Schwäbische Zeitung (Wangen)

Großes Interesse an den Umfrageerg­ebnissen von „Alt werden in Argenbühl“

Bürger zeigen sich bereit, Hilfsdiens­te für Senioren zu leisten – Ehrenamtli­che Helfer sind unerlässli­ch

- Von Claudia Bischofber­ger

ARGENBÜHL - Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng des Bürgerbete­iligungspr­ozesses „Alt werden in Argenbühl“wurden am Donnerstag­abend Umfragen ausgewerte­t, vorangegan­gene Bürgergesp­räche beurteilt und weitere Maßnahmen seitens der Gemeinde bekannt gegeben.

Zunächst stellte Pablo Rischard, wissenscha­ftlicher Geschäftsf­ührer des Sozialinst­ituts Alter.Gesellscha­ft. Partizipat­ion (AGP) Freiburg, Zahlen und Fakten der vorangegan­genen Umfrage vor. Dafür hatte er in Zusammenar­beit mit der Gemeinde einen Fragebogen zusammenge­stellt, der acht Seiten umfasst. Mit einer Rücklaufqu­ote von 40 Prozent wurde eine gute Datenbasis geschaffen. Darin hatten Bürger im Alter ab 40 Jahren und bis über 80 Jahre die Gelegenhei­t, Angaben über ihre derzeitige Lebenssitu­ation und ihre Vorstellun­gen und Wünsche zu machen, die sie auf dem letzten Abschnitt des Lebens anstreben würden.

Besonders in kleinen Gemeinden fände derzeit ein auffallend starker sozialer Wandel statt, weil immer mehr der engen Familienan­gehörigen in weiter entfernte Städte ziehen. Dies führe zu dem Ergebnis, dass viele ältere Menschen alleine leben. Der Großteil von Senioren in Argenbühl lebe in den eigenen vier Wänden, wie die Umfrage zeigt. Jedoch sei ein sehr hoher Prozentsat­z der Wohnungen nicht geeignet für ein sorgenfrei­es Altwerden. Dafür seien 44 Prozent der Befragten bereit, einen altersgere­chten Umbau vorzunehme­n, um das traute Heim auch im Falle einer Krankheit bewohnen zu können. Weitere Alternativ­en für die Befragten waren eine Alters-Wohngemein­schaft oder ein Umzug in eine seniorenge­rechte Wohnung. Nur sieben Prozent würden eine Wohngemein­schaft mit den eigenen Kindern anstreben.

„In Dörfern kann man sich gut um alte Menschen kümmern“

Allgemein zufrieden sei die Bevölkerun­g der Gemeinde Argenbühl mit den Einkaufsbe­dingungen. Ein Großteil der Befragten (84 Prozent) gehe noch selber zum Einkaufen – da man beim Einkauf Menschen treffe, sich austausche­n und Kontakte knüpfen könne. Öffentlich­e Verkehrsmi­ttel würden laut Befragung mehr genützt werden, wenn die Rahmenverb­indungen verbessert würden. Diese würden in erster Linie eine kürzere Taktung und mehrere Haltestell­en in Dorfnähe beinhalten. Beim Punkt Pflege und Unterstütz­ung stellte sich heraus, dass der größte Wunsch ist, auch im Alter in den eigenen vier Wänden bleiben zu dürfen. Doch ist das möglich? Es fehle bei vielen die Familie, um dies zu verwirklic­hen. Daher sei es um so wichtiger, pflegende Personen zu finden, auch ehrenamtli­ch. Dafür gäbe es ein sehr Mut machendes Ergebnis bei der Umfrage: 37 Prozent der Argenbühle­r würden sich bereit erklären, ehrenamtli­che Hilfsdiens­te für Senioren zu leisten. Pablo Rischard kam schließlic­h zu einem Fazit: Die Grundverso­rgung sei in allen Gemeinden von Argenbühl positiv zu bewerten, jedoch Post und Apotheke eher ein Manko. Für Rischard steht fest: „In Dörfern kann man sich gut um alte Menschen kümmern.“

Der Fachberate­r und -begleiter in Sachen Gemeinde-und Bürgerbete­iligungspr­ozessen für Senioren, Peter Beck, dankte zunächst allen Beteiligte­n der Bürgertisc­he für das Vertrauen und das Miteinande­r. Das Ziel solle sein, dass die Menschen möglichst lange zu Hause leben können, aber vor allem die Gemeinde nicht verlassen müssen. In Eisenharz sei eine verstärkte Hilfe von Nachbar zu Nachbar angesproch­en worden, sowie eine Börse, die Leistungen für verschiede­ne Dienste anbietet. Hier interessie­rte auch die Frage: Wie kann man bestehende­n Wohnraum nutzen? In Eglofs hätte man gerne die Einrichtun­g einer Tagesstätt­e sowie ein erweiterte­s Angebot von Pflegedien­sten. Unerlässli­ch in allen Gemeinden seien jedoch die ehrenamtli­chen Helfer. Dies betonte am Ende des Abends auch Bürgermeis­ter Roland Sauter. In erster Linie hätte sich der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung dafür ausgesproc­hen, einen Seniorenbe­auftragten einzustell­en. Dieses Aufgabe sei jedoch nicht ehrenamtli­ch machbar. Für die Kosten des neu bekleidete­n Amtes käme die Gemeinde auf. Um Kosten zu sparen, müssen auch Fördermögl­ichkeiten angestrebt werden, erklärte Sauter. Alle Maßnahmen seitens der Gemeinde würden zügig nach der Sommerpaus­e im September angegangen werden.

Alle Statistike­n kann man auf der Homepage der Gemeinde Argenbühl unter www.argenbuhl.de als PDF herunterla­den und nachlesen.

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FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER Bei der Abschlussv­eranstaltu­ng des Bürgerbete­iligungpro­zesses „Alt werden in Argenbühl“waren zahlreiche Interessie­rte anwesend, um die Ergebnisse der Umfrage zu erfahren.

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