Große Pläne am großen Loch in Kempten
Neue Eigentümer sprengen mit ihren Vorstellungen den Rahmen des Bebauungsplans
KEMPTEN (jan) - Es wird etwas Großes. Oberbürgermeister Thomas Kiechle spricht von einer „markanten Wirkung“, die ein Gebäudekomplex über dem berühmten großen Loch in der Kemptener Innenstadt haben wird. Im Augenblick gebe es ein „hartes, zähes Ringen“um die tatsächliche Größe, sagt Kiechle auf Anfrage zu der Tatsache, dass die Verwaltung dem Vernehmen nach mehrfach Pläne des neuen Grundstücksbesitzers als überdimensioniert zurückgewiesen hat.
Die Ausgangslage:
Wie mehrfach berichtet, stellten zwei Schweizer Investoren 2009 Pläne vor, für etwa 14 Millionen Euro ein viergeschossiges Gebäude mit Tiefgarage zu bauen. Nach anfänglich anderen Plänen sollte plötzlich Einzelhandel in dem Komplex einziehen, was die Stadt ablehnte, da sie zum Schutz der Innenstadt die Ansiedlung zahlreicher Branchen in diesem Bereich untersagt hatte. Es kommt zu einem Baustopp, zur Zahlungsunfähigkeit der Investoren und einem Insolvenzverfahren. Die Stadt musste zwangsweise Geld investieren, da unter anderem die Baustelle witterungsbedingt unsicher wurde. Vermutlich um die vier Millionen Euro. Anfang dieses Jahres kam es zum Verkauf an den Meistbietenden, zwei baden-württembergische Firmen setzten sich gegen acht andere durch.
Was ist geplant?
Auf der gut 2000 Quadratmeter großen Grundfläche soll über einer bereits hergestellten Tiefgarage ein Wohn- und Geschäftskomplex entstehen. Den neuen Besitzern geht es „um eine schnelle Realisierung“, sagte Kiechle jetzt. Die Vorstellungen, die die Bauherren als erstes vortrugen, sprengten allerdings so ziemlich alle Rahmenbedingungen, die die Stadt in einem Bebauungsplan festgelegt hatte, verlautete aus dem Verwaltungsumfeld. Nach einigem Hin und Her sehen derzeit „die Wünsche“(Kiechle) so aus: Zur Bahnhofstraße hin soll der Bau siebenstöckig werden, entlang der Mozart- sowie der Alpenstraße vierstöckig. „Ausdiskutiert ist das nicht“, betont der Oberbürgermeister, „wir brauchen eine städtebaulich gute Lösung und werden sie auch bekommen“. Möglicherweise werde jeweils ein Stockwerk weniger herauskommen. Auf der Vorderseite werde man sich an den Firsthöhen des Forums, des Sozialbau-Gebäudes sowie am früheren Bahnhofshotel orientieren.
Die Abläufe: Inzwischen hat sich der Gestaltungsbeirat des Stadtrates zweimal nichtöffentlich mit dem Thema befasst, wird dies voraussichtlich auch während der nächsten Sitzung erneut tun. Kiechle rechnet allerdings noch heuer mit einem Bauantrag, über den die Stadträte beratschlagen können. Die Lösungsansätze: Prinzipiell hat die Stadt Verständnis dafür, dass es den neuen Eigentümern um eine möglichst wirtschaftliche Umsetzung geht. Eventuell, sagt Kiechle, könne das gewünschte Volumen zusammenkommen, indem der Gebäudekomplex auf ein angrenzendes Grundstück der Sozialbau erweitert wird. Sozialbau-Geschäftsführer Herbert Singer spricht von einem Workshop, bei dem eine Zusammenarbeit diskutiert wird. Auf dem Gelände der städtischen Wohnungsbaugesellschaft stehen zwei denkmalgeschützte Häuser, die Sozialbau selbst könnte auch etwa 20 Wohnungen erstellen.
Die Nutzung: Über dem großen Loch soll es im Erdgeschoss und im ersten Stock eine gewerbliche Nutzung geben, in den Stockwerken darüber Kleinappartements mit 40 Quadratmetern und in den beiden obersten Stockwerken größere Wohnungen. Fix sei das aber nicht, sagt der Oberbürgermeister. Im Augenblick gehe es ausschließlich um die Kubatur und darum, dass „kein monolithischer Klotz entsteht“.