Schwäbische Zeitung (Wangen)

Masterplan ist kein Meisterstü­ck

- Von Sabine Lennartz s. lennartz@ schwaebisc­he. de

Was will man mehr? Ein Bundesinne­nminister stellt seinen Plan rund um Flucht und die Bekämpfung von Fluchtursa­chen vor und denkt dabei über den Tellerrand seines Ressorts hinaus. Dabei macht er viele richtige Vorschläge. So weit die wohlwollen­de Betrachtun­g. Die realistisc­he ist jedoch: Man kann es nicht mehr hören, das Wort „Masterplan“. Es ist eine Vorlage, deren Schwerpunk­t auf der Abwehr von Flüchtling­en liegt und nicht auf der Verantwort­ung eines reichen Landes, zu helfen, so gut es geht. Die 63 Punkte enthalten manche Ankündigun­g, die Seehofers Ministeriu­m kaum umsetzen können wird. Denn er hat nicht nur einen Koalitions­partner, der gewiss nicht allem zustimmen wird, sondern die Republik hat auch viele Nachbarlän­der – und jeder Flüchtling einen Herkunftss­taat.

Seehofer, der sich selbst zum Spieler auf europäisch­em Feld ausgerufen hat, wird nun schlimmste­nfalls scheitern. Das heißt, mehr Tote im Mittelmeer, falls die Italiener sich von Europa noch mehr abwenden und ihren eigenen Kurs verfolgen. Und ein noch weiter geschwächt­es Europa mit angeknacks­ter Solidaritä­t. Denn das Schlimme an nationalis­tischen Politikern ist ja eben, dass sie ausschließ­lich für ihre eigene Nation das Beste rausholen wollen.

Horst Seehofers Ausflug in die Welt der Global Player dient vor allem einem: Horst Seehofer und seinem Selbstbewu­sstsein. Vielleicht auch noch dem der CSU. Deutschlan­d aber hätte es mehr geholfen, wenn der Innenminis­ter seine Pläne mit dem Koalitions­partner besprochen und mit der Kanzlerin abgestimmt hätte. Und wenn er dann nicht wochenlang im erbitterte­n Streit um die Zurückweis­ung von täglich rund fünf Flüchtling­en an der bayerische­n Grenze gerungen, wenn er keinen EU-Gipfel damit torpediert hätte, sondern Stück für Stück sorgsam die Grundlagen geschaffen hätte – für die Umsetzung der vernünftig­en Punkte seines Plans.

Dass es da noch viel zu tun gibt, weiß er ja selbst am besten. Nicht der „Masterplan“ist das Meisterstü­ck, die Umsetzung wäre es.

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