Schwäbische Zeitung (Wangen)

Anwohner von Radfahrern beschimpft

Bewohner von Unterau bei Amtzell leiden täglich unter ihrem Anfahrtswe­g

- Von Marlene Gempp

AMTZELL - Täglich wird sie beschimpft. Nur, weil sie nach Hause oder zum Einkaufen fährt. Radfahrer zeigen ihr den Stinkefing­er, rufen ihr Beleidigun­gen entgegen, schlagen gegen ihr Auto. Margot Oefinger wohnt in Unterau bei Amtzell. Nur zwei Gebäude stehen hier, parallel zur B32 zwischen Wangen und Amtzell. Wenn sie mit dem Auto über ihre Hofeinfahr­t fährt, zeigen Radfahrer kein Verständni­s. Das soll aufhören, wünscht sich die Amtzelleri­n.

Abgeschnit­ten sind die Anwohner von Unterau durch den Ausbau der Bundesstra­ße vor knapp 16 Jahren. Damals hatte das Grundstück noch eine eigene Zufahrt. Aufgrund von erhöhter Unfallgefa­hr schloss das Land diese Zufahrt aber, erzählt Oefinger. Es blieb den Anwohnern also nur noch die Abzweigung und ein kurzer „Schlenker“am Argenhof. Oder eben der offizielle Parallelwe­g zur B32 zwischen Geiselharz und Oberau, der zu dieser Zeit gebaut wurde. Wenn sie nun allerdings nach Hause fahren, werden die Anwohner seit Jahren beschimpft. „Die Radfahrer verstehen einfach nicht, dass wir hier fahren dürfen“, sagt Margot Oefinger. „Wie sollen wir denn sonst an unser Haus kommen?“Außerdem, so Oefinger, sei die Abzweigung Argenhof sehr gefährlich, die Autos fahren mit bis zu 100 Stundenkil­ometer vorbei. Einfach ist es also nicht für die Anwohner von Unterau, an ihr Haus zu gelangen. Fünf Familien, beziehungs­weise Mietpartei­en, sind davon betroffen.

Extra Unterführu­ngen gebaut

Genau deswegen gebe es ja den Parallelwe­g und die beiden Unterführu­ngen, eine in Geiselharz, eine bei Oberau, erklärt Erwin Butscher von der Straßenmei­sterei Wangen: „Es muss kein Auto als Linksabbie­ger auf der B32 stehen. Jeglicher Verkehr ist auf dem Weg zugelassen.“Radfahrer, die den Parallelwe­g als Radweg ansehen, hätten Unrecht. „Die Regelung funktionie­rt so schon seit gut 16 Jahren“, sagt Butscher. Kein Autofahrer habe wirklich einen Vorteil davon, diesen Weg zu nutzen, außer es ist Stau auf der B32. Deswegen sei es schon eher eine Anlieger-Sache, hier zu fahren. „Aber es wäre ja unlogisch, den Weg zu beschränke­n, nachdem wir ihn extra angelegt und auch die Unterführu­ngen gebaut haben“, sagt Butscher.

Neues „Anlieger frei“-Schild

Seit ein paar Tagen ist der Weg neu beschilder­t: „Anlieger frei“steht schwarz auf weiß unter dem geläufigen Verbotssch­ild roter Kreis auf weißem Grund. „Wenn diese Beschilder­ung angebracht ist, dürfen die Anwohner den ganzen Wirtschaft­sweg parallel zur B32 mit dem Auto befahren“, erklärt Günther Halder, Ortsbaumei­ster von Amtzell. Er hat die Beschilder­ung bei der Straßenmei­sterei Wangen angeforder­t. Auslöser ist die Baustelle an der B32 bei Oberau, wo den ganzen Sommer über der Bau eines Radwegs vorbereite­t wird. Aufgrund von Wartezeite­n vor der Ampel seien sehr viele Autofahrer über den Weg zwischen Geiselharz-Wiesflecke­n und der Abzweigung Oberau ausgewiche­n. Der Schleichve­rkehr soll eingedämmt werden. Momentan dürfen also Anlieger, Traktoren und Radfahrer diesen Weg offiziell benutzen.

Die Beschilder­ung sei aber nur für die Zeit der Baustelle angedacht, die bis Ende September für halbseitig­e und auch Vollsperru­ngen auf der B32 sorgen wird, erklärt Halder. Danach sind erneut alle Fahrzeuge zugelassen. Radfahrer, Autos, Traktoren und Motorräder teilen sich den Weg dann wieder. Und finden vielleicht eine friedliche Lösung, aneinander vorbeizufa­hren.

Ab Ende August folgt eine Vollsperru­ng der B32 auf dieser Strecke. Während der Vollsperru­ng wird eine Umleitung eingericht­et: Von Ravensburg kommend geht es dann über Geiselharz, Schomburg und Primisweil­er bis nach Niederwang­en auf die L320. Von Wangen aus müssen Verkehrste­ilnehmer über die L325 Richtung Leupolz und über Karsee, Vogt und Hannober bis nach Kofeld ausweichen. Nach der Vollsperru­ng wird der Verkehr erneut durch eine Ampelschal­tung geregelt, bis die Arbeiten Ende September fürs Erste beendet sein sollen.

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FOTOS: GEMPP Seit ein paar Tagen steht ein „Anlieger frei“-Schild an der Unterau. Nach der Baustellen­zeit an der B32 ist der Weg wieder für alle Verkehrste­ilnehmer gedacht.
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So sah die Hofeinfahr­t vor 16 Jahren aus. Eine eigene Einfahrt wünschen sich die Bewohner zurück.

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