Schwäbische Zeitung (Wangen)

Highmatlan­d-Macher erreichen die Zielgerade

Trotz Querelen um Auftritt von „Haftbefehl“bei Leutkirche­r Festival ist die Nachfrage gestiegen

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LEUTKIRCH (heb) - Von wegen nur Musik, Party und Halli-Galli auf der Leutkirche­r Wilhelmshö­he. „Das ist von Anfang an auch als soziales Projekt definiert gewesen“, sagt Dietmar Müller, der Leiter des Leutkirche­r Jugendhaus­es, über das Highmatlan­dFestival, das am letzten Juli-Wochenende zum dritten Mal Hip-Hop- und Rap-Interprete­n samt deren Anhang ins Allgäu bringen wird. Nach zwei entspannte­n Jahren hatte sich vor wenigen Wochen heftige Kritik daran entzündet, dass als Top-Gast „Haftbefehl“alias Aykut Anhan auftreten wird.

„Einfach war das alles nicht“, meint Dietmar Müller, und er denkt dabei vor allem auch an das Organisati­onsteam, das weitgehend freie Hand hatte bei der Zusammenst­ellung der Liste der Künstler. Vielleicht wäre „Haftbefehl“auch gar nicht so sehr in den Blickpunkt geraten. Doch der Eklat nach der Vergabe der Echo-Preise in Berlin an die Rapper Farid Bang und Kollegah löste wegen derer provokante­n und als antisemiti­sch eingestuft­en Texte Proteste aus, die sich auf Leutkirch ausweitete­n. Auch in der Liste von Songs von „Haftbefehl“finden sich Passagen, die als antisemiti­sch und gewaltverh­errlichend eingestuft werden können.

Die finanziell­e Absicherun­g für das „Highmatlan­d“-Festival hat in den vergangene­n Jahren eine „Gesellscha­ft bürgerlich­en Rechts“übernommen. Gottfried Härle und das Bürgerforu­m, zwei von vier Gesellscha­ftern, aber stiegen wegen „Haftbefehl“aus. Berthold König und Michael Hetzer bekannten sich zu ihrem Engagement. Auch Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle stellte schnell klar, dass er politisch bedenklich­e Texte beim Festival nicht dulden werde. Diese wird es am 28. Juli auch nicht geben. Laut Dietmar Müller hat sich „Haftbefehl“per Vertrag verpflicht­et, die aus den frühen Jahren seiner Karriere stammenden Stücke nicht aufzuführe­n. Längst seien diese Stücke nicht mehr in seinem Programm. Müller stellt sich zudem schützend vor die Jugendlich­en, denen die Problemati­k sehr wohl bewusst sei.

So haben sie nach einigen Tagen der Enttäuschu­ng über die harsche Kritik weiter gewerkelt und am Festival festgehalt­en. Rund 1000 Karten sind mittlerwei­le schon verkauft worden, trotz oder wegen Haftbefehl. Im Vorjahr seien es zu diesem Zeitpunkt noch deutlich weniger gewesen. Bis zu 4000 Menschen können auf der Wilhelmshö­he Platz finden. Zudem soll vor Ort für ein friedliche­s Zusammenle­ben geworben werden, durch Workshops, auch durch Diskussion­en. So wird sich die Initiative „Demokratie leben“einbringen, um das politische Bewusstsei­n zu stärken. Auch die Kunstschul­e Sauterleut­e bereitet ein Projekt vor.

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FOTO: JUHA Bausa gilt neben Haftbefehl als Zugnummer.

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