Arsen: Kein Wasser aus Mochenwangen mehr
Warum die Gemeinde Wolpertswende eine Alternative zur Trinkwasserversorgung suchen musste
WOLPERTSWENDE - Die Gemeinde Wolpertswende wird in Zukunft ihr Wasser komplett über den Wasserzweckverband Schussen-Rotachtal beziehen. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend einstimmig beschlossen. Eine Aufbereitung des Wassers aus dem Brunnen Mochenwangen ist damit ganz vom Tisch. Somit wird der Brunnen mit größter Wahrscheinlichkeit ganz aufgegeben. Wie bereits mehrfach berichtet, ist das Wasser aus diesem Brunnen so stark mit Arsen, Eisen und Mangan belastet, dass es unaufbereitet nicht in die Leitungen gepumpt werden kann. Jetzt hat der Gemeinderat die logischen Konsequenzen gezogen.
Einfach tat sich der Gemeinderat mit dieser Entscheidung nicht. Seit zwei Jahren schon beschäftigt sich die Gemeinde mit dem Thema. Ein Wasserexperte wurde eingeschaltet, der das Wasser und die Möglichkeiten auslotete, die TWS Netz, die im Auftrag der Gemeinde Wolpertswende den Brunnen betreibt, war damit beschäftigt und die Bürger waren zu einer spärlich besuchten Bürgerinformationsveranstaltung eingeladen. Und am Ende dieses langen und schwierigen Prozesses können schließlich zusammenfassend die Worte von Bürgermeister Daniel Steiner stehen, der in der Sitzung sagte: „Wir haben eine erdrückende Sachlage, die uns zu dieser Entscheidung drängt.“
Die Gemeinde hat zuletzt insgesamt drei Varianten geprüft, wie die zukünftige Wasserversorgung gesichert werden kann. Es wurde aber relativ schnell klar, dass eine Aufbereitung des belasteten Wassers für das finanzschwache Wolpertswende nicht infrage kommt. „Über zwei Millionen Euro Investitionsbedarf ist wirtschaftlich nicht zumutbar. Und die Entsorgung der Reste durch eine Wasseraufbereitung sind dabei noch nicht eingerechnet“, fasste Gemeinderat Dieter Strobel die Lage zusammen. Diese hohen Investionskosten hätten dann den Wasserpreis massiv in die Höhe getrieben – auf deutlich über einen Euro pro Kubikmeter. Die Variante 2, also der komplette Fremdbezug über die Schussen-Rotachtal-Gruppe, bei der die Gemeinde bereits Mitglied ist, ist die günstigste Alternative. Der Wasserpreis wird in den nächsten Jahre unter 80 Cent pro Kubikmeter bleiben. Das war schließlich der Grund, warum sich die Gemeinderäte diesem Weg anschlossen.
Allerdings rief Gemeinderat Andreas Miller die dritte Variante in Erinnerung. Den Bezug des Wassers über den Wasserzweckverband Baienfurt-Baindt, der sein Wasser aus der Quelle Weißenbronnen im Altdorfer Wald bezieht und eine niedrigere Wasserhärte hat als das der Schussen-Rotachtal-Gruppe. Durch diese Variante wäre der Preis leicht höher gewesen als bei Variante 2. Miller betonte: „Wir haben bei den Leuten Begehrlichkeiten geweckt. Viele wollen das Wasser aus Baienfurt-Baindt haben. Ich finde, dass wir diese Variante hätten weiter ausarbeiten sollen.“
Tatsächlich hat es im Vorfeld der Sitzung ein Treffen der betroffenen Bürgermeister und der TWS Netz gegeben, die über eine Zusammenarbeit der Schussen-Rotachtal-Gruppe mit dem Zweckverband BaienfurtBaindt sprachen. Man kam zu dem Schluss, zumindest eine künftige Zusammenarbeit zu prüfen, was der Gemeinderat Wolpertswende mit beschlossen hat. Allerdings drängte Andreas Miller darauf, bei diesem „Wischi-Waschi“eine zeitliche Komponente einzubauen, damit es nicht bei einer losen Absichtserklärung bleibt. So nahm der Bürgermeister auf, dass die Gemeinde bis Ende 2018 einen Prüfbericht erwarte, mahnte aber gleichzeitig: „Ich will hier nicht gutes Wasser mit gutem Wasser vergleichen.“Neben der Kooperation soll auch eine Enthärtung in einer Wasseraufbereitungsanlage geprüft werden.
Manche hängen doch am Brunnen
Was jetzt mit dem Brunnen Mochenwangen (der mittlerweile schon stillsteht) passiert, muss der Gemeinderat in einem weiteren Beschluss entscheiden. Gemeinderat Norbert Sorg meinte gar, man solle den Brunnen erhalten, weil man Wasser immer brauche. „Vielleicht braucht man es ja noch einmal, auch wenn es nicht optional ist“, sagte er. Und Wilfried Scheremet argumentierte, dass man prüfen solle, ob das Wasser vielleicht für einen Gewerbebetrieb zu gebrauchen sei, der nicht auf Trinkwasserqualität angewiesen ist.
Daniel Steiner verwies auf einen separaten Beschluss, den der Gemeinderat fällen müsse, machte aber auch klar: „Wir haben hier ein ganz gewaltiges Problem mit dem Wasser, ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass man das Wasser doch hätte brauchen können. Und die Anforderungen an Trinkwasser werden in Zukunft eher mehr als weniger.“