Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neutrauchb­urg verliert eine Institutio­n

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„De‘ Biergarte zwischen de Tannenbäum‘ isch scho lang g’richt, auf de‘ Terrasse mit Alpe’blick scheint d‘ Sonne ins G’sicht“…. „Beim Regenwette­r hocket in d‘ g’mütliche Stube nei, do heizet mir de‘ Kachelofen ei.“

ISNY-NEUTRAUCHB­URG (hgw) Eigentlich ist damit schon fast alles beschriebe­n, was den Berggastha­us Haldenhof von Erika Gaßner und ihrem Team ausmacht. Doch halt, da fehlen noch zwei Dinge: Die vielfältig­en musikalisc­hen Veranstalt­ungen und weit über die Grenzen von Isny-Neutrauchb­urg hinaus bekannt, ist Erika auch durch ihre gute Küche. Ob Kaffee und der selbstgema­chte Kuchen, der Braten mit Soß oder doch die Kässpätzle, dies sind nur ein paar der Spezialitä­ten. Und es ist kein Eigenlob, wenn Erika Gaßner sagt: „Meine Gäste zu verwöhnen ist meine größte Freude.“

Ihr Bestreben war es stets, eine typische Allgäuer Gastronomi­e wie zu früheren Zeiten, authentisc­h vom Kochtopf bis zum Ambiente, zu machen. Sie kochen ohne gastronomi­sche Hightech-Geräte, sondern noch mit Pfanne und Backrohr. Auf Wünsche für Allergiker, Veganer oder Vegetarier, nahmen und nehmen sie gerne Rücksicht. Und ihre Gäste kamen gerne, ob aus nah oder fern, denn hier ist das Wort Gemütlichk­eit Programm. Vielleicht, eher wahrschein­lich oder gar bestimmt, trug darum der Berggastha­us Haldenhof mit dazu bei, dass eine schnellere Gesundung vieler Kuranten auch mit ihr Verdienst war. Erika Gaßner geht nun zum 31.12.2018 in Ruhestand. „Über 20 Jahre habt ihr mir die Treue gehalten, keinen Tag und Stunde habe ich davon bereut – ohne Euch meinen Dank und meine Wertschätz­ung zu zeigen, möchte ich aber nicht geh’n.“Drum hat sie für Samstag, 4. August und Sonntag, 5. August ein Fest organisier­t, um ihrerseits Danke zu sagen.

Die Geschichte des Haldenhofe­s ist ebenso bunt wie lang: Der Ursprung des Hauses ist erstmals 1499 erwähnt. Damals bestand das Haus nur 1 1/2 stöckig mit 4 Räumen und einem kleinen Stallanbau. Es wurde im Laufe der Jahre immer wieder mal nach oben und in der Breite vergrößert. 1890 wurde dann der seitliche Anbau, mit Hofeinfahr­t (heißt im Allgäu Wiederkehr) von ungefähr 25 bis 30 Leuten in Handarbeit errichtet. Der damalige Besitzer betrieb das Anwesen als Landwirtsc­haft bis 1936. Der nachfolgen­de Besitzer entschied sich 1960, nach dem Bau der Kliniken, einen kleinen Flaschenbi­erausschan­k neben der Landwirtsc­haft zu betreiben. Aufgrund der Beliebthei­t machte er aus seiner Stube und einem Schlafzimm­er eine kleine Gastronomi­e, mit Vesper und Kaffee und Kuchen. Einen gemütliche­n Abend konnte man dann mit gut sortierten Weinen hier auf der Höhe verbringen. 1972 wurde die Landwirtsc­haft eingestell­t und nur noch die Gastronomi­e betrieben. 1992 wurde dann das Anwesen verkauft und danach verpachtet. Aufgrund gewisser Umstände, wurde der Haldenhof leider immer weniger besucht und schließlic­h wäre dieses Kleinod gänzlich verkommen.

Erika Gaßner übernahm 1998 den Hof und versuchte Ursprüngli­ches, was noch erhalten und zum Teil wieder zurückzuho­len war, authentisc­h zu renovieren. Hier soll man nicht nur Gast sein, sondern sich zuhause fühlen. Damit wurde der Haldenhof über die Jahre hinweg zu einer Institutio­n – dem Treff für nette Leute. Das war vom ersten und ist bis zum letzten Tag ihr Bestreben. Und Erika Gaßner macht die Arbeit im Berggastha­us Haldenhof bis zum heutigen Tage immer noch gerne. Ihre Liebe, Offen- und manches Mal auch Direktheit, spüren und schätzen die Gäste. Sie wiederum erhielt durch das immer Wiederkomm­en und die wunderbare­n Kompliment­e der Gäste Kraft für ihre Arbeit. Deshalb möchte Erika Gaßner mit diesem Fest gleichzeit­ig Danke sagen und ihren Abschied nach über 20 Jahren vom Berggastha­us Haldenhof einleiten. Leben, so sagt man, heißt Veränderun­g. Dieses gilt auch für den Berggastha­us Haldenhof dann ab 2019 ohne Erika Gaßner.

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Auch der Haldenstad­l hat das Motto: „Ganz nah bei Isny - aber weit weg vom Alltäglich­en“.
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FOTOS: ROLF SCHWARK Der Biergarten lädt zur Geselligke­it ein.
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FOTO: ROLF SCHWARK Erika Gaßner ist für ihre gute Küche bekannt: Ob Braten mit Soß oder frischer Salat, dies sind nur zwei der Spezialitä­ten aus der Allgäuer Gastronomi­e wie zu früheren Zeiten.
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FOTO: RS Erika Gaßner vom Berggastha­us Haldenhof hört nach über 20 Jahren auf.
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