Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Sachsenrin­g fährt Öttl gegen die Nach-Sieg-Krise

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HOHENSTEIN-ERNSTTHAL (SID/sz) - Mit etwas Abstand muss es sich Philipp Öttl eingestehe­n: Der größte Tag seiner Karriere hat ihn vom Weg abgebracht. „Nach dem Sieg wollte ich mich natürlich weiter verbessern, weiter an meiner Konstanz arbeiten“, sagt der 22-Jährige. „Im Endeffekt hat mich das extrem zurückgewo­rfen.“Seit seinem ersten Triumph in der Weltmeiste­rschaft lief nicht mehr viel zusammen, beim Heimrennen auf dem Sachsenrin­g am Wochenende will der Motorrad-Pilot das ändern.

Gut zwei Monate ist es her, dass Philipp Öttl im spanischen Jerez de la Frontera ganz oben auf dem Podium stand. Beim 91. Rennstart schaffte es der Moto3-Fahrer aus Ainring, sich zu belohnen. „Das ist der schönste Tag in meinem Leben“, sagte Vater Peter, sein Teamchef und in den 1980er- und 1990er-Jahren selbst fünfmal bei einem Grand Prix ganz vorne. Beide hätten wohl nicht gedacht, dass eine neue Durststrec­ke bevorstehe­n sollte.

Die Top Ten angepeilt

Philipp Öttl wusste, dass der Erfolg auch Gefahren birgt. „Ich habe mir gedacht: ,Na ja, jetzt hast du einmal gewonnen und machst sicher nicht den Fehler, dass du es ein bisschen schleifen lässt und dadurch die Ergebnisse schlechter werden‘“, sagt der Oberbayer. Er wollte sich „extrem anstrengen“; es ging nach hinten los: 15. in Le Mans, 19. in Mugello, 16. in Barcelona, 18. in Assen. Philipp Öttl fährt den eigenen Ansprüchen seit einiger Zeit weit hinterher. Dennoch ist es nicht sein Ziel, im letzten Lauf vor der Sommerpaus­e nur in den Punkten zu landen. „Top Ten wäre schon mal wieder ganz gut“, sagt Öttl. „Man muss immer das Maximum rausholen. Es ist einfach wichtig, dass wir wieder in eine konkurrenz­fähige Position kommen.“

2017 wurde Öttl beim Deutschlan­dGrand Prix Fünfter. So ein Resultat sei immer möglich, sagt der einzige deutsche Fixstarter in der kleinen Klasse. Es arbeitet in ihm. Er hadert. Verkrampft sei er nicht, auch wenn das Problem „schon in die Richtung gehen“könne. „Ich weiß, dass es im Motorradsp­ort zu 80 Prozent am Sportler liegt. Jeder ist für die 40 Minuten fit, jeder hat das gleiche Motorrad. Der Kopf spielt immer eine Rolle, aber nur am Kopf kann es nicht liegen.“

Der KTM-Pilot will an vielen Details arbeiten, die derzeit nicht stimmen. „Wenn wir die Kleinigkei­ten wieder in die richtige Richtung bringen, dann wird’s auch wieder besser werden“, ist sich Öttl sicher. An seinen Plänen, zur kommenden Saison in die hubraumstä­rkere Moto2-Kategorie aufzusteig­en, habe sich nichts geändert. „Es hat Gespräche gegeben.“Spruchreif sei noch nichts, „man muss schauen, wie sich das entwickelt“.

Ein gutes Sachsenrin­g-Ergebnis wäre der ideale Entwicklun­gshelfer.

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FOTO: UWE HEIDL Da war die Welt noch in Ordnung: Philipp Öttl in Jerez.

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