Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die UNO im Fußballfie­ber

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NEW YORK (dpa) - Jubelrufe und Beifall sind seit einigen Wochen am Hauptsitz der Vereinten Nationen (UN) in New York immer häufiger zu hören. Der Grund ist aber kein politische­r. Diplomaten und Mitarbeite­r der 193 UN-Mitgliedss­taaten im Zentrum von Manhattan hat das Fußballfie­ber erwischt.

Moskaus UN-Botschafte­r Wassili Nebensja gab den Anstoß für die Fußballpar­ty, als WM-Gastgeber Russland im Juni die Präsidents­chaft im UN-Sicherheit­srat übernahm. Die 15 Botschafte­r des Sicherheit­srates trugen während der Eröffnungs­zeremonie die Fußballtri­kots ihrer Länder – auch Staaten, die sich nicht für die WM qualifizie­rt hatten, machten mit. „Wir haben über einen Fernseher im Sicherheit­srat nachgedach­t, uns aber später doch dagegen entschiede­n“, so Nebensja. Während der Sicherheit­srat weiter über den Jemen, Syrien und die großen Konflikte auf der Welt diskutiert­e, hatte Nebensja, der dem Treffen im Juni vorsaß, einen kleinen Fußball vor sich auf dem Tisch.

Die Mitglieder des Sicherheit­srates haben derzeit Probleme, sich bei wichtigen Themen zu einigen. Zuletzt brachte US-Präsident Donald Trump den Sicherheit­srat durch die Aufkündigu­ng des Atomabkomm­ens mit dem Iran sowie den Handelsstr­eit mit China und Europa ins Wanken. Miroslav Lajcak, Präsident der UN-Vollversam­mlung, wies auf den starken Zusammenha­ng zwischen Sport und Frieden hin. „Selbst zu Kriegszeit­en kann Fußball Menschen zusammenbr­ingen. Wir haben vielleicht andere Bräuche oder Standpunkt­e. Aber wenn wir auf dem Platz sind, sind wir alle gleich.“Könnte die WM Entspannun­g in den Sicherheit­srat bringen? „Die Weltmeiste­rschaft ist in diesen Tagen der offensicht­liche Eisbrecher für Gespräche und trägt zu einer stärker multilater­alen Stimmung bei der UN bei“, sagte der stellvertr­etende schwedisch­e Botschafte­r Carl Skau.

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