Laufen die Grüntenlifte im Winter wieder?
Der Insolvenzverwalter ist guter Hoffnung, dass noch in diesem Herbst ein Konzept steht
RETTENBERG - Die Chancen stehen gut, dass im kommenden Winter die Grüntenlifte oberhalb von Rettenberg-Kranzegg im Oberallgäu wieder laufen. Das ließ Insolvenzverwalter Florian Zistler (Kempten) über seinen Sprecher wissen. Es gebe vier Interessenten, die für den Kauf ein Angebot abgegeben hätten. Darüber hinaus habe man noch zwei unverbindlichere Anfragen. Namen werden nicht genannt. Aber es soll sich nicht nur um Interessenten aus der Region handeln. Alle vier Bieter hätten signalisiert, kommenden Winter einen Skibetrieb mit den alten Anlagen anbieten zu wollen, heißt es weiter. Mit dem Bau einer neuen Bahn wollten sie später einen Sommer- und Winterbetrieb realisieren.
Norbert Zeberle, Betreiber der Grüntenhütte, steht in der kleinen Küche und bereitet das Mittagessen für die Gäste vor. Es ist ein sonniger Tag und die meisten Gäste sitzen auf der Sonnenterrasse. Zeberle berichtet, er habe schon mehrere Namen von angeblichen Interessenten gehört, mit ihm habe aber noch niemand gesprochen. Er wisse nicht, wie es mit dem Skigebiet weitergeht, sagt der Hüttenwirt. Obwohl er einer derjenigen ist, deren wirtschaftliche Existenz mit der Zukunft des Sommerund des Wintertourismus am Grünten zusammenhängt. Erstmals seit 40 Jahren gab es an den Grüntenliften im Winter 2017/18 keinen Skibetrieb. Rückblick: Vergangenen Herbst war das vorläufige Insolvenzverfahren eröffnet worden, weil die Grüntenlifte Betriebs GmbH nicht mehr zahlungsfähig war. Gesellschafter ist die Familie Prinzing, die nach längerem Zaudern mittlerweile den Weg für einen Neuanfang geebnet hat. Die Ankündigungen des angeblichen Schweizer Investors Gregor Wallimann hatten sich als Hochstaplerei erwiesen. Anfangs hatte er vollmundig versprochen, 80 Millionen Euro am Grünten investieren zu wollen – mit einer Bergbahn für den Winter- und Sommerbetrieb, mit einem Hotelprojekt und einer Tiefgarage an der Talstation. Weil die Lifte vergangenen Winter nicht liefen, entwickelte sich der Berg zu einem beliebten Ausflugsziel der Skitourenund Schneeschuhgeher.
Der Rettenberger Bürgermeister Oliver Kunz wird nach eigenen Worten oft gefragt, wie es am Grünten weitergeht. Dass er nichts wisse, nehme ihm niemand ab, sagt der Rathauschef. Aber der Insolvenzverwalter verrate nichts und berufe sich ihm gegenüber immer auf seine Verschwiegenheitspflicht. Kunz ist ohnehin nicht damit einverstanden, wie das ganze Verfahren läuft: „Ich bedaure außerordentlich, dass man uns als Gemeinde nicht stärker einbindet“, kritisiert er den Insolvenzverwalter. Spätestens nächsten Monat werde die Gemeinde gefragt, wie es kommenden Winter aussieht.
Dabei habe sich die Kommune kooperativ gezeigt. Der Gemeinderat hatte beschlossen, einem möglichen Investor die für einen Bergbahn-Betrieb dringend erforderlichen Parkplätze an der Talstation zu verkaufen. Voraussetzung: Der Betreiber müsse nachweisen, dass er genug Geld hat, um fünf Jahre nach erfolgter Baugenehmigung das Projekt zu realisieren.
In Branchenkreisen heißt es übereinstimmend, dass angesichts der zunehmend schneeärmeren Winter am Grünten nur noch ein Sommerund Winterbetrieb wirtschaftlich interessant ist. Die Grüntenlifte – dazu gehört auch eine in die Jahre gekommene Zweier-Sesselbahn – waren bisher nur im Winter in Betrieb. Kritiker befürchten, dass in Zukunft mit einer Bergbahn auch im Sommer noch mehr Menschen am „Wächter des Allgäus“unterwegs sind.