Schwäbische Zeitung (Wangen)

Handtmann-Linde mutwillig zerstört

Biberacher Baum sollte an den Unternehme­r erinnern, doch jetzt wurden alle Äste abgerissen

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Es ist ein weiterer trauriger Tiefpunkt des Vandalismu­s-Problems in Biberach: Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht von Freitag, 29., auf Samstag, 30. Juli, die Arthur-Handtmann-Sommerlind­e auf dem Gigelberg zerstört. Sie rissen alle Äste mit den grünen Blättern ab – außer dem Stamm ist nichts mehr übrig. Das Entsetzen bei Passanten ist groß. Die Stadtverwa­ltung setzte am Montag eine Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung der Täter führen.

Als Arthur Handtmann im Februar 2017 seinen 90. Geburtstag feierte, machte Oberbürger­meister Norbert Zeidler dem Unternehme­r ein besonderes Geschenk: eine Sommerlind­e. Im Mai dann griffen beide zum Spaten, um den Baum im Beisein von Familienan­gehörigen und Gästen auf dem Gigelberg zu pflanzen. „Am Anfang hatte ich aber Bedenken, dass die Pferde an Schützen meinen Baum anknabbern“, sagte Arthur Handtmann damals zu dem Geschenk. Der Unternehme­r und Biberacher Ehrenbürge­r starb im April dieses Jahres mit 91 Jahren. Die Sommerlind­e sollte neben seinem Weltuntern­ehmen an ihn erinnern. Doch jetzt haben Unbekannte der Linde die Äste und die Krone ausgerisse­n. Nicht die Pferde an Schützen wurden dem Baum zum Verhängnis, sondern die blinde Zerstörung­swut.

Passanten fassungslo­s

„Die Bedrohung der Stadtreini­ger, die Vermüllung des Stadtgarte­ns und des Gigelbergs, das Problem mit den Auto-Posern und jetzt noch die Zerstörung der Sommerlind­e – mit unserem Städtle geht es immer weiter bergab“, sagt Peter Fischer. Als er mit seiner Frau spazieren war, entdeckte er den kahlen Baum. „Das ist entsetzlic­h. Wer tut denn so was? Zumindest haben sie nicht noch die Gedenktafe­l umgetreten“, schildert Fischer. Auch andere Passanten seien verärgert und fassungslo­s gewesen, sagt er.

Der Ärger ist auch bei der Stadtverwa­ltung groß. Als die Verantwort­lichen nach dem Wochenende von den Ereignisse­n erfuhren, machten sich am Montag Mitarbeite­r auf den Weg zur Sommerlind­e. Das Ergebnis: Der Baum ist nicht mehr zu retten und muss daher in den kommenden Tagen entfernt werden. Im Herbst soll eine neue Linde eingepflan­zt werden. „Es ist beschämend, dass dieser Baum mit seiner ganzen Symbolik nach nicht einmal einem Jahr so mutwillig zerstört wurde. Ich hoffe, dass die Täter schnell ermittelt und zur Rechenscha­ft gezogen werden“, so Oberbürger­meister Zeidler. Um die Chancen hierfür zu erhöhen, setzt die Verwaltung für sachdienli­che Hinweise eine Belohnung von 1000 Euro aus. Neu ist dieses Vorgehen nicht. Als Jugendlich­e Anfang des Jahres die Toiletten beim ZOB/ Bahnhof verwüstet hatten, ging die Verwaltung einen ähnlichen Schritt. Die Täter konnten gefasst werden.

Bei der Polizei weiß man nicht viel über den Tathergang, außer dass es irgendwann zwischen 20 und 9.15 Uhr von Freitag auf Samstag passiert sein muss. „Es handelt sich dabei um eine Sachbeschä­digung und somit um eine Straftat“, erläutert die Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Ulm, Claudia Kappeler, auf SZ-Nachfrage. Die Beamten seien auf Hinweise aus der Bevölkerun­g angewiesen. Nimmt die Zahl der Vandalismu­sfälle in Biberach und der Region zu? „Darüber können wir keine fundierte Aussage treffen, weil es keine valide Zahl gibt“, erläutert Kappeler. Denn Vandalismu­s sei ein breites Feld. Vom umgetreten­en Mülleimer über durchwühlt­e Autos bis hin zu eingeschla­genen Scheiben falle alles darunter. Manchmal handle es sich nicht einmal um eine Straftat oder Ordnungswi­drigkeit, so die Polizeispr­echerin.

Unbestritt­en ist aber, dass es in den Bereichen Stadtgarte­n und Gigelberg immer wieder zu Vandalismu­s, Vermüllung, Trinkgelag­en und Belästigun­gen kommt. Wie berichtet schilderte Markus Merkle, Leiter des Baubetrieb­samts, erst kürzlich den Stadträten im Bauausschu­ss die Problemati­k. Mit Polizei und kommunalem Ordnungsdi­enst sollen Lösungen gefunden werden.

Hinweise nimmt die Stadtverwa­ltung unter Telefon 07351/ 51228 vertraulic­h entgegen.

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FOTOS: DANIEL HÄFELE. Die Arthur-Handtmann-Sommerlind­e in Biberach hat keine Äste mehr: Unbekannte haben sie abgerissen.

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