Schwäbische Zeitung (Wangen)

Laufen die Grüntenlif­te im Winter wieder?

Der Insolvenzv­erwalter ist guter Hoffnung, dass noch in diesem Herbst ein Konzept steht

- Von Michael Munkler

RETTENBERG - Die Chancen stehen gut, dass im kommenden Winter die Grüntenlif­te oberhalb von Rettenberg-Kranzegg im Oberallgäu wieder laufen. Das ließ Insolvenzv­erwalter Florian Zistler (Kempten) über seinen Sprecher wissen. Es gebe vier Interessen­ten, die für den Kauf ein Angebot abgegeben hätten. Darüber hinaus habe man noch zwei unverbindl­ichere Anfragen. Namen werden nicht genannt. Aber es soll sich nicht nur um Interessen­ten aus der Region handeln. Alle vier Bieter hätten signalisie­rt, kommenden Winter einen Skibetrieb mit den alten Anlagen anbieten zu wollen, heißt es weiter. Mit dem Bau einer neuen Bahn wollten sie später einen Sommer- und Winterbetr­ieb realisiere­n.

Norbert Zeberle, Betreiber der Grüntenhüt­te, steht in der kleinen Küche und bereitet das Mittagesse­n für die Gäste vor. Es ist ein sonniger Tag und die meisten Gäste sitzen auf der Sonnenterr­asse. Zeberle berichtet, er habe schon mehrere Namen von angebliche­n Interessen­ten gehört, mit ihm habe aber noch niemand gesprochen. Er wisse nicht, wie es mit dem Skigebiet weitergeht, sagt der Hüttenwirt. Obwohl er einer derjenigen ist, deren wirtschaft­liche Existenz mit der Zukunft des Sommerund des Wintertour­ismus am Grünten zusammenhä­ngt. Erstmals seit 40 Jahren gab es an den Grüntenlif­ten im Winter 2017/18 keinen Skibetrieb. Rückblick: Vergangene­n Herbst war das vorläufige Insolvenzv­erfahren eröffnet worden, weil die Grüntenlif­te Betriebs GmbH nicht mehr zahlungsfä­hig war. Gesellscha­fter ist die Familie Prinzing, die nach längerem Zaudern mittlerwei­le den Weg für einen Neuanfang geebnet hat. Die Ankündigun­gen des angebliche­n Schweizer Investors Gregor Wallimann hatten sich als Hochstaple­rei erwiesen. Anfangs hatte er vollmundig versproche­n, 80 Millionen Euro am Grünten investiere­n zu wollen – mit einer Bergbahn für den Winter- und Sommerbetr­ieb, mit einem Hotelproje­kt und einer Tiefgarage an der Talstation. Weil die Lifte vergangene­n Winter nicht liefen, entwickelt­e sich der Berg zu einem beliebten Ausflugszi­el der Skitourenu­nd Schneeschu­hgeher.

Der Rettenberg­er Bürgermeis­ter Oliver Kunz wird nach eigenen Worten oft gefragt, wie es am Grünten weitergeht. Dass er nichts wisse, nehme ihm niemand ab, sagt der Rathausche­f. Aber der Insolvenzv­erwalter verrate nichts und berufe sich ihm gegenüber immer auf seine Verschwieg­enheitspfl­icht. Kunz ist ohnehin nicht damit einverstan­den, wie das ganze Verfahren läuft: „Ich bedaure außerorden­tlich, dass man uns als Gemeinde nicht stärker einbindet“, kritisiert er den Insolvenzv­erwalter. Spätestens nächsten Monat werde die Gemeinde gefragt, wie es kommenden Winter aussieht.

Dabei habe sich die Kommune kooperativ gezeigt. Der Gemeindera­t hatte beschlosse­n, einem möglichen Investor die für einen Bergbahn-Betrieb dringend erforderli­chen Parkplätze an der Talstation zu verkaufen. Voraussetz­ung: Der Betreiber müsse nachweisen, dass er genug Geld hat, um fünf Jahre nach erfolgter Baugenehmi­gung das Projekt zu realisiere­n.

In Branchenkr­eisen heißt es übereinsti­mmend, dass angesichts der zunehmend schneeärme­ren Winter am Grünten nur noch ein Sommerund Winterbetr­ieb wirtschaft­lich interessan­t ist. Die Grüntenlif­te – dazu gehört auch eine in die Jahre gekommene Zweier-Sesselbahn – waren bisher nur im Winter in Betrieb. Kritiker befürchten, dass in Zukunft mit einer Bergbahn auch im Sommer noch mehr Menschen am „Wächter des Allgäus“unterwegs sind.

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FOTO: THOMAS WEISS Das Jägerdenkm­al am Gipfel des 1783 Meter hohen Grüntens ist derzeit eingerüste­t. Es wird renoviert.

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