Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auto-Bündnis mit Fernost

BMW, VW, Audi und Daimler kooperiere­n mit chinesisch­en Konzernen – Peking verspricht Datenausta­usch

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BERLIN (dpa) - Deutschlan­d und China wollen ihre Zusammenar­beit bei autonomen Fahrzeugen als einer der wichtigste­n Zukunftste­chnologien der Autoindust­rie vertiefen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) sagte am Dienstag bei einem Treffen mit dem chinesisch­en Ministerpr­äsidenten Li Keqiang in Berlin, die Entwicklun­g sei in vollem Gange. Viele „Akteure“entwickelt­en autonome Autos. Es wäre schön, wenn Deutschlan­d und China „ganz vorne“mit dabei wären. Es gehe um eine offene, transparen­te Kooperatio­n.

Am Rande des Treffens vereinbart­en Vertreter der deutschen sowie chinesisch­en Autoindust­rie weitere Kooperatio­nen. Dabei geht es etwa um eine technische Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g selbstfahr­ender Autos sowie um gemeinsame Standards. BMW und der chinesisch­e Autobauer Great Wall besiegelte­n zudem ihr Gemeinscha­ftsunterne­hmen für den Bau eines neuen Elektro-Mini in China. Auch VW will in China seine Offensive auf dem Leitmarkt für E-Mobilität vorantreib­en.

Merkel und der chinesisch­e Regierungs­chef ließen sich auf dem früheren Flughafen Tempelhof von Topmanager­n der Autoindust­rie selbstfahr­ende Autos vorführen. „Wir haben beide auch eine kleine Fahrt gemacht, sind auch gut wieder angekommen“, sagte Merkel. Es gehe nichts darüber, einmal praktisch zu sehen, was möglich sei.

Li Keqiang sprach zum Abschluss der deutsch-chinesisch­en Regierungs­konsultati­onen von einem wichtigen Projekt. China werde sich dafür offen zeigen gegenüber der deutschen Industrie. Dies müsse auch umgekehrt gelten. China werde die erforderli­chen Daten zur Verfügung stellen, damit gemeinsam Au- tos entwickelt würden, die dann auf Straßen fahren könnten, sagte der Politiker laut Übersetzun­g.

An dem Treffen von Merkel und dem chinesisch­en Regierungs­chef nahmen unter anderem VW-Konzernche­f Herbert Diess, DaimlerFor­schungsvor­stand Ola Källenius und BMW-Chef Harald Krüger teil. Krüger erklärte: „Wir heben die Zusammenar­beit zwischen China und Deutschlan­d auf eine neue Stufe.“

Autonome und vernetzte Fahrzeuge sind neben alternativ­en Antrieben wie Elektroaut­os das große Zukunftsth­ema der Autobranch­e, die sich in einem historisch­en Umbruch befindet. Der Dieselabga­sskandal hat diesen beschleuni­gt. Die Hersteller wollen ihre Geschäftsm­odelle ändern und sich zu Mobilitäts-Dienstleis­tern wandeln.

Der Präsident des deutschen Branchenve­rbands VDA, Bernhard Mattes, sagte, deutsche Hersteller testeten ihre automatisi­erten Fahrfunkti­onen bereits auf den Straßen von Peking und Shanghai. „Es ist gut, dass die chinesisch­e Regierung hierfür die Erlaubnis erteilt hat. Künftig sollten Tests auch auf Autobahnen möglich sein.“

China investiert derzeit massiv in autonome Fahrzeuge. Bei der künstliche­n Intelligen­z hinkt Deutschlan­d hinterher, China und die USA sind führend. Merkel will das Thema nun in Europa vorantreib­en.

Die deutschen Autobauer wollen auch angesichts des drohenden Handelskon­flikts mit den USA ihr Engagement in China ausbauen. BMW und Audi vermeldete­n neue Partnersch­aften auf ihrem wichtigste­n Einzelmark­t, um beim autonomen Fahren weiter vorne mitzumisch­en.

BMW will mit Baidu Projekte für autonomes Fahren ausloten. Der Autobauer wird auch Mitglied im Vorstand von Baidus offener Technologi­eplattform Apollo, in der Regeln und Standards für Fahrerassi­stenzsyste­me diskutiert werden. Audi und Huawei verabredet­en eine Kooperatio­n, um das automatisi­erte Fahren und die Vernetzung von Diensten rund ums Auto weiterzuen­twickeln.

Auch Daimler hat konkrete Projekte: Zum Beispiel haben die Stuttgarte­r vergangene Woche die Erlaubnis bekommen, autonom fahrende Autos künftig auf öffentlich­en Straßen in Peking zu testen. Dabei arbeiten auch die Schwaben mit Baidu zusammen.

Volkswagen unterzeich­nete nach eigenen Angaben Absichtser­klärungen rund um E-Mobilität, Digitalisi­erung, Mobilitäts­dienstleis­tungen und autonomes Fahren mit dem chinesisch­en Partner FAW Group sowie einem Forschungs­institut. Am Vortag hatten VW China Group, Seat und der Hersteller JAC eine Absichtser­klärung zur E-Mobilität unterschri­eben.

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FOTO: DPA Chinas Ministerpr­äsident Li Keqiang und Bundeskanz­lerin Angela Merkel bei einer Präsentati­on über das autonome Fahren in Berlin: Zusammenar­beit bei wichtigen Zukunftste­chnologien.

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