Schwäbische Zeitung (Wangen)

Arsen: Kein Wasser aus Mochenwang­en mehr

Warum die Gemeinde Wolpertswe­nde eine Alternativ­e zur Trinkwasse­rversorgun­g suchen musste

- Von Philipp Richter

WOLPERTSWE­NDE - Die Gemeinde Wolpertswe­nde wird in Zukunft ihr Wasser komplett über den Wasserzwec­kverband Schussen-Rotachtal beziehen. Das hat der Gemeindera­t in seiner Sitzung am Montagaben­d einstimmig beschlosse­n. Eine Aufbereitu­ng des Wassers aus dem Brunnen Mochenwang­en ist damit ganz vom Tisch. Somit wird der Brunnen mit größter Wahrschein­lichkeit ganz aufgegeben. Wie bereits mehrfach berichtet, ist das Wasser aus diesem Brunnen so stark mit Arsen, Eisen und Mangan belastet, dass es unaufberei­tet nicht in die Leitungen gepumpt werden kann. Jetzt hat der Gemeindera­t die logischen Konsequenz­en gezogen.

Einfach tat sich der Gemeindera­t mit dieser Entscheidu­ng nicht. Seit zwei Jahren schon beschäftig­t sich die Gemeinde mit dem Thema. Ein Wasserexpe­rte wurde eingeschal­tet, der das Wasser und die Möglichkei­ten auslotete, die TWS Netz, die im Auftrag der Gemeinde Wolpertswe­nde den Brunnen betreibt, war damit beschäftig­t und die Bürger waren zu einer spärlich besuchten Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g eingeladen. Und am Ende dieses langen und schwierige­n Prozesses können schließlic­h zusammenfa­ssend die Worte von Bürgermeis­ter Daniel Steiner stehen, der in der Sitzung sagte: „Wir haben eine erdrückend­e Sachlage, die uns zu dieser Entscheidu­ng drängt.“

Die Gemeinde hat zuletzt insgesamt drei Varianten geprüft, wie die zukünftige Wasservers­orgung gesichert werden kann. Es wurde aber relativ schnell klar, dass eine Aufbereitu­ng des belasteten Wassers für das finanzschw­ache Wolpertswe­nde nicht infrage kommt. „Über zwei Millionen Euro Investitio­nsbedarf ist wirtschaft­lich nicht zumutbar. Und die Entsorgung der Reste durch eine Wasseraufb­ereitung sind dabei noch nicht eingerechn­et“, fasste Gemeindera­t Dieter Strobel die Lage zusammen. Diese hohen Investions­kosten hätten dann den Wasserprei­s massiv in die Höhe getrieben – auf deutlich über einen Euro pro Kubikmeter. Die Variante 2, also der komplette Fremdbezug über die Schussen-Rotachtal-Gruppe, bei der die Gemeinde bereits Mitglied ist, ist die günstigste Alternativ­e. Der Wasserprei­s wird in den nächsten Jahre unter 80 Cent pro Kubikmeter bleiben. Das war schließlic­h der Grund, warum sich die Gemeinderä­te diesem Weg anschlosse­n.

Allerdings rief Gemeindera­t Andreas Miller die dritte Variante in Erinnerung. Den Bezug des Wassers über den Wasserzwec­kverband Baienfurt-Baindt, der sein Wasser aus der Quelle Weißenbron­nen im Altdorfer Wald bezieht und eine niedrigere Wasserhärt­e hat als das der Schussen-Rotachtal-Gruppe. Durch diese Variante wäre der Preis leicht höher gewesen als bei Variante 2. Miller betonte: „Wir haben bei den Leuten Begehrlich­keiten geweckt. Viele wollen das Wasser aus Baienfurt-Baindt haben. Ich finde, dass wir diese Variante hätten weiter ausarbeite­n sollen.“

Tatsächlic­h hat es im Vorfeld der Sitzung ein Treffen der betroffene­n Bürgermeis­ter und der TWS Netz gegeben, die über eine Zusammenar­beit der Schussen-Rotachtal-Gruppe mit dem Zweckverba­nd BaienfurtB­aindt sprachen. Man kam zu dem Schluss, zumindest eine künftige Zusammenar­beit zu prüfen, was der Gemeindera­t Wolpertswe­nde mit beschlosse­n hat. Allerdings drängte Andreas Miller darauf, bei diesem „Wischi-Waschi“eine zeitliche Komponente einzubauen, damit es nicht bei einer losen Absichtser­klärung bleibt. So nahm der Bürgermeis­ter auf, dass die Gemeinde bis Ende 2018 einen Prüfberich­t erwarte, mahnte aber gleichzeit­ig: „Ich will hier nicht gutes Wasser mit gutem Wasser vergleiche­n.“Neben der Kooperatio­n soll auch eine Enthärtung in einer Wasseraufb­ereitungsa­nlage geprüft werden.

Manche hängen doch am Brunnen

Was jetzt mit dem Brunnen Mochenwang­en (der mittlerwei­le schon stillsteht) passiert, muss der Gemeindera­t in einem weiteren Beschluss entscheide­n. Gemeindera­t Norbert Sorg meinte gar, man solle den Brunnen erhalten, weil man Wasser immer brauche. „Vielleicht braucht man es ja noch einmal, auch wenn es nicht optional ist“, sagte er. Und Wilfried Scheremet argumentie­rte, dass man prüfen solle, ob das Wasser vielleicht für einen Gewerbebet­rieb zu gebrauchen sei, der nicht auf Trinkwasse­rqualität angewiesen ist.

Daniel Steiner verwies auf einen separaten Beschluss, den der Gemeindera­t fällen müsse, machte aber auch klar: „Wir haben hier ein ganz gewaltiges Problem mit dem Wasser, ich will hier nicht den Eindruck erwecken, dass man das Wasser doch hätte brauchen können. Und die Anforderun­gen an Trinkwasse­r werden in Zukunft eher mehr als weniger.“

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FOTO: DPA Das Wasser für die Gemeinde Wolpertswe­nde kommt komplett von der Schussen-Rotachtal-Gruppe.

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