Alle Kinder in Thailand gerettet
Nach geglückter Rettung aller Eingeschlossenen bleiben Kinder noch im Krankenhaus
MAE SAI (dpa) - Nach 17 Tagen in der dunklen Tropfsteinhöhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non sind die zwölf Spieler einer thailändischen Fußball-Jugendmannschaft und ihr Trainer alle gerettet. Die letzten fünf Eingeschlossenen wurden am Dienstag von Spezialtauchern in einem hochgefährlichen Einsatz über Stunden hinweg ins Freie gebracht. Nach ersten Angaben der Ärzte haben die Geretteten die 18 Tage des Bangens recht gut überstanden.
MAE SAI (dpa) - Was haben sie ausgestanden all die Tage! Und jetzt, kurz vor 19 Uhr, es wird langsam schon wieder dunkel im Dschungel von Thailand kommt die erlösende Nachricht. Alle zwölf jungen Fußballer gerettet. Und der Trainer dazu.
Im Camp der Helfer bricht lauter Jubel aus. Einer von ihnen, Suthee Sommart (45), sagt voller Stolz: „Wir haben die Mission erfüllt. Wir haben Geschichte gemacht.“Tatsächlich haben die Leute aus der 20 000-Einwohner-Stadt Mae Sai die letzten 17 Tage Einzigartiges erlebt. Vor zwei Wochen kannte die weitverzweigte Höhle mit dem Endlosnamen Tham Luang-Khun Nam Nang Non außerhalb der Provinz kaum ein Mensch. Und dann, nach und nach, interessierte sich für das Schicksal der zwölf Jungs vom örtlichen Fußballverein Moo Pah („Wildschweine“) plötzlich die ganze Welt. Auch wenn woanders schlimmere Katastrophen passieren, um die sich kaum einer groß kümmert.
Von den Rettern selbst, dem Kernteam aus 19 Spezialtauchern, davon die meisten aus dem Ausland, war zunächst wenig zu hören. Sie sind nach drei Tagen im gefährlichen Dauereinsatz erschöpft. Und bei all dem Jubel vergessen die Thais nicht, dass einer von ihnen bei den Vorbereitungen letzte Woche ums Leben kam: der ehemalige Marinetaucher Saman Kunan. Ihm ging in dem Abschnitt der Höhle, der als der gefährlichste galt, der Sauerstoff aus.
Das ganze Drama hatte am 23. Juni begonnen, als das Team aus zwölf Jungen, alle zwischen elf und 16, zusammen mit dem Betreuer Ekaphol Chantawong (25) nach einem Training in die Höhle stieg und dann von Wassermassen überrascht wurde. Neun Tage lang gab es keinerlei Lebenszeichen, bis zwei britische Höhlentaucher die Truppe entdeckte.
Zwei Taucher für einen Jungen
Nach der ersten Erleichterung wurde dann schnell klar, wie schwer es würde, die „Wildschweine“gesund herauszuholen. Die Profis nahmen die Kinder in den Schlepptau, immer zwei Taucher auf einen Jungen. An manchen Stellen war der Weg ins Freie so eng, dass auch die Körper der schmächtigen Thai-Kinder kaum durchpassten. Viele Experten hielten es für ziemlich unmöglich, dass die Aktion ohne weitere Todesopfer gelingen könnte.
Und nun? Vermutlich wird es eine ganze Weile dauern, bis die Kinder wieder einigermaßen zurück in der Normalität sind (siehe auch Interview). Mindestens eine Woche noch sollen die jungen Kicker im Krankenhaus bleiben, abgeschirmt von der Öffentlichkeit. Der achte Stock der Klinik in der Provinzhauptstadt Chiang Rai, wo die Kinder in Einzelzim- mern liegen, wird von der Polizei streng bewacht. Auch die Eltern dürfen erst nach und nach zu ihnen. Bislang ist aber kein direkter Kontakt erlaubt. Aus Angst vor Infekten, weil das Immunsystem geschwächt ist, dürfen Väter und Mütter mit ihren Söhnen nur durch eine Glasscheibe kommunizieren. Die Kinder müssen nach über zwei Wochen Dunkelheit jetzt Sonnenbrillen tragen zum Schutz vor dem Tageslicht.
Aber das ist eines der kleineren Probleme. Größer ist die Sorge, dass ihre Psyche angeschlagen ist. Bislang verschweigt man ihnen, was für ein riesiges Interesse es an ihrem Schicksal gibt. Obwohl es inzwischen jede Menge Einladungen gibt, über die sich auch andere fußballbegeisterte Kinder freuen würden.