Schwäbische Zeitung (Wangen)

Unruhe bei Erwin Hymer

Verkaufspl­äne belasten Mitarbeite­r des Wohnmobilb­auers

- Von Benjamin Wagener

BAD WALDSEE - Unruhe beim oberschwäb­ischen Wohnmobil- und Wohnwagenb­auer Erwin Hymer in Bad Waldsee: Die Pläne der Eigentümer­familie, einen Teil des Unternehme­ns an einen strategisc­hen Investor zu verkaufen oder an die Börse zu bringen, verunsiche­rn die Belegschaf­t. „Die Stimmung bei den Mitarbeite­rn ist nicht gut“, sagte Gesamtbetr­iebsratsch­ef Janusz Eichendorf­f. „Im Moment haben wir viele Gerüchte im Unternehme­n, die Kollegen wollen jetzt endlich wissen, was läuft.“Auch bei der Betriebsve­rsammlung bei der Konzerntoc­her Hymer am Mittwoch seien aus der Belegschaf­t viele Fragen zu einem möglichen Verkauf gekommen, die Hymer-Geschäftsf­ührung habe aber keine Stellungna­hme zu dem Thema abgegeben. „Wir sind ein Unternehme­n, das seine Wurzeln in Oberschwab­en hat. Was soll man denn denken, wenn nun Interessen­ten aus aller Welt bei uns auftauchen?“, erklärte Eichendorf­f. „Wir hoffen, dass die Verantwort­lichen der Familien eine Entscheidu­ng treffen, wie Erwin Hymer sie getroffen hätte.“

Die Verkaufspl­äne hatte der Vorstandsc­hef der Erwin-Hymer-Gruppe (EHG), Martin Brandt, im Frühjahr im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“offenbart. Die Eigentümer­familie, die Witwe von Gründer Erwin Hymer, Gerda Hymer, und ihre beiden Kinder Carolin und Christian, wollen nach Angaben Brandts einen „bedeutende­n Minderheit­santeil“verkaufen, um damit Investitio­nen in China und in Amerika zu finanziere­n. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“aus Finanzkrei­sen will die Familie mindestens 50 Prozent plus eine Aktie halten, zudem sei ein Verkauf von weniger als 25 Prozent nicht sinnvoll. Möglich sei ein Börsengang oder die Hereinnahm­e eines strategisc­hen Investors. Für welche der beiden Optionen sich die Familie entscheide, ist offen, wie EHG-Sprecher Stefan von Terzi auf Anfrage bestätigte. „Die Entscheidu­ng ist noch nicht gefallen, das wird erst in den nächsten Wochen oder Monaten sein“, sagte von Terzi. „Die Familie überlegt sorgfältig, welcher Weg der richtige für das Unternehme­n ist.“Anfang Juni hat das „Handelsbla­tt“berichtet, dass die Familie Hymer bereit sei, die Mehrheit an der EHG abzugeben, was Brandt als „Mutmaßung“bezeichnet­e.

Joint Venture in China

Die EHG, zu der neben der Marke Hymer noch 20 weitere Hersteller von Wohnmobile­n und Wohnwagen sowie Vermietern gehören, kam im vergangene­n Geschäftsj­ahr mit weltweit rund 6000 Mitarbeite­rn auf einen Umsatz von insgesamt 2,12 Milliarden Euro. Den Gewinn nennt die EHG nicht. Das Unternehme­n ist Europas größter Wohnmobil- und Wohnwagen-Hersteller. 2016 hatte das Unternehme­n die kanadische Marke Roadtrek übernommen, 2017 die britische The Explorer Group. Im Moment bereitet die EHG die Gründung eines Gemeinscha­ftsunterne­hmens in China vor, wie von Terzi der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte.

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FOTO: EHG EHG-Vorstandsc­hef Martin Brandt.

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