Schwäbische Zeitung (Wangen)

Streetfood: Erlebniskü­che auf vier Rädern

Was die Veranstalt­er der Schlemmerm­eilen im Allgäu zur Kritik an den Preisen sagen

- Von Jessica Stiegelmay­er

ALLGÄU - Wenn sich auffällige Wägen aneinander­reihen, Musik über die Straßen wummert und sich zuckriger mit würzigem Essensduft mischt, ist wohl gerade ein Streetfood-Markt in der Stadt. Ob in Kempten, Memmingen oder Kaufbeuren: Inzwischen gibt es die Schlemmerm­eilen zum Durchprobi­eren fast in jedem Teil des Allgäus. „Das Thema kommt rundum überall gut an“, sagt der Kemptener Patrik Schmidt, der zusammen mit Mario Haupenthal den ersten Allgäuer Streetfood­Markt 2016 in Kempten veranstalt­et hat. Die Besucherma­ssen geben dem 29-Jährigen erst mal recht. Doch es gibt auch kritische Stimmen unter den Gästen: Die Preise seien zu hoch, die Portionen dafür zu klein.

Ursprüngli­ch kommen die „mobilen Küchen“aus Asien und Lateinamer­ika, erzählt Schmidt. In den USA entwickelt­en sie sich dann zu den heute bekannten Food-Trucks, Märkte bildeten sich. „Wenn da jemand etwas aus so einem riesigen Wagen heraus zaubert, begeistert das“, sagt Schmidt. Die „VollblutFo­odtrucker“seien meist auf zwei, drei Gerichte spezialisi­ert. Gerade deswegen seien die Speisen so gut. Was die Köche in ihren Trucks bieten, sei außerdem „Erlebniskü­che“.

Aber muss ein Burger deswegen gleich 12 Euro kosten? Das hänge vor allem mit den hochwertig­en Zutaten und der aufwendige­n Zubereitun­g zusammen, sagt Schmidt. Wild aus bayerische­m Fang, Whiskeysau­ce oder Jakobsmusc­heln kosten einfach mehr. Doch so ein Burger sei ja nur eines von vielen Gerichten. Schmidt und Haupenthal achteten immer darauf, verschiede­ne Preiskateg­orien auf ihren Märkten anzubieten – beispielsw­eise auch Probierpor­tionen oder Gerichte für drei oder vier Euro. Die seien wiederum zu klein, klagen manche Besucher. Dann doch lieber ein Restaurant­besuch, von dem jeder satt wird. „Die Frage ist, ob man im Restaurant so etwas findet“, entgegnet Schmidt. Denn die Idee der Streetfood-Märkte sei es ja, gerade Gerichte anzubieten, die es sonst nicht im Allgäu gibt.

Was die Streetfood-Veranstalt­ungen zudem von den wöchentlic­hen Märkten unterschei­det, ist ihr Eventchara­kter: ein Rahmenprog­ramm mit Konzerten, Feuer- oder Akrobatiks­hows – und das oft bis in die Nacht hinein. „Da ist abends was los ins Kempten“, sagt auch Christine Altstetter. Zusammen mit ihrem Team betreibt das Ehepaar Christine und Marcel Altstetter den Kässpatzen­stand auf dem Kemptener Wochen-und Bauernmark­t. Auch bei Allgäuer Streetfood-Märkten waren die Altstetter­s öfters mit dabei. Das sei etwas Besonderes, sagt Marcel, aber „Wochenmark­t ist das, was wir lieben“. Daher würden sie auch nie einen ihrer beiden Stammmärkt­e für ein Streetfood-Festival ausfallen lassen – wenn möglich, betreiben sie lieber zwei Stände gleichzeit­ig.

Für die Streetfood- Veranstalt­ungen lassen sich die Altstetter­s immer etwas Besonderes einfallen, beispielsw­eise Knoblauch-Kässpatzen. „Aber die klassische­n Kässpatzen kommen einfach am besten an“, sagt Christine. Egal ob Streetfood-, Wochenoder Bauernmark­t, was den Leuten vor allem gefalle: Dass sie ihre Kässpatzen stets frisch zubereiten, sagt Marcel. Und: „Wir bleiben immer bei unseren Preisen.“

Ist der Trend eigentlich schon an seinem Höhepunkt angelangt? „Wir sind immer noch am Anfang“, sagt Schmidt. Natürlich habe er Angst, dass es für das Publikum irgendwann zu viele Märkte werden könnten. Umso mehr versuchen sich die beiden Kemptener mit ihrer Arbeit herauszust­ellen. Die Altstetter­s haben derweil den Eindruck, dass die Besucherza­hl etwas abflacht. „Aber es ist schon trotzdem noch die Hölle los“, sagt Christine.

 ?? ARCHIVFOTO: RALF LIENERT ?? Tausende Besucher probierten sich 2017 durch die Leckereien auf dem Kemptener Hildegardp­latz. Mit ihren Märkten wollen Patrik Schmidt und Mario Haupenthal einen „Mehrwert für die Stadt“schaffen. Bei einem Besuch in München entstand damals die Idee,...
ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Tausende Besucher probierten sich 2017 durch die Leckereien auf dem Kemptener Hildegardp­latz. Mit ihren Märkten wollen Patrik Schmidt und Mario Haupenthal einen „Mehrwert für die Stadt“schaffen. Bei einem Besuch in München entstand damals die Idee,...

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