Eine Bufdi-Stelle für Amtzell
Jugendliche wünschen sich direkten Ansprechpartner in der Gemeinde
AMTZELL (mag) - Das allgemeine Fazit des Jugendhearings Anfang Juni in Amtzell war: Jugendliche fühlen sich in ihrer Gemeinde wohl und leben gerne in Amtzell (die SZ berichtete). Trotzdem gibt es noch Potenzial und Verbesserungsmöglichkeiten in der Jugendarbeit vor Ort. Das haben in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats drei Jugendliche vorgestellt, die beim Jugendhearing dabei waren. Die Gemeinde hat schon erste Konsequenzen gezogen.
Eigentlich drei relativ konkrete Wünsche ziehen sich durch alle Themenfelder, die rund 30 Jugendliche an einem Nachmittag im Juni besprochen haben: Der Bolzplatz braucht ein Netz, der Grillplatz muss ordentlicher und noch interessanter werden – und es fehlt ein direkter Ansprechpartner in der Gemeinde. „Jugendbeteiligung ist allerdings kein Wunschkonzert“, sagte Stefanie Nandi vom Kreisjugendring in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Sie hat das Jugendhearing zusammen mit Schulsozialarbeiter Rudi Schmid-Geiger begleitet. Es sollten realistische Wünsche sein, erklärte Nandi. Die Aufgabe der jungen Amtzeller war, sich beispielsweise konkret zu überlegen: „Was müsste passieren, damit wir in sechs Monaten einen Ort vorfinden, an dem wir uns regelmäßig treffen können.“
Der ganz konkrete Wunsch nach einem Netz am Bolzplatz, damit der Fußball nicht immer in alle Winde davonfliegt, könnte bald in Erfüllung gehen: Das Netz sei bereits bestellt worden und bei der Gemeinde angekommen, sagte Bürgermeister Clemens Moll. Eine Idee sei, dass die Jugendlichen das Netz selbst anbringen, schlug Nandi vor.
Ideen: Newsletter und mehr Sport
Der 16-jährige Christian stellte den Wunsch der Jugendlichen nach einer besseren Busverbindung vor: „Abends und am Wochenende fahren die Busse nur sehr unregelmäßig.“Außerdem seien sie zu Schulzeiten immer extrem voll. Außerdem sollten die jungen Amtzeller besser über Ereignisse in ihrer Gemeinde informiert werden, stellte der 15-jährige Andreas vor: „Denkbar ist vielleicht ein Amtzell-Newsletter per Mail.“Bei den Mädchen sei vor allem der Wunsch nach mehr Sportangeboten groß, sagte die 14-jährige Alica: „Es könnte eine offene Gruppe angeboten werden, bei der sich Mädchen einmal in der Woche für Sport treffen.“Auch das Sommerferienprogramm für Ü-12-Jährige sei sehr beschränkt. Das sei tatsächlich in sehr vielen Gemeinden so, sagte Schulsozialarbeiter Schmid-Geider. In Amtzell sei deswegen ein mobiles Open-Air-Kino für ältere Jugendliche angedacht.
Worin sich alle Jugendliche einig waren: Ein direkter Ansprechpartner in der Gemeinde fehlt. Hier könnte das spezielle Programm „Jugend bewegt“des Landes helfen, sagte Nandi: „Zwei Jahre lang würde ein Jugendbetreuer die Gemeinde begleiten. Der Kreisjugendring würde beim Antrag helfen.“Das Potenzial für Jugendbeteiligung in Amtzell sei groß, die Jugendlichen wollten sich kümmern. Diesen Antrrag würde er gerne unterstützen, sagte Moll. Außerdem sei geplant eine Bundesfreiwilligen-Stelle an der Schule zu schaffen: „Der sogenannte Bufdi könnte dann auch für das ein oder andere Projekt in der Jugendbeteiligung eingesetzt werden.“Auch Georg Wößner von der Pfarrgemeinde wurde als möglicher Ansprechpartner für Jugendliche genannt.
Nächster Termin gewünscht
Allgemein zeigten sich die Gemeinderäten begeistert vom Einsatz und dem Engagement der Jugendlichen. Diesen Schwung sollte man nun mitnehmen und gleich weitere Treffen vereinbaren, sagte Lothar Heine: „Auf eine spezielle Stelle sollten wir nicht warten, sondern gleich weitermachen. Es darf kein ,sollte man mal machen’ geben.“Die Liste der interessierten Jugendlichen liege vor, antwortete Stefanie Nandi. Ein Termin für nicht verreiste Jugendliche sei in den Sommerferien machbar.
Ihm sei in den Aufzeichnungen aufgefallen, dass die Jugendkapelle relativ schlecht wegkomme, sagte Hans Roman: „ Wir sollten die Kapelle wieder attraktiver machen.“Er glaube dagegen nicht, dass es wirklich so chaotisch in der Kapelle zugeht, sagte Stefan Rilling: „Sie haben erst ein beeindruckendes Konzert gespielt.“Was noch nicht richtig geregelt sei, sei allerdings die Nachfolge von Dirigent Wolfgang Gebhart, der die Jugendmusikschule verlässt. Er werde sich mit dem Musikschulleiter zusammensetzen, sagte Moll.
Einen Jugendgemeinderat wird es in Amtzell wohl nicht geben, schlussfolgerten die Gemeinderäte. Aber die Jugendbeteiligung soll auf jeden Fall weiter unterstützt werden.