Streetfood: Erlebnisküche auf vier Rädern
Was die Veranstalter der Schlemmermeilen im Allgäu zur Kritik an den Preisen sagen
ALLGÄU - Wenn sich auffällige Wägen aneinanderreihen, Musik über die Straßen wummert und sich zuckriger mit würzigem Essensduft mischt, ist wohl gerade ein Streetfood-Markt in der Stadt. Ob in Kempten, Memmingen oder Kaufbeuren: Inzwischen gibt es die Schlemmermeilen zum Durchprobieren fast in jedem Teil des Allgäus. „Das Thema kommt rundum überall gut an“, sagt der Kemptener Patrik Schmidt, der zusammen mit Mario Haupenthal den ersten Allgäuer StreetfoodMarkt 2016 in Kempten veranstaltet hat. Die Besuchermassen geben dem 29-Jährigen erst mal recht. Doch es gibt auch kritische Stimmen unter den Gästen: Die Preise seien zu hoch, die Portionen dafür zu klein.
Ursprünglich kommen die „mobilen Küchen“aus Asien und Lateinamerika, erzählt Schmidt. In den USA entwickelten sie sich dann zu den heute bekannten Food-Trucks, Märkte bildeten sich. „Wenn da jemand etwas aus so einem riesigen Wagen heraus zaubert, begeistert das“, sagt Schmidt. Die „VollblutFoodtrucker“seien meist auf zwei, drei Gerichte spezialisiert. Gerade deswegen seien die Speisen so gut. Was die Köche in ihren Trucks bieten, sei außerdem „Erlebnisküche“.
Aber muss ein Burger deswegen gleich 12 Euro kosten? Das hänge vor allem mit den hochwertigen Zutaten und der aufwendigen Zubereitung zusammen, sagt Schmidt. Wild aus bayerischem Fang, Whiskeysauce oder Jakobsmuscheln kosten einfach mehr. Doch so ein Burger sei ja nur eines von vielen Gerichten. Schmidt und Haupenthal achteten immer darauf, verschiedene Preiskategorien auf ihren Märkten anzubieten – beispielsweise auch Probierportionen oder Gerichte für drei oder vier Euro. Die seien wiederum zu klein, klagen manche Besucher. Dann doch lieber ein Restaurantbesuch, von dem jeder satt wird. „Die Frage ist, ob man im Restaurant so etwas findet“, entgegnet Schmidt. Denn die Idee der Streetfood-Märkte sei es ja, gerade Gerichte anzubieten, die es sonst nicht im Allgäu gibt.
Was die Streetfood-Veranstaltungen zudem von den wöchentlichen Märkten unterscheidet, ist ihr Eventcharakter: ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Feuer- oder Akrobatikshows – und das oft bis in die Nacht hinein. „Da ist abends was los ins Kempten“, sagt auch Christine Altstetter. Zusammen mit ihrem Team betreibt das Ehepaar Christine und Marcel Altstetter den Kässpatzenstand auf dem Kemptener Wochen-und Bauernmarkt. Auch bei Allgäuer Streetfood-Märkten waren die Altstetters öfters mit dabei. Das sei etwas Besonderes, sagt Marcel, aber „Wochenmarkt ist das, was wir lieben“. Daher würden sie auch nie einen ihrer beiden Stammmärkte für ein Streetfood-Festival ausfallen lassen – wenn möglich, betreiben sie lieber zwei Stände gleichzeitig.
Für die Streetfood- Veranstaltungen lassen sich die Altstetters immer etwas Besonderes einfallen, beispielsweise Knoblauch-Kässpatzen. „Aber die klassischen Kässpatzen kommen einfach am besten an“, sagt Christine. Egal ob Streetfood-, Wochenoder Bauernmarkt, was den Leuten vor allem gefalle: Dass sie ihre Kässpatzen stets frisch zubereiten, sagt Marcel. Und: „Wir bleiben immer bei unseren Preisen.“
Ist der Trend eigentlich schon an seinem Höhepunkt angelangt? „Wir sind immer noch am Anfang“, sagt Schmidt. Natürlich habe er Angst, dass es für das Publikum irgendwann zu viele Märkte werden könnten. Umso mehr versuchen sich die beiden Kemptener mit ihrer Arbeit herauszustellen. Die Altstetters haben derweil den Eindruck, dass die Besucherzahl etwas abflacht. „Aber es ist schon trotzdem noch die Hölle los“, sagt Christine.