Bewährungsstrafen im Kangal-Prozess
SIGMARINGEN (sz) - Das Amtsgericht Sigmaringen folgte im KangalProzess den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Nach dem tödlichen Angriff des Hundes auf eine 72-Jährige im Mai 2017 in Stetten am kalten Markt wurden die Halter am Dienstag zu Haftstrafen verurteilt: die Besitzerin erhielt wegen fahrlässiger Tötung eineinhalb Jahre Haft, ihr Ehemann zwei Jahre – beide auf Bewährung. Die Hundehalter müssen auch jeweils 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und dürfen drei Jahre lang keine Hunde halten, die mehr als 20 Kilo wiegen.
Mehrere Hundert Vorfälle mit Hunden hat es in den vergangenen Jahren in der Region gegeben. Wird ein Mensch durch Bisse verletzt oder liegt eine Sachbeschädigung vor, nimmt in der Regel die Polizei Ermittlungen auf. Dementsprechend werden diese Vorfälle in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst.
Die Zahlen der Polizei Konstanz, die für die Landkreise Sigmaringen, Konstanz und Ravensburg zuständig ist, zeigen 138 Vorfälle mit Hunden in den vergangenen zwölf Monaten auf. Bei 115 Fällen handelt es sich um Körperverletzungen. Diese wurden in der Regel fahrlässig begangen. Es handle sich beispielsweise um Fälle, in denen ein Hund Jogger oder Radfahrer beißt, teilt die Polizei mit. „ Im gleichen Zeitraum kam es nach unserer Auswertung zu rund 23 Beißereien unter Hunden“, erklärt Polizeisprecher Bernd Schmidt. Attacken zwischen Hunden würden der Polizei oft nicht gemeldet, da das meist die Halter unter sich regelten. Die Polizei werde nur bei Sach- oder Personenschäden hinzugeholt, erklärt der Polizeisprecher. Daher könne die Dunkelziffer deutlich höher sein.
Beim Polizeipräsidium Ulm, das auch für Biberach verantwortlich ist, wurden 86 Körperverletzungen mit Hunden im Jahr 2017 registriert. Im Jahr zuvor waren es 90 Fälle. Dort wurde im Vergleich zu den Vorjahren bei der Auswertung der Zahlen kein Anstieg festgestellt, sagte ein Sprecher. Etwas höher sind die Zahlen des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Im Jahr 2016 wurden dort 95 Körperverletzungsdelikte im Zusammenhang mit Hunden erfasst. Ein Jahr später waren es 101 Fälle. Es muss sich allerdings hierbei nicht zwingend um Beißattacken handeln, wie Sprecher Thomas Kalmbach erklärt. Vielmehr weist die Statistik auch Verletzungen oder Sachbeschädigungen aus, die zum Beispiel durch Hochspringen des Hundes entstanden sind.
Das Polizeipräsidium Aalen erfasst in der Kriminalstatistik Attacken mit Hunden nicht gesondert. Es seien aber rund 100 Fälle im gesamten Präsidiumsbereich im vergangenen Jahr, schätzt ein Polizeisprecher auf Grundlage der Fallakten. ( mai)