Feuer halten Europa in Atem
Griechenland befürchtet weitere Todesopfer – Schweden wirft Bombe über Waldbrandgebiet ab
ATHEN (dpa) - Gab es Evakuierungsanweisungen, Notfallszenarien, Rettungsleitlinien, gab es überhaupt irgendeinen Plan? Das fragen sich am Mittwoch die Überlebenden der Feuerkatastrophe bei Athen ebenso wie Journalisten, Politiker und letztlich ganz Griechenland, das mit den Menschen in der betroffenen Region leidet. Bisher hat das Feuerinferno, das in der Nacht zum Dienstag östlich von Athen wütete, 80 Menschen in den Tod gerissen. Und immer noch werden abgebrannte Häuser nach Vermissten durchsucht.
„Wir hatten 2007 Waldbrände, wir hatten 2009 Waldbrände – wieso war die Stadt nicht vorbereitet?“, fragt eine Anwohnerin am Mittwoch weinend in die Fernsehkameras.
Am Mittwoch leitete die griechische Justiz erste Ermittlungen in die Wege. Es werde nach den Ursachen der Katastrophe gesucht, teilte die Staatsanwaltschaft von Athen mit. Derweil durchforsten die Rettungskräfte die Ruinen. Bei den bisher 80 Toten handelt sich um eine vorläufige Bilanz, Dutzende Menschen werden noch vermisst. „Die Suche nach diesen Menschen dauert an“, sagte eine Sprecherin der Feuerwehr. Die Bürgermeister der Region befürchten, dass die Zahl der Toten dreistellig werden könnte.
Strom und Wasser gibt es noch längst nicht wieder in den betroffenen Gebieten, die Elektrizitätsgesellschaft arbeitet an der Wiederherstellung und versprach am Mittwoch, das Netz bis Samstag weitgehend wieder hergestellt zu haben.
Etwa 200 Fachleute vom Ministerium für Infrastruktur und Verkehr haben damit begonnen, die Schäden zu registrieren. Ihnen zufolge sind hunderte Häuser einsturzgefährdet und unbewohnbar. Derweil läuft die versprochene Hilfe aus anderen EUStaaten an. Die meisten Brände, die in den vergangenen Tagen bewohnte Gebiete bedrohten, seien unter Kontrolle, hieß es bei der griechischen Feuerwehr.
Wieder mehr Flammen in Schweden
Währenddessen griffen Rettungskräfte bei den Waldbränden in Schweden zu ungewöhnlichen Mitteln: Am Mittwoch warfen zwei Militärflugzeuge eine Bombe über einem der Feuer ab. Die Explosion verdränge den Sauerstoff und die Druckwelle sorge dafür, dass die Flammen im Umkreis von 100 Metern ausgingen, sagte ein Sprecher schwedischen Medien. Das habe beim ersten Probeabwurf auch gut funktioniert. Der Brand in Älvdalen in der Region Dalarna ist besonders gefährlich, weil er auf einem militärischen Übungsgelände ausbrach. Hier ist nicht nur das Terrain schwer zugänglich, es gibt auch nicht detonierte Munition. Deshalb durften die Rettungskräfte das Gebiet nicht betreten. Die Flugzeuge warfen eine GPS- und lasergesteuerte Bombe ab. Auf andere Brände werde die Methode voraussichtlich aber nicht angewandt, hieß es.
In ganz Schweden stieg die Zahl der Waldbrände am Nachmittag wieder auf mehr als 40 an. Teils durchbrechen die Feuer auch die in den vergangenen Tagen mühsam geschaffenen Begrenzungslinien. Ende der Woche soll es allerdings zum ersten Mal seit Wochen wieder anhaltend regnen. Das könne die Waldbrandlage etwas beruhigen, teilte der Wetterdienst mit.