„Kaiserhof“wird Luxushotel mit Sterneküche
Ravensburg soll ein in der Region einzigartiges Haus bekommen – Kaisersaal, Café, Bar und eigenes Bier
RAVENSBURG - Der einst mondäne „Kaiserhof“wird nach seiner spektakulären Wiedererweckung wieder einen Hauch von Luxus nach Ravensburg bringen: In der Unterstadt haben die Bauarbeiten für ein Hotel mit dem Standard mindestens „4 plus Sterne“begonnen. Gleichzeitig will der umtriebige Investor Hermann Müller nach dem Niedergang des „Waldhorn“wieder Sterneküche in Ravensburg anbieten. Noch ehrgeiziger ist nur der Zeitplan für das Millionenprojekt.
Dort, wo bis vor Kurzem noch Möbel Maurer auf großer Fläche in neu-barocker Kulisse hochwertige Einrichtungen präsentiert hat, wird mit Hochdruck an großen Plänen gearbeitet. Dass hier 80 Jahre nach dem Ende des „Kaiserhofs“wieder ein Stadthotel entstehen soll, ist schon länger bekannt (die SZ berichtete). Dass es sich um ein ganz besonderes Vorhaben handelt, wird jetzt deutlich. Dafür steht Hermann Müller. Müller ist Chef des Unternehmens FPT Robotik, das in Amtzell Industrieroboter baut, Inhaber des Restaurants „Schattbuch“im Eventhaus Amtzell, das ein Michelin-Stern schmückt, sowie Vorstand und Sponsor beim TSV Berg. Jetzt ist er dabei, den historischen „Kaiserhof“wieder zum ersten Haus am Platz zu machen. Die Idee gibt es seit mehreren Jahren, jetzt hat sie alle große Hürden genommen.
Direkt an der Stadtmauer entsteht ein Hotel mit insgesamt 51 Zimmern, Café und Bar sowie einem Restaurant, „wie es Ravensburg noch nicht hat“(Müller). Eingerichtet wird die Gastronomie im ehr- würdigen alten „Kaisersaal“, der die vergangenen 120 Jahre erstaunlich gut überstanden hat und immer noch einen Hauch von Ballsaalatmosphäre verströmt. Hier soll an vier bis fünf Abenden pro Woche in einer Showküche mit großen Ambitionen, zugleich aber bodenständig für die Ravensburger gekocht werden. Der Saal soll außerdem für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. An die Ravensburger und ihre Gäste wenden sich auch das Cafè mit eigener kleiner Küche und die Bar. „Wir werfen hier zehn Jahre Erfahrungen in der Gastronomie rein“, so Hermann Müller.
„Wir“, das ist in großen Teilen die Familie. Tochter Sarah ist Architektin und treibt gemeinsam mit dem Papa und der Holz-Gruppe die Baupläne im „Kaiserhof“voran. Der Haupteingang mit der Rezeption wird Richtung Karlstraße liegen. Über die historische, kunstvoll ver- zierte Treppe oder einen Aufzug wird es hinauf in die 51 Zimmer gehen. 24 Quadratmeter groß sind diese im ersten und zweiten Obergeschoss, deutlich größer in den Etagen darüber. Auf der Rückseite werden die Zimmer Balkone haben, zur Straße hin französische Balkone. Eine spektakuläre Aussicht können die Gäste im SpaBereich auf dem Dach genießen: Das gesamte Ravensburger Türme-Panorama entfaltet sich hier als Postkarten-Motiv.
Während der untere Teil des Gebäudes von 1906, errichtet einst nach Plänen des Ravensburger Architekten Hermann Kiderlen (1874 bis 1957), aufwendig saniert und instand gesetzt wird, ist das Dachgeschoss des künftigen Hotels ein kompletter Neubau. „Da warten an allen Ecken und Enden noch Herausforderungen“, sagt Hermann Müller. Sieben Gutachten hat es gebraucht, bis er loslegen durfte, Brandschutz, Denkmalschutz und die Bedenken der Nachbarn waren große Themen.
So spektakulär sind Lage und Ambiente des Gebäudes, dass Hermann Müller mehrere Anfragen hatte, ob er auch Penthouse-Wohnungen im „Kaiserhof“verkaufe. Der neue Besitzer hat das abgelehnt, will Herr im eigenen Haus bleiben. Und er bastelt an weiteren Ideen, das Paket „Kaiserhof“komplett zu machen: Mit seinem Freund Michael Leibinger denkt Müller gerade über ein eigenes Hausbier nach.
Bleibt die Frage nach dem Zeitplan. Zuletzt musste der Sportfan Müller über die lange Distanz gehen, jetzt setzt er zum Sprint an: Noch im Kalenderjahr 2019 will der neue Ravensburger Hotelier zumindest eine Teileröffnung feiern. 1906 gab es zu diesem Anlass übrigens einen Frühschoppen und einen Festball. Die Aussicht von der Dachterrasse auf die Altstadt ist atemberaubend. Hier entsteht der Spa- Bereich.