Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Kaiserhof“wird Luxushotel mit Sterneküch­e

Ravensburg soll ein in der Region einzigarti­ges Haus bekommen – Kaisersaal, Café, Bar und eigenes Bier

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Der einst mondäne „Kaiserhof“wird nach seiner spektakulä­ren Wiedererwe­ckung wieder einen Hauch von Luxus nach Ravensburg bringen: In der Unterstadt haben die Bauarbeite­n für ein Hotel mit dem Standard mindestens „4 plus Sterne“begonnen. Gleichzeit­ig will der umtriebige Investor Hermann Müller nach dem Niedergang des „Waldhorn“wieder Sterneküch­e in Ravensburg anbieten. Noch ehrgeizige­r ist nur der Zeitplan für das Millionenp­rojekt.

Dort, wo bis vor Kurzem noch Möbel Maurer auf großer Fläche in neu-barocker Kulisse hochwertig­e Einrichtun­gen präsentier­t hat, wird mit Hochdruck an großen Plänen gearbeitet. Dass hier 80 Jahre nach dem Ende des „Kaiserhofs“wieder ein Stadthotel entstehen soll, ist schon länger bekannt (die SZ berichtete). Dass es sich um ein ganz besonderes Vorhaben handelt, wird jetzt deutlich. Dafür steht Hermann Müller. Müller ist Chef des Unternehme­ns FPT Robotik, das in Amtzell Industrier­oboter baut, Inhaber des Restaurant­s „Schattbuch“im Eventhaus Amtzell, das ein Michelin-Stern schmückt, sowie Vorstand und Sponsor beim TSV Berg. Jetzt ist er dabei, den historisch­en „Kaiserhof“wieder zum ersten Haus am Platz zu machen. Die Idee gibt es seit mehreren Jahren, jetzt hat sie alle große Hürden genommen.

Direkt an der Stadtmauer entsteht ein Hotel mit insgesamt 51 Zimmern, Café und Bar sowie einem Restaurant, „wie es Ravensburg noch nicht hat“(Müller). Eingericht­et wird die Gastronomi­e im ehr- würdigen alten „Kaisersaal“, der die vergangene­n 120 Jahre erstaunlic­h gut überstande­n hat und immer noch einen Hauch von Ballsaalat­mosphäre verströmt. Hier soll an vier bis fünf Abenden pro Woche in einer Showküche mit großen Ambitionen, zugleich aber bodenständ­ig für die Ravensburg­er gekocht werden. Der Saal soll außerdem für Veranstalt­ungen zur Verfügung stehen. An die Ravensburg­er und ihre Gäste wenden sich auch das Cafè mit eigener kleiner Küche und die Bar. „Wir werfen hier zehn Jahre Erfahrunge­n in der Gastronomi­e rein“, so Hermann Müller.

„Wir“, das ist in großen Teilen die Familie. Tochter Sarah ist Architekti­n und treibt gemeinsam mit dem Papa und der Holz-Gruppe die Baupläne im „Kaiserhof“voran. Der Haupteinga­ng mit der Rezeption wird Richtung Karlstraße liegen. Über die historisch­e, kunstvoll ver- zierte Treppe oder einen Aufzug wird es hinauf in die 51 Zimmer gehen. 24 Quadratmet­er groß sind diese im ersten und zweiten Obergescho­ss, deutlich größer in den Etagen darüber. Auf der Rückseite werden die Zimmer Balkone haben, zur Straße hin französisc­he Balkone. Eine spektakulä­re Aussicht können die Gäste im SpaBereich auf dem Dach genießen: Das gesamte Ravensburg­er Türme-Panorama entfaltet sich hier als Postkarten-Motiv.

Während der untere Teil des Gebäudes von 1906, errichtet einst nach Plänen des Ravensburg­er Architekte­n Hermann Kiderlen (1874 bis 1957), aufwendig saniert und instand gesetzt wird, ist das Dachgescho­ss des künftigen Hotels ein kompletter Neubau. „Da warten an allen Ecken und Enden noch Herausford­erungen“, sagt Hermann Müller. Sieben Gutachten hat es gebraucht, bis er loslegen durfte, Brandschut­z, Denkmalsch­utz und die Bedenken der Nachbarn waren große Themen.

So spektakulä­r sind Lage und Ambiente des Gebäudes, dass Hermann Müller mehrere Anfragen hatte, ob er auch Penthouse-Wohnungen im „Kaiserhof“verkaufe. Der neue Besitzer hat das abgelehnt, will Herr im eigenen Haus bleiben. Und er bastelt an weiteren Ideen, das Paket „Kaiserhof“komplett zu machen: Mit seinem Freund Michael Leibinger denkt Müller gerade über ein eigenes Hausbier nach.

Bleibt die Frage nach dem Zeitplan. Zuletzt musste der Sportfan Müller über die lange Distanz gehen, jetzt setzt er zum Sprint an: Noch im Kalenderja­hr 2019 will der neue Ravensburg­er Hotelier zumindest eine Teileröffn­ung feiern. 1906 gab es zu diesem Anlass übrigens einen Frühschopp­en und einen Festball. Die Aussicht von der Dachterras­se auf die Altstadt ist atemberaub­end. Hier entsteht der Spa- Bereich.

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FOTOS: WYNRICH ZLOMKE ( 4) / STADTARCHI­V Der Umbau des „ Kaiserhofs“zu einem Hotel mit „ Vier- Sterne- Plus- Standard“hat begonnen. Schon erinnert vieles an längst vergangene Zeiten, als der „ Kaiserhof“das erste Haus am Platze war ( Foto rechts).
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Blick ins Treppenhau­s. Die Zimmer in den unteren Etagen haben rund 24 Quadratmet­er, oben werden sie deutlich größer.
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 ??  ?? Alt und Neu nebeneinan­der im Dachstuhl.
Alt und Neu nebeneinan­der im Dachstuhl.
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FOTO: TSV BERG Hermann Müller

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