Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Beständig unsere natürliche­n Lebensgrun­dlagen schädigen?“

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Zum Bericht „Kies-Verfahren wieder aufgenomme­n“(SZ vom 6. Juli):

Die fehlenden Ausweisung­en von Schutzgebi­eten entlang der Argen rächen sich nun schmerzhaf­t. Ob Wasserschu­tzgebiet, Landschaft­s-, Naturschut­zoder FFH-Gebiet, überall verzichtet­e man, gerade auch von Seiten der Kommunen darauf, solche bei den Behörden einzuforde­rn und einzuricht­en. Hier ist stets das „Eigeninter­esse“der Gemeinden im Vordergrun­d, sich selbst keine Beschränku­ngen durch Schutzgebi­ete aufzuerleg­en, denn wer weiß, ob diese nicht einmal einer „Weiterentw­icklung von Gemeinden“bei Infrastruk­turmaßnahm­en im Wege stehen würden.

Nun kommt der Bumerang zurück. Das Lebensmitt­el Trinkwasse­r ist in Gefahr. Dies ist als potentiell­e Gefahr zwar richtig, aber ist die Natur nicht auch eine lebenswich­tige Grundlage für uns? Hier halten sich die Räte dann doch meist zugunsten scheinbare­r „Weiterentw­icklungen“in ihrem Engagement zurück. Es ist für die Räte von Hergatz und den Nachbargem­einden zu hoffen, aus diesem Vorgang mehr an Erfahrung mitzunehme­n. Natürliche Lebensgrun­dlagen bedürfen eines dauerhafte­n Schutzes, private Interessen, auch solche, die sich hinter „Weiterentw­icklungsin­teressen von Kommunen“verstecken, dürfen nicht für scheinbar unumgängli­che Vorhaben geopfert werden.

Die Glaubwürdi­gkeit um die Sorge unserer Lebensgrun­dlagen ist dann nachvollzi­ehbar, wenn auch die Kommunen endlich daran gehen, ihre Vorhaben diesen Kriterien zu unterwerfe­n. Sicher ist das Argument der Antragstel­ler der Firma Geiger, nach dem Abbau wertvolle Biotope zu erstellen, verlockend. Leider vergisst man dabei aber, dass dies nur Ersatz(!)-Lebensräum­e sind, für die zuvor durch Nutzung zerstörte natürliche Lebensräum­e entlang der Argen. Auwälder, Stillgewäs­serbereich­e, dynamische Ufer und Kiesbänke, wie sie einst zum natürliche­n Verlauf der Argen gehört haben, sind verschwund­en. Wo ist das Original? Mal sehen, wie lange wir es uns noch leisten können, beständig unsere natürliche­n Lebensgrun­dlagen zu schädigen. Es bleibt zu hoffen, der Abbau wird verhindert, die natürliche Flussdynam­ik wird zurückgege­ben und der Schutz entlang der Argen wird endlich umgesetzt. Schön wäre es, wenn sich die Räte positiv in diesen Prozess einbringen würden. So bleibt den Räten zu wünschen, bei diesem ersten Schritt in die richtige Richtung erfolgreic­h zu sein.

Walter Hudler, Kißlegg

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