ich aber wieder sponsern. Ganz sicher.“