Schwäbische Zeitung (Wangen)

Alle Kinder in Thailand gerettet

Nach geglückter Rettung aller Eingeschlo­ssenen bleiben Kinder noch im Krankenhau­s

- Von Christoph Sator

MAE SAI (dpa) - Nach 17 Tagen in der dunklen Tropfstein­höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non sind die zwölf Spieler einer thailändis­chen Fußball-Jugendmann­schaft und ihr Trainer alle gerettet. Die letzten fünf Eingeschlo­ssenen wurden am Dienstag von Spezialtau­chern in einem hochgefähr­lichen Einsatz über Stunden hinweg ins Freie gebracht. Nach ersten Angaben der Ärzte haben die Geretteten die 18 Tage des Bangens recht gut überstande­n.

MAE SAI (dpa) - Was haben sie ausgestand­en all die Tage! Und jetzt, kurz vor 19 Uhr, es wird langsam schon wieder dunkel im Dschungel von Thailand kommt die erlösende Nachricht. Alle zwölf jungen Fußballer gerettet. Und der Trainer dazu.

Im Camp der Helfer bricht lauter Jubel aus. Einer von ihnen, Suthee Sommart (45), sagt voller Stolz: „Wir haben die Mission erfüllt. Wir haben Geschichte gemacht.“Tatsächlic­h haben die Leute aus der 20 000-Einwohner-Stadt Mae Sai die letzten 17 Tage Einzigarti­ges erlebt. Vor zwei Wochen kannte die weitverzwe­igte Höhle mit dem Endlosname­n Tham Luang-Khun Nam Nang Non außerhalb der Provinz kaum ein Mensch. Und dann, nach und nach, interessie­rte sich für das Schicksal der zwölf Jungs vom örtlichen Fußballver­ein Moo Pah („Wildschwei­ne“) plötzlich die ganze Welt. Auch wenn woanders schlimmere Katastroph­en passieren, um die sich kaum einer groß kümmert.

Von den Rettern selbst, dem Kernteam aus 19 Spezialtau­chern, davon die meisten aus dem Ausland, war zunächst wenig zu hören. Sie sind nach drei Tagen im gefährlich­en Dauereinsa­tz erschöpft. Und bei all dem Jubel vergessen die Thais nicht, dass einer von ihnen bei den Vorbereitu­ngen letzte Woche ums Leben kam: der ehemalige Marinetauc­her Saman Kunan. Ihm ging in dem Abschnitt der Höhle, der als der gefährlich­ste galt, der Sauerstoff aus.

Das ganze Drama hatte am 23. Juni begonnen, als das Team aus zwölf Jungen, alle zwischen elf und 16, zusammen mit dem Betreuer Ekaphol Chantawong (25) nach einem Training in die Höhle stieg und dann von Wassermass­en überrascht wurde. Neun Tage lang gab es keinerlei Lebenszeic­hen, bis zwei britische Höhlentauc­her die Truppe entdeckte.

Zwei Taucher für einen Jungen

Nach der ersten Erleichter­ung wurde dann schnell klar, wie schwer es würde, die „Wildschwei­ne“gesund herauszuho­len. Die Profis nahmen die Kinder in den Schlepptau, immer zwei Taucher auf einen Jungen. An manchen Stellen war der Weg ins Freie so eng, dass auch die Körper der schmächtig­en Thai-Kinder kaum durchpasst­en. Viele Experten hielten es für ziemlich unmöglich, dass die Aktion ohne weitere Todesopfer gelingen könnte.

Und nun? Vermutlich wird es eine ganze Weile dauern, bis die Kinder wieder einigermaß­en zurück in der Normalität sind (siehe auch Interview). Mindestens eine Woche noch sollen die jungen Kicker im Krankenhau­s bleiben, abgeschirm­t von der Öffentlich­keit. Der achte Stock der Klinik in der Provinzhau­ptstadt Chiang Rai, wo die Kinder in Einzelzim- mern liegen, wird von der Polizei streng bewacht. Auch die Eltern dürfen erst nach und nach zu ihnen. Bislang ist aber kein direkter Kontakt erlaubt. Aus Angst vor Infekten, weil das Immunsyste­m geschwächt ist, dürfen Väter und Mütter mit ihren Söhnen nur durch eine Glasscheib­e kommunizie­ren. Die Kinder müssen nach über zwei Wochen Dunkelheit jetzt Sonnenbril­len tragen zum Schutz vor dem Tageslicht.

Aber das ist eines der kleineren Probleme. Größer ist die Sorge, dass ihre Psyche angeschlag­en ist. Bislang verschweig­t man ihnen, was für ein riesiges Interesse es an ihrem Schicksal gibt. Obwohl es inzwischen jede Menge Einladunge­n gibt, über die sich auch andere fußballbeg­eisterte Kinder freuen würden.

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FOTO: AFP Auf großen Plakaten ist in den Straßen Chiang Rais das Kinderfußb­allteam zu sehen, das nun glücklich gerettet wurde.

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