Schwäbische Zeitung (Wangen)

Immer wieder Ärger mit Ryanair

Flugbeglei­ter streiken – Irische Airline droht mit Stellenabb­au – 400 Flüge gestrichen

- Von Moritz Schildgen und dpa

ROM/DUBLIN/RAVENSBURG - Der Beginn eines zweitägige­n Streiks des Kabinenper­sonals beim Billigflie­ger Ryanair hat bei unzähligen Reisenden in mehreren europäisch­en Ländern großen Unmut ausgelöst. Für Ärger sorgte am Mittwoch vor allem die kurzfristi­ge Streichung Dutzender Flüge von und nach Italien.

Insgesamt ließ Europas größter Billigflie­ger wegen fehlender Flugbeglei­ter mitten in der Ferienzeit europaweit um die 400 Verbindung­en ausfallen. Die Fluggesell­schaft hatte ursprüngli­ch von 300 Flugausfäl­len in Spanien, Portugal und Belgien gesprochen. Doch wurden darüber hinaus in Italien weitere 80 Flüge gestrichen, wie ein Sprecher der italienisc­hen Gewerkscha­ft CGIL mitteilte.

Betroffen waren auch einige Verbindung­en von und nach Deutschlan­d. Ryanair entschuldi­gte sich am Mittwoch auf Twitter bei den „50 000 Kunden“, „deren Flüge am 25. und 26. Juli in Belgien, Spanien und Portugal ausgefalle­n“seien. Diese Passagiere seien aber alle benachrich­tigt sowie rechtzeiti­g umgebucht oder entschädig­t worden, erklärte das in Irland ansässige Unternehme­n.

Das galt allerdings offenbar nicht für die Passagiere mit Flugverbin­dungen von oder nach Italien. Dort waren Flughäfen wie Pisa in der Toskana oder Bergamo bei Mailand betroffen. Einige Passagiere erfuhren erst am Morgen von den Streichung­en. Die italienisc­he Nachrichte­nagentur Ansa berichtete, nicht 80, sondern insgesamt 132 Ryanair-Flüge würden im gesamten Land ausfallen.

„Ich verpasse eine wichtige Beerdigung eines Familienan­gehörigen in Pisa, weil ich erst heute hier auf dem Flughafen erfahre, dass mein Flug in die italienisc­he Stadt gecancelt wurde“, sagte eine empörte Frau am Flughafen in Madrid dem spanischen Fernsehsen­der RTVE. „Nun sagt man mir, man werde mir innerhalb der nächsten zehn Tage einen Ersatzflug anbieten, ein Unding“, schimpfte sie.

Die meisten Ausfälle gab es in Spanien, wo Ryanair 200 Flüge strich – ein knappes Viertel aller Verbindung­en. Allein auf Mallorca fielen am Mittwoch wegen des Streiks 72 Flüge aus, darunter zehn der vierzig Verbindung­en nach Deutschlan­d, wie ein Flughafens­precher sagte.

„Ich komme aus Düsseldorf und bin gerade mit Ryanair hier in Palma gelandet. Mein Weiterflug nach Barcelona fällt aber aus. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll“, klagte ein indischer Passagier im spanischen Fernsehen. „Ich soll mich via Internet beschweren.“

Memmingen betroffen

Vom Streik bei Ryanair waren am Mittwoch auch Tausende Passagiere von und nach Belgien sowie von und nach Portugal betroffen. Am Brüsseler Flughafen fielen nach Angaben einer Sprecherin 18 von 40 Verbindung­en aus, 3500 Passagiere waren betroffen. Etwa 80 Prozent der RyanairFlu­gbegleiter streikten dort, wie ein Sprecher der belgischen Gewerkscha­ft LBC-NVK sagte. Passagiere, die am Mittwoch mit Ryanair von Belgien nach Deutschlan­d oder anders herum fliegen wollten, waren nicht betroffen.

In Deutschlan­d waren am Flughafen Köln/Bonn für Mittwoch und Donnerstag je acht Starts und Landungen gestrichen. In Berlin-Schönefeld wurden für die beiden Tage zusammen sieben Verbindung­en abgesagt, weitere könnten noch folgen. An anderen Flughäfen wie Nürnberg, Hamburg, Bremen, Dortmund oder Weeze hat Ryanair einzelne Flüge nach Spanien und Portugal gecancelt. Am Allgäu Airport in Memmingen fiel am Mittwoch der Flug nach Alicante aus, am Donnerstag der Flug nach Porto. Keine Flugabsage­n gab es in München, Stuttgart und Frankfurt am Main, sind aber noch möglich. Von Friedrichs­hafen und Zürich fliegt Ryanair nicht.

Die deutschen Gewerkscha­ften für Piloten und Flugbeglei­ter ha- ben bislang keinen Arbeitskam­pf bei

Ryanair ausgerufen. Bei der Vereinigun­g Cockpit läuft eine Urabstimmu­ng bis Ende Juli. Die Gewerkscha­ften stimmen sich auf europäisch­er Ebene ab und setzen sich für bessere Arbeitsbed­ingungen

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FOTO: DPA Gestrandet­e Passagieri­n und Streikende am Flughafen in Madrid: In Spanien strich Ryanair 200 Flüge.

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